Achtung! Wenn du erst einmal beginnst, Langzeitbelichtung mit Filter zu machen, wirst du nicht so schnell wieder davon loskommen. Falls du nebeliges Wasser und verwischte Wolken genau so liebst wie wir, verraten wir dir hier:
Ist Filterfotografie noch ganz neu für dich? Dann lies dir vorab unseren Artikel Fotofilter – Einfacher Einblick in die Filterfotografie durch.
Übrigens, wir verstehen unter Langzeitbelichtungen Aufnahmen, die du von mehreren Sekunden bis zu einigen Minuten belichtest. Dadurch entstehen am Foto verwischte Bewegungen. Wasser wirkt seidig, neblig und Wolken werden verwischt und vermitteln Bewegung.
Welche Filter brauchst du für Langzeitbelichtungen?
Grundsätzlich kommt es auf die Lichtverhältnisse an und welche Langzeit-Belichtungseffekte du erzeugen willst. Wenn du in der Nacht oder bei schlechten Lichtverhältnissen (= dunkel) fotografierst, brauchst du vielleicht gar keinen Filter. Wie das funktioniert findest du in unserem Artikel Langzeitbelichtung ohne Filter.
An einem sonnigen Tag oder um spezielle Effekte erzielen zu können, wirst du jedoch um folgende Filter nicht herum kommen.
Graufilter
Die Grundlage für Langzeitbelichtungen bei Sonnenlicht ist ein Graufilter. Er tut nichts anderes als Licht weg zu nehmen. Das neutrale Grau sorgt dafür, dass weniger Licht auf deinen Kamerasensor kommt. Ohne Filter wären die hellen Stellen am Bild total überbelichtet und du hättest nur mehr weiße Flächen.
Graufilter gibt es in verschiedenen ND (Neutral Density) Stufen. Von ganz hellem Grau bis zu Dunkelgrau (Schwarz). Je höher der ND Wert, desto längere Belichtungszeiten kannst du wählen. Damit längere Belichtungszeiten auch bei Sonnenschein möglich sind, verwenden wir einen Rollei ND1000 Filter.
Je nachdem wieviel oder wenig Licht da ist, kann auch weniger starker Graufilter ausreichen. Wie lange du wirklich belichten musst, kannst du selbst mit Testfotos ausprobieren. Es gibt auch Spickzettel oder Apps, die dir verraten, was du einstellen musst. Bei Systemkameras mit Livevorschau (wie bei unserer Fuji XT-2) kannst du oft gleich sehen, wie sich der Filter auswirkt.
Fotobeispiel mit und ohne Graufilter
Hier ein Beispiel eines Motivs, dass bei Sonnenschein aufgenommen wurde.
Bei dem Brunnenfoto oben schien die Sonne. Ohne Graufilter war bei ISO 100 & Blende 8 kein verwischen des Wassers möglich. Es war einfach zu viel Licht da. Deshalb haben wir einen Graufilter ND1000 verwendet, um die Langzeitbelichtung unten aufzunehmen.
Durch die Langzeitbelichtung wirkt das Wasser dynamischer und du kannst die Fließbewegung zeigen. Welches Bild gefällt dir besser? :-)
Grauverlaufsfilter
Um eine Langzeitbelichtung gleichmäßig zu belichten und helle Stellen zu vermeiden, nehmen wir einen Grauverlaufsfilter. Speziell für die – oft sehr hellen – Wolken macht ein Verlaufsfilter Sinn.
Tipp: Wenn du zwischen Hoch- und Querformat wechselst, vergiß nicht, den Verlaufsfilter zu drehen. Der dunkle Teil muß für den Himmel oben sein!
Polfilter
Für sattere Farben und um Spiegelungen z. B. auf der Wasseroberfläche zu reduzieren, haben wir gerne einen Polfilter im Einsatz. Im Video kannst du sehen, wie sich der Polfilter auswirkt:
Pass auf, dass du beim Einsatz des Polfilters nicht übertreibst. Das erkennst du daran, dass z. B. der Himmel extrem dunkelblau ist und unnatürlich wirkt. Der Polfilter nimmt dir auch Licht weg, das kann dir zusätzliche Sekunden für deine Langzeitbelichtung schenken.
Was du sonst noch für die Filterfotografie brauchst
Stativ
Den Einsatz eines Stativs würden wir dir in dem Fall sehr ans Herz legen. Wenn du die Kamera mit Filtern einfach irgendwo auflegst, z. B. amBoden, ist die Gefahr groß, dass du deine Ausrüstung beschädigst.
Mit dem Stativ kannst du deine Kamera viel leichter dort aufbauen, wo du deine Langzeitbelichtung machen willst. Wir haben derzeit zwei Stative im Einsatz, die jeweils andere Vorteile haben:
- Manfrotto Carbon Stativ mit kurzer Mittelsäule – durch die kurze Mittelsäule können wir ganz knapp über dem Boden fotografieren.
- Rollei Travel XL Stativ – leichtes Carbon Stativ. Nicht so stabil wie die anderen, aber super für unsere Städtetrips und langen Wanderungen.
Fernauslöser
Bei den meisten Kameras kannst du nur Belichtungszeiten bis maximal 30 Sekunden auf der Kamera einstellen, danach erscheint der Begriff “Bulb”. Um längere Belichtungszeiten auswählen zu können, benötigst du einen Fernauslöser. Diesen gibt es in verschiedensten Formen:
- Kabelfernauslöser: Der Fernauslöser wird via Kabel mit deiner Kamera verbunden.
- Vorteil: Braucht je nach Modell keine Batterien und belastet den Kameraakku am wenigsten.
- Nachteil: Eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch das Kabel.
- Funkfernauslöser – bestehen meist aus zwei Teilen, die via Funk verbunden sind. Der Empfänger wird mit der Kamera verbunden und der Auslöser schickt ein Signal zum Empfänger ohne Kabel. Wir haben den Miops Mobile Remote im Einsatz.
- Vorteil: Bedienung ohne Kabel angenehmer
- Nachteil: Braucht extra Batterien
- Fernauslöser via App – neuere Kameras, wie z. B. unsere Fujifilm X-T2, können über eine App am Smartphone ausgelöst werden. Dazu muss die Wlan Funktion an der Kamera eingeschalten werden. Danach verbindest du dich mit der App und kannst Einstellungen und Auslösung steuern.
- Vorteile: Kein Kabel, kein zusätzlicher Fernauslöser benötigt.
- Nachteile: Das Wlan frisst Strom aus dem Akku. Die technische Handhabung mit Wlan, zur App verbinden, etc. dauert etwas und funktioniert nicht immer. Bei unserer Nikon funktioniert das leider nicht gut.
Putzzeug
Ein Putztuch und Reinigungsmittel für die Filter solltest du immer dabei haben. Speziell wenn du am Meer, bei Wasserfällen oder sonstigen “nassen” Motiven deine Langzeitbelichtungen machst. Am Besten eignet sich ein weiches Brillenputztuch. Es nimmt nicht viel Platz weg und jeden Tropfen oder Staub, den du nicht auf deinen Filtern hast, spart dir in der Nachbearbeitung Zeit.
Tipp: Kontrolliere auch während des Fotografierens, ob deine Filter noch sauber sind. Im Eifer des Gefechts haben wir leider schon mal drauf vergessen und mussten schöne Fotos löschen, weil sie einfach nicht zu retten waren.
Langzeitbelichtungen Schritt für Schritt – so funktioniert es:
Diese Schritt für Schritt Anleitung zeigt dir, was du beachten musst, wenn du mit einer Spiegelreflexkamera und einem Filterhalter arbeitest. Solltest du eine Systemkamera haben, kannst du dir einige Punkte sparen.
Die beiden Filterhalter, die wir verwenden, bestehen aus folgenden Teilen:
- Adapterring: Je nach Objektivdurchmesser gibt es einen entsprechenden Adapterring. Dieser wird auf das Objektiv geschraubt.
- Filterhalter: Auf dem Adapter selbst wird dann der Filterhalter angebracht, der drehbar ist und zwei bis drei Einschübe für die Filter hat.
Wenn du eine Langzeitbelichtung mit Filter machen willst, solltest du dich an diese Schritte halten:
- Montiere den Filterhalter. Das Anschrauben der Adapterringe geht leichter, wenn du die Kamera noch nicht am Stativ hast.
- Wähle Motiv, Ausschnitt, Blende und stelle den Fokus ein, damit du ein scharfes Foto bekommst. Schalte den Verwacklungsschutz (VR oder IS abgekürzt) auf deinem Objektiv aus, falls vorhanden.
- Bei Verwendung eines Polfilters: Stelle den Polfilter ein. Wir drehen solange am Polfilter, bis uns die Einstellung gefällt. Achtung, nicht zu dunkel machen, das könnte sonst komisch ausschauen!
- Bei Verwendung eines Grauverlaufsfilter: Setze den Verlaufsfilter ein und positioniere ihn so, dass er die hellsten Bereiche (meist Himmel und Wolken) abdeckt.
- Mache eine Testaufnahme und prüfe, ob Schärfe und Fokuspunkt passen.
- Bevor du einen Graufilter einsetzt: Bei sehr dunklen Graufiltern stelle scharf und dann den Autofokus auf manuell. Danach darfst du den Bildausschnitt nicht mehr ändern, damit die Schärfe passt. Durch den Graufilter kann es so dunkel werden, dass der Autofokus nicht mehr funktioniert und die Kamera nicht auslöst. Durch das Umstellen auf manuellen Fokus umgehst du dieses Problem. Da du vorher schon scharf gestellt hast, brauchst du nicht erneut fokussieren. Bei schwächeren Graufiltern oder Verwendung einer Systemkamera kann es sein, dass die Kamera trotz Graufilter noch fokussieren kann. Wenn das klappt, kannst du natürlich den Autofokus verwenden und brauchst nicht auf manuell umstellen.
- Graufilter wird eingeschoben – spätestens beim Einsatz des ND1000 sehen wir bei unser Nikon D500 nichts mehr durch den Sucher. Bei unseren Filterhaltern haben wir zumindest zwei Einschübe für Filter. Bei Verwendung von zwei Filtern gleichzeitig, hat sich bei uns folgendes bewährt:
- Platziere den Graufilter immer im Einschub, der näher an der Linse ist.
- Platziere den 2. Filter, bei uns meistens ein Grauverlaufsfilter (für den Himmel), im 2. Einschub.
- Selbstauslöser auf zwei Sekunden & Spiegelvorauslösung – damit wir nichts verwackeln, stellen wir den Selbstauslöser auf zwei Sekunden. Bei Spiegelreflexkameras aktivieren wir auch die Spiegelvorauslösung. Bei unserer Systemkamera gibt es keinen Spiegel, somit gibt es keine Spiegelvorauslösung. Wenn du mit einem Fernauslöser arbeitest, kannst du dir den Selbstauslöser sparen.
Spiegelvorauslösung, was ist das? Bei dieser Einstellung klappt die Kamera den Spiegel zuerst in die Höhe und die Aufnahme startet nach einigen Sekunden. Dadurch wird sicher gestellt, dass die Vibrationen, die durch das Hochklappen des Spiegels entstehen, dein Bild nicht verwackeln. - Belichtungszeit wählen & Aufnahme machen.
- Bild kontrollieren & Anpassung der Belichtungszeit vornehmen.
Typische Fehler und wie du sie vermeidest:
- Manueller Fokus – sobald du irgendetwas am Ausschnitt änderst, stelle den Autofokus wieder auf Automatik, um ein scharfes Foto zu bekommen.
- Formatwechsel – wenn du zwischen Hoch- und Querformat wechselst, prüfe, ob Pol- und Verlaufsfilter richtig eingestellt sind. Also die dunkle Seite des Verlaufsfilters am oberen Bildrand ist.
- Unscharfe Bilder – Prüfe, ob alle Hebel auf deinem Stativ fest zugeschraubt sind. Bist du während der Belichtung am Stativ angekommen, z. B. mit deinem Fuß oder dem Kabel des Fernauslösers? Dann kann das der Grund sein.
- Sensorflecken – Flecken am Sensor kommen bei Langzeitbelichtungen noch stärker heraus. Versuche daher immer deinen Sensor sauber zu halten. Notfalls kannst du Sensorflecken mit dem Pinselwerkzeug im Nachhinein in Lightroom entfernen.
Welche Filter wir verwenden:
Wir haben zwei Filtersets. Unser Lieblingsfilterset ist das von Rollei, das wesentlich günstiger ist und aus folgenden Teilen besteht:
- Rollei Rechteckfilter Starter Kit mit einem Polfilter und einem Grauverlaufsfilter, sowie Filterhalter und Adapterringen.
- Rollei Rechteckfilterset für Langzeitbelichtung. Dieses Set enthält drei Grauverlaufsfilter in unterschiedlichen Stärken. Der stärkste davon ist der ND1000 Graufilter. Dieser nimmt sehr viel Licht weg und ist speziell für Langzeitbelichtungen bei Sonnenschein im Einsatz.
Die Fotofilter sind aus Glas und die Verarbeitung ist hochwertig. Wir lieben die Handhabung, auch wenn du beim Montieren von Adapter- und Filterhalterring zu Beginn etwas Geduld brauchst. Je öfter du das macht, desto leichter klappt es. Toll finden wir die unterschiedlichen Adapterringgrößen, die im Starterkit enthalten sind. So können wir die Filter auf unser Nikon als auch auf der Fuji verwenden. Weitere Punkte, die für Rollei sprechen sind der günstige Preis und, dass sie leicht erhältlich sind.
Tipp für´s Montieren des Adapterrings: Die Linse horizontal halten, dann verkantet das Gewinde nicht so leicht.
Kaufen kann du die Filter direkt bei Rollei (da gibt es immer wieder Aktionen), im Fotofachhandel oder gebraucht.
Lesestoff zum Thema Filterfotografie
Du bist auf den Geschmack gekommen und möchtest dich weiter in die Filter Fotografie einlesen, dann empfehlen wir dir das Buch Filterfotografie (hier geht es zu unserer Buchrezension) erschienen im mitp Verlag.
Hilfe bei der Filterfotografie
Fotografieren mit Filtern gehört definitiv schon zu den fortgeschrittenen Themen. Am Anfang muß man an vieles denken, denn es geht ja nicht nur um die richtigen Kameraeinstellungen, sondern auch um eine spannende Bildgestaltung. Das alles unter einen Hut zu bringen und nichts zu vergessen braucht Übung.
Sehr gerne unterstützen wir dich bei deinem Einstieg in die Filterfotografie. In unserem Wunderwelt Wasser Selbstlernkurs erklären wir dir den Ablauf in Videos nochmal ganz einfach an der Kamera. Außerdem erfährst du, wie du richtig mit dem Stativ arbeitest und die typischen Fehler in der Filterfotografie vermeidest. Die hilfreichen Spickzettel mit genauen Schritt-für-Schritt-Anleitungen kannst du dir zum Fotografieren mitnehmen.
Im Kurs ist auch unser Wunderwelt Wasser E-Book mit 40 kreativen Fotoideen enthalten oder du kannst es separat kaufen. Dort findest du jede Menge Tipps zur Bildgestaltung und mehr als inspirierende 170 Beispielfotos. Die vorgestellten Motive reichen von Seenlandschaften über Wasserpflanzen & -tiere bis zu Booten & Brunnen.
Sehr gerne unterstützen wir dich auch mit einem persönlichen 1:1 Online-Coaching, wenn du Fragen hast oder hilfreiches Feedback zu deinen Wasserfotos möchtest.
Das Wichtigste ist, dass du Spaß beim Fotografieren hast! Wir wünschen dir spannende Motive und Bilder, die dir Freude machen.