Was für einen enormen Unterschied es bei der Vogelbeobachtung und Vogelfotografie macht, wenn man sich wirklich auskennt, haben wir bei unserer Rangertour mit dem bekannten österreichischen Ornithologen Leander Khil im Nationalpark Neusiedlersee erst so richtig begriffen.

Leander Khil kann die Natur „lesen“. Wenn er bei einem Baum ein von einem Vogel gemachtes Loch sieht, weiß er genau, ob dieses jetzt noch genutzt wird und welche Vogelart hier tätig gewesen ist. Durch das Erkennen der Vogelgesänge kann er die Tiere nicht nur identifizieren, sondern in Kombination mit dem Feldstecher auch sehr gut orten. So macht Vogelbeobachtung und Vogelfotografie nicht nur ungleich viel mehr Spaß, sondern wird auch extrem spannend. Deshalb haben wir hier verschiedene hilfreiche Bücher, Apps und Links zusammen gestellt, die dir helfen, selbst zum Vogelprofi zu werden und in weiterer Folge fantastische Vogelfotos aufzunehmen. In einem weiteren Artikel werden wir uns der Kameratechnik und Bildgestaltung in der Vogelfotografie widmen.
1. Warum Bücher & Tools die Vogelfotografie bereichern
Mit den Vögeln ist es wie mit der Fotografie. Je besser du dich auskennst, desto mehr hast du davon. Denn, wenn du weißt, wie du deine Kamera selbst einstellst und dein Motiv mit kreativer Bildgestaltung spannend in Szene setzen kannst, dann sind fantastische Bilder keine Zufallstreffer mehr. Stell dir vor, du möchtest z. B. gerne bunte Bienenfresser fotografieren. Mit einer kurzen Internetrecherche auf den richtigen Seiten kannst du schnell herausfinden, ob und wenn ja, wo, sie in deiner Gegend vorkommen und wann sie im Frühling mit dem Vogelzug wieder hier eintreffen.
Du kannst dir mit einer App ihren Gesang anhören oder in einem Bestimmungsbuch bezüglich ihrem Lebensraum, ihrem Futter und Verhalten nachlesen. Wenn du die Bienenfresser auch fotografieren willst, macht es Sinn, dich vorher auch mit den passenden Kameraeinstellungen zu beschäftigen und dir Inspiration für die Bildgestaltung zu holen. Dann gehst du ganz gezielt zur richtigen Zeit an den richtigen Ort und hast sehr gute Chancen, diese wunderschönen Tiere tatsächlich zu entdecken und auf eindrucksvollen Bildern festzuhalten. Ganz wichtig ist natürlich auch, dass du bei der Wildtierfotografie immer weißt, wie du dich richtig verhältst. Gerade wenn Vögel brüten, gibt es einiges zu beachten, um keinen Schaden anzurichten.
Vogelfotografiebücher
Wir haben drei verschiedene Bücher unter die Lupe genommen und sagen dir, welche Vor- und Nachteile sie haben und für welches Können und Interesse sie am besten geeignet sind. Voraussetzung ist, dass du Belichtungszeit, ISO und Blende bei deiner Kamera bereits selbst einstellen kannst, um wirklich von den Tipps profitieren zu können.
Vögel fotografieren – Fantastische Fotos federleicht
Beim Buch von Detlef Hase aus dem Bildner Verlag gefällt uns gut, dass zuerst einmal ein ausführliches Kapitel inspirierenden Fotoideen gewidmet wird. Der Autor stellt darin Klassiker wie den goldenen Schnitt vor, aber auch verschiedene Anregungen für Aufnahmen mit Bewegung, Serien, Reportagen und zu Verhaltensweisen wie Gefiederpflege. Erst danach folgen die Kapitel zu Fotoausrüstung und Kameratechnik. Darüber hinaus werden Fotomöglichkeiten Zuhause, auf Reisen und rund ums Jahr präsentiert. Sehr gut finden wir die Verhaltensregeln für verantwortungsvolle Vogelfotografie!
Unser Fazit: Das wichtigste Wissen wird in Vögel fotografieren* einfach erklärt und mit soliden Fotos untermauert. Das Layout und die Bilder wirken für uns allerdings teilweise etwas in die Jahre gekommen. Wir schätzen den festen Einband und das praktische Lesebändchen. Ein gute Wahl für Vogelfotografie Anfänger, die sich noch mehr auf die Grundlagen der Bildgestaltung und Kameratechnik fokussieren wollen.
Vogelfotografie – Die große Fotoschule
Dieses Gemeinschaftswerk von Alexander Ahrenhold, Eike Mross und Hans-Peter Schaub aus dem Rheinwerk Verlag ist eine tolle Mischung aus Kameratechnik, Bildgestaltung, Praxis-Workshops und Fotolocations. Am Anfang wird gleich auf das wichtige Thema Naturschutz eingegangen, für uns könnten hier ruhig konkretere Verhaltenstipps gegeben werden. Das Buch wird abgerundet mit Arten-Steckbriefen, einem Glossar ornithologischer Fachbegriffe und Buch- & App-Empfehlungen.
Sehr gut finden wir, dass auf den Einsatz des Back-Button-Fokus (AF-ON Taste) und Fokusgruppen eingegangen wird.
Unser Fazit: Vogelfotografie – Die große Fotoschule* ist ein ansprechend gestaltetes Buch mit einer gelungene Mischung aus Theorie, Praxis und schönen Fotos. Besonders gut gefallen uns die ausführlichen Workshops mit Angaben zu Schwierigkeitsgrad, Vorbereitung, Verhalten, besten Zeiten und Orten. Sehr hilfreich finden wir auch die Vorstellung der Fotolocations: 7 in Deutschland, sowie in der Camargue, am Neusiedler See in Österreich, den norwegischen Lofoten und Fotoverstecken in den Niederlanden.
Die Bildgestaltung wird hier recht kurz abgehandelt. Die Infos im Buch sind teilweise ziemlich komplex, wie z. B. das Fotografieren mit Teleblitz oder das Bauen einer Lichtschranke. Daher würden wir dieses Buch Fortgeschrittenen empfehlen, die eher auf Technik fokussiert sind.
Das Buch wird, im Vergleich zu den anderen, in Plastikfolie eingeschweißt verkauft. Der Rheinwerk Verlag argumentiert das damit, dass beschädigte Bücher (Abrieb, angestoßene Ecken, etc.) sofort im Handel aussortiert oder von Kunden reklamiert werden. Nach eigenen Angaben wird nach Alternativen Ausschau gehalten.
Kompendium der Vogelfotografie – Fotowissen, Vogelverhalten, Aufnahmepraxis und artenspezifische Workshops
Wie viele Naturfotografiebücher aus dem dpunkt Verlag wurde auch dieses Werk Daan Schoonhoven herausgegeben. Im Buch findest du jedoch Beiträge von 10 niederländischen Fotografen, was ich sehr spannend finde, weil man so unterschiedliche Herangehensweisen und Stile kennenlernt. Die Kapitel sind in dem Buch thematisch bunt durcheinander gemischt, aber farblich kodiert in die Bereiche Know-How (z. B. Artenkenntnis, Licht, Schärfe, Belichtung), Praxis (z. B. Action-Fotografie, Blitz, Weitwinkel, Projekte, Geschichten erzählen), Unterwegs (Mini-Workshops z. B. für Wat-, Greif-, Wiesen, Garten- und Sumpfvögel) und Spotlight (Vorstellung in Deutschland vorkommender Arten, z. b. Haubentaucher, Blaukehlchen, Steinkauz und Eisvogel).
Unser Fazit: Das Kompendium der Vogelfotografie* ist mein persönlicher Favorit! Mit dem klaren, mit Farben gestaltetem Layout und den wunderschönen Fotos macht es schon Freude beim Durchblättern. Die Technik ist auf das Wesentliche reduziert. Der Fokus liegt auf der Bildkomposition und ganz vielen Praxistipps (Vogelverhalten, Annäherung, Wetter, etc.). Ideal für Einsteiger und Fortgeschrittene, die sich Zeit nehmen möchten, um mit Artenkenntnis und Geduld kreativere Bilder zu machen.
Vogelbestimmungs- und Beobachtungsbücher
Wie am Anfang schon erwähnt, hilft es bei der Tierfotografie enorm, wenn du möglichst viel Wissen über die Arten hast, die du aufnehmen willst. Der erste Schritt ist, die Tiere beobachten zu lernen. Dafür gibt es zwei Bücher von Leander Khil, die ich dir empfehlen kann.
Wenn du es kurz und knackig magst, dann ist Vögel beobachten – Der praktische Einstieg: Arten finden und unterscheiden lernen das Richtige für dich. In dem Praxisbuch bekommst du Tipps zur Ausrüstung und Vorbereitung Zuhause. Danach folgen Anregungen für draußen. Du erfährst, was du selbst zur Unterstützung der Vögel tun kannst, wie du ihre Stimmen erkennst und erhältst konkrete Ideen für Beobachtungen, z. B. für den Vogelzug oder Wintereinbruch. Weiter geht’s mit Tipps, wie du deine Beobachtungen festhalten und die Tiere identifizieren kannst. Dabei helfen auch die 56 Vogelstimmen, die du dir mit der kostenlosen Kosmos Plus App anhören kannst. Sehr wichtig finde ich auch, dass das richtige Verhalten gegenüber den Tieren erklärt wird.
Unser Fazit: Vögel beobachten* ist ein schön gestaltetes Buch mit kompaktem, hilfreichen Wissen auf 127 Seiten mit dem man schnell ins Tun kommt.
Falls du tiefer in die Materie einsteigen willst, dann ist das Handbuch Vögel beobachten – Ausrüstung und Technik, Vorbereitung und Praxis besser geeignet. Zwei Drittel des Buches sind hier der Vogelbestimmung im Detail gewidmet. Von den Grundlagen über Merkmale an Kopf, Flügeln, Schwanz und Beinen, wechselnden Kleidern bis zur Unterscheidung ähnlicher Arten. Sehr hilfreich finde ich den Kalender, wann welche Vögel zu sehen sind, die Beobachtungsstrategien und die vielen Bestimmungsbilder mit Erklärungen der Details.
Unser Fazit: Von diesem 300 Seiten Handbuch – Vögel beobachten* kannst du ein Leben lang lernen! Uns inspiriert es in Zukunft viel achtsamer und länger zu beobachten, um auch kleine Unterscheidungsmerkmale zu entdecken. Ein toller Bonus sind auch die 172 Vogelstimmen, die du in der kostenlosen Kosmos Plus App dazu bekommst. Auf Amazon kannst du dir einen sehr ausführlichen Blick ins Buch ansehen, um dir selbst ein Bild zu machen.
Da wir viel auf Reisen sind und dort auch immer wieder interessante Arten fotografieren, haben wir auch den umfassendsten Fotoführer Die Vögel Europas genau angeschaut. In diesem beeindruckenden Wälzer werden 928 Arten auf 4700 Fotos und 640 Seiten vorgestellt. Vielleicht hattest du auch schon das Problem, dass du ein Tier nicht genau zuordnen konntest, weil das Gefieder anders beim Jungtier, z. B. anders aussieht als bei einem ausgewachsenen Vogel. In diesem Buch wirst du fündig: Denn du findest darin sämtliche Kleider ( = Gefieder), Unterarten, Mauser, Lebensräume, Verbreitung und den Status. Am Anfang wird genau erklärt, wie du ans Identifizieren herangehst. Dann folgt eine Übersicht über alle Vogelfamilien, die im Anschluß in den Kapiteln im Detail vorgestellt werden.
Unser Fazit: Wow! Das Buch Die Vögel Europas* ist ein unglaublicher Wissensschatz mit super hilfreichen vergleichenden Fotos. Es spornt uns an, hinauszugehen und mehr Arten zu entdecken. Aufgrund der Größe und des Gewichts eignet es sich besser für Zuhause als Nachschlagewerk. Wir freuen uns darauf damit die Vögel auf unseren Fotos eindeutig zuordnen zu können und mehr über sie zu erfahren. Endlich wissen wir dann z. B. welches ein Buntspecht, Mittelspecht, Blutspecht, Weißrückenspecht oder Kleinspecht ist und was sie unterscheidet. Sehr spannend! Alternativ gibt es im Kosmos Verlag auch Bücher zu bestimmten Regionen, wie Österreich.
Positiv möchte ich auch hervorheben, dass die Kosmosbücher auf nachhaltigem FSC-Papier in Europa gedruckt werden!
2. Praktische Apps zur Vogelbestimmung & Beobachtung
Da man das Handy heutzutage fast immer dabei hat, sind Apps auch eine sehr praktische Möglichkeit, um herauszufinden, welches Tier du eigentlich vor dir hast. Hier stellen wir dir zwei Apps vor, die wir hilfreich finden.
Unsere App-Favoriten im Überblick
Merlin Bird ID
Diese kostenlose App der Cornell Universität hilft dir Vögel zu identifizieren, indem du Fragen beantwortest, Fotos hochlädst oder den Gesang aufnimmst. Du kannst dir eigene Vogellisten erstellen. Die Grundlage der App ist die eBird Datenbank und sie lernt durch die Nutzung der User immer weiter. Die App ist in Deutsch und vielen anderen Sprachen verfügbar. Hier kommst du zur englischsprachigen Anleitung für die App, sowie den Download-Links für iOs und Android..
NABU Vogelwelt App
In dieser kostenlosen App kannst du 308 Arten anhand von mehr als 1400 freigestellten Fotos bestimmen, vergleichen und melden. Außerdem findest du europäische Verbreitungskarten für jede Art, kannst dir Beobachtungslisten anlegen, die Tiere alpabetisch anzeigen lassen und die Artnamen in 20 Sprachen abrufen. Die App ist für Android und iOs erhältlich und kann durch diverse In-App-Käufe, wie Vogelstimmen und Videos erweitert werden.
3. Webseiten & Portale für Vogelbeobachtung & Fotografie
Als Nächstes stelle ich dir hier ein paar Webseiten vor, auf denen du einerseits selbst Vogelbeobachtungen melden kannst und anderseits herausfinden, wo du welche Art beobachten kannst. Bedenke dabei allerdings immer, dass die Informationen für Vogelbeobachter gegeben werden. Das heißt, dass sich nicht auch alle Plätze gut zum Fotografieren eignen. Prinzipiell musst du meist damit rechnen, dass die Tiere eher weiter weg sind und du meistens ein Teleobjektiv mit großer Brennweite brauchst, um sie aufnehmen zu können.
Wir nutzen am liebsten die Seite birdingplaces.eu, die auch auf Deutsch verfügbar ist. Wenn du auf „Gebiet finden“ gehst, kommt eine Landkarte, du kannst aber auch konkret einen Ort eingeben, um festzustellen, was es dort in der Umgebung gibt. Die Orte werden in drei Kategorien eingeteilt: Rot – nicht zu verpassen, Grün – einen Abstecher wert und Blau – Schön, wenn man in der Umgebung ist. Wenn du dann auf die Markierungen auf der Karte klickst, erhältst du, unter anderem, genaue Informationen zur Anreise, der besten Zeit, Erreichbarkeit und den häufigsten Arten. Leider funktioniert die deutsche Übersetzung nicht auf allen Seiten, aber ansonsten ist diese Webseite super hilfreich!
Eine weitere tolle Möglichkeit ist ebird.org, die weltweit größte Vogelbeobachtungsdatenbank und Grundlage der Merlin Bird ID App. Auch hier kannst du deine Beobachtungen eintragen, um dieses Citizen Science Projekt zu unterstützen und gleichzeitig feststellen, welche Sichtungen für deine Umgebung gemeldet wurden.
Für Deutschland ist eine der bekanntesten Meldeplattformen für Vogelbeobachtungen ornitho.de, auf der du auch nachschauen kannst, wo welche Vogelart wie häufig gesichtet wurde.
4. Lokale Angebote & Citizen-Science-Projekte
Bei Exkursionen mehr über Vögel lernen
Naturschutzverbände oder spezielle Vogelschutzorganisationen bieten oft spannende Exkursionen oder zum Teil sogar Vogelreisen an. Fündig wirst du z. B. beim NABU, bei bayerischen LBV, bei BirdLife Österreich oder dem österreichischen Naturschutzbund. Alternativ kannst du auch private Führungen buchen, z. B. mit einem Ranger in einem Nationalpark.
Wie du dich für Vögel engagieren kannst
Es gibt immer wieder Mitmachaktionen. Infos dazu findest du z. B. beim NABU oder beim LBV. Optimal für den Einstieg sind kleine Einsätze wie Vogelzählungen bei der Stunde der Gartenvögel oder der Stunde der Wintervögel. Oder wie wär’s mit dem Aufnehmen von Vogelstimmen im Frühling? Wie du beim Dawn Chorus Projekt im Frühling mitmachen kannst ist auf der Seite des LBV gut erklärt.
Ehrenamtliche Mitarbeit ist auch bei den längeren Vogelschutzprojekten des NABU möglich. Wir helfen z. B. bei uns in Niederösterreich bei der Nistkastenkontrolle für das Habichtskauz Wiederansiedlungsprojekt.
6. Weiterführende Links
In diesen Artikeln findest du weitere Tipps zur Vogelbeobachtung und Vogelfotografie:
Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel
Fotogene Camargue – wie dir tolle Fotos von Flamingos & Co. gelingen
Jetzt wünschen wir die ganz viel Freude beim Beobachten und Fotografieren von Vögeln! Schreibe uns einen Kommentar, wenn du noch einen tollen Tipp hast oder Fragen zur Vogelfotografie, die wir in unserem geplanten Artikel beantworten sollen.