Im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel gibt es bis zu 350 Vogelarten zu entdecken. Damit zählt diese Region zu den Plätzen mit der höchsten Artenvielfalt bei Vögeln in ganz Österreich. Das liegt an den vielen unterschiedlichen Lebensräumen, die die Vögel hier vorfinden: Hutweiden, Mähwiesen, Schilfflächen, Lackenufer, Sandwände, Strohhaufen, Wälder, Lösswände und Windschutzstreifen.

Vogelfotografie im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel auf eigene Faust
Wir hatten beide unsere Teleobjektive mit 150-600 mm Brennweite dabei. Mit Cropfaktor hatten wir also eine maximale Brennweite von 900 mm und waren damit oft am Limit. Eigentlich wollten wir gerne die Balz der Großtrappen fotografieren, aber die waren zu weit weg, um wirklich gute Fotos machen zu können. Bei den Wasservögeln, die nahe waren, hat das gereicht, um sie zumindest erkennbar zu fotografieren. Im Verhältnis zu den Bildern, die wir im Foto-Versteck aufgenommen haben, konnten wir die Wasservögel in freier Wildbahn nur sehr klein aufnehmen.
Vogelfotografie kannst du hier am besten aus dem Auto machen. Denn dann schrecken sich die Tiere am wenigsten und fliegen nicht gleich weg, als wenn du dich ihnen zu Fuß oder per Fahrrad näherst. Alternativ kannst du auf einen der Aussichtstürme steigen, aber um Fotos der Vögel am Boden aufzunehmen, sind diese nicht besonders geeignet. Wenn du Glück hast, können dir von dort aber schöne Flugfotos gelingen.
Bei vielen Fuß- und Radwegen bist du auch ziemlich weit vom Wasser weg, sodaß Fotografieren nur sehr schwer möglich ist. Deshalb ist eines der wichtigsten Dinge, um im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel schöne Vogelfotos machen zu können die Planung und die Ortskenntnis, damit du weißt, wo du relativ nahe an die Vögel herankommst. Ausführliche Tipps dazu findest du weiter unten.
Infos und Fernglasverleih im Nationalparkzentrum in Illmitz
Auf der Webseite des Nationalparks kannst du dir eine Artenliste der Vögel unter dem Punkt „Tier- und Pflanzenwelt“ herunterladen. Im Nationalparkzentrum erhältst du die Liste auch kostenlos in gedruckter Form. Außerdem findest du dort jeweils die monatlichen Hotspots für Tier- und Pflanzenbeobachtungen.
Darüber hinaus kannst du dir – vorbehaltlich Verfügbarkeit – während der Öffnungszeiten kostenlos ein Swarovski Fernglas ausleihen. Dafür brauchst du nur einen amtlichen Lichtbildausweis vorlegen (z. B. Führerschein), der dann kopiert wird.
Die Kontaktdaten und Öffnungszeiten des Nationalpark Infozentrums Illmitz findest du hier.
Birding Hotspots im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel entdecken
Das Wichtigste bei der Vogelbeobachtung ist die Vorbereitung. Denn erst wenn man weiß, welche Vögel welchen Lebensraum bevorzugen, wann welche Zugvögel anzutreffen sind, wann sie balzen & brüten, etc. hat man richtig gute Chancen verschiedenste Arten zu entdecken. Dann muß man noch wissen, wo sich welche Habitate in der Region befinden.
Bei jeder Route gibt es neben einer kleinen Karte Angaben zur Länge, Dauer, empfohlener Ausrüstung, Anreise, Fortbewegung vor Ort, sowie einen Parkplatz mit GPS-Daten.
Außerdem steht dabei welche Monate sehr gut, gut oder normal für die Vogelbeobachtung auf der jeweiligen Route geeignet sind. Dann folgt eine allgemeine Info zum Gebiet, bevor die Route im Detail beschrieben wird und aufgeführt wird, welche Vögel man dort beobachten kann. Zum Abschluss werden auch noch andere Tiere und Pflanzen entlang der Route aufgelistet. Auch für das angrenzende ungarische Gebiet werden einige Touren vorgestellt.
Das Buch ist sehr übersichtlich gestaltet und die schönen Fotos machen Lust sofort los zu starten. Die digitale Variante von Birding Hotspots kannst du dir hier kostenlos herunterladen. Wenn du ein gedrucktes Buch vorziehst, kannst du dir die Taschenbuchvariante von Birding Hotspots* hier kaufen.
Der Birdwatching-Fotohide in der St. Martins Therme & Lodge
Während man im freien Gelände meist recht weit von den Tieren entfernt ist, kann man im Fotoversteck der St. Martins Therme & Lodge Vögel aus der Nähe aufnehmen. Grund dafür sind die verspiegelten Fensterscheiben. Um nicht zu viel Licht zu verlieren, sind sie nur zu 20% verspiegelt. Das heißt, die Vögel können trotzdem rasche Bewegungen und helle Kleidung oder die helle Haut wahrnehmen.
Deswegen ist es am besten, sich für den Foto-Hide dunkle Kleidung anzuziehen, sich langsam zu bewegen und nicht zu nah an die Scheibe zu gehen. Im Fotoversteck befinden sich mehrere, höhenverstellbare Bürodrehsessel, von denen aus man gut fotografieren kann. Maximal haben in diesem Foto-Hide vier Personen Platz. Wenn man ihn bucht, hat man ihn immer exklusiv, auch wenn man nur zu zweit ist.
Die St. Martins Therme & Lodge empfiehlt Brennweiten ab 400 mm und den Einsatz eines Stativs. Letzteres kann man sich, wenn man kein eigenes besitzt, kostenlos vor Ort ausleihen. Persönlich haben wir großteils mit Brennweiten zwischen 650 – 900 mm fotografiert, um wirklich Nahaufnahmen der Vögel machen zu können. Wenn du weniger Brennweite hast, hast du trotzdem hier die Chance recht nahe an die Tiere heranzukommen. Dann sind die Vögel auf deinen Bildern etwas kleiner abgebildet.
Ein weiterer großer Vorteil des Vogel-Fotoverstecks ist, dass das es in den Boden eingesenkt wurde und man so auf Augenhöhe mit den Tieren ist und sich die Vögel auch oft im Wasser spiegeln. Solche Aufnahmen sind außerhalb des Verstecks eher schwierig möglich.
Mittlerweile gibt es bei der St. Martins Therme & Lodge sogar zwei verschiedene Foto-Hides. Zum Einen den am Wasser. Dafür wurde ein Teil der ehemaligen Salzlacke Pimetzlacke, die seit den 1920er sukzessive durch den Abbau von Schotter zerstört wurde und in den 1980er Jahren bereits verschwunden war, wiederbelebt. Wir konnten hier Stelzenläufer, Knäkenten, Graugänse und Kampfläufer fotografieren.
Aufgrund des warmen Wetters haben die Stelzenläufer dieses Jahr schon früher zu brüten begonnen und dann verteidigen sie ihr Revier gegen sämtliche andere Vogelarten. Deswegen konnten wir nicht so eine große Anzahl an unterschiedlichen Vögeln beobachten. Dafür hatten wir aber das Glück die Paarung, den Nestbau und auch einen brütenden Stelzenläufer sehen zu können.
Foto-Tipp von unserem Ranger: Am besten fotografierst du möglichst gerade durch die Scheibe. Wenn deine Linse zu stark schräg zum verspiegelten Glas steht, werden die Bilder nicht richtig schön scharf.
Das zweite Fotoversteck wurde speziell für die Bienenfresser angelegt. In der Brutwand kann man von Mai bis Juli diese wunderschönen bunten Vögel aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Außerdem brüten in der Wand auch Uferschwalben. Bei unserem Besuch waren die Vögel leider noch nicht da.
Das Bienenfresser-Fotoversteck eignet sich nur für maximal 2 Personen und ist in einer kleinen Holzhütte ohne Scheibe untergebracht. Auch dafür werden Brennweiten ab 400 mm und ein Stativ empfohlen.
Der größte Bonus bei der Buchung ist unserer Meinung nach, dass man immer von einem Ranger begleitet wird. Dadurch erhält man viele wertvolle Informationen, Artenkenntnis, Location-Tipps, evt. auch Fototipps, wie einem im Hide gute Bilder gelingen, aber auch draußen.
Wir haben einmal abends und einmal morgens im Hide fotografiert. Abends hatten wir nicht so gutes Wetter und sogar teilweise leichten Regen und sahen nur Stelzenläufer. Morgens war das Wetter schöner, die Vögel waren aktiver und wir hatten interessantere Lichtstimmungen. Persönlich fanden wir die Aufteilung der Zeit im Foto-Versteck auf die verschiedenen Tageszeiten gut und können sie empfehlen.
Unser Fazit zum Foto-Hide am Wasser:
Ohne das beeindruckende Wissen unseres Rangers, der die Paarung der Stelzenläufer immer kurz vorab voraussagen konnte, wären uns Fotos dieses Verhaltens definitiv nicht gelungen. Denn der Akt selbst dauert nur wenige Sekunden. Bis man realisiert, dass er stattfindet und die Kamera darauf richtet und sie vielleicht noch einstellt, ist der Moment schon vorbei.
Toll fanden wir auch den niedrigen Standpunkt auf Augenhöhe, dass man wesentlich näher an die Tiere herankommt und auch Bilder mit weniger Brennweite möglich sind.
Unser kleines Contra: Wir hätten uns eine größere Artenvielfalt erhofft, aber die Natur lässt sich halt nicht planen. Die Drehsessel lassen sich auf dem Teppich schlecht schieben und das Wechseln von einer Seite des Hides zu einer anderen mit Sesseln und Vorhängen ist etwas umständlich.
Der Hide in Kombination mit einem Ranger ist das Geld definitiv wert und wir können eine Buchung absolut empfehlen, wenn du nicht selbst schon ein Profi in der Vogelfotografie bist.
Vogelbeobachtungssafari mit einem Ranger der St. Martins Therme & Lodge
Im Anschluß an unsere Zeit im Foto-Versteck waren wir dann noch eine Stunde auf einer exklusiven Safari mit dem Ranger unterwegs. Wir wollten auch in dieser Zeit gerne Vögel fotografieren, aber man kann sich natürlich auch auf einen anderen Fokus einigen. Da wir am Vortag schon einiges auf eigene Faust unternommen hatten, einigten wir uns darauf, dass wir – wenn möglich – speziell Eulen bzw. Greifvögel sehen wollten. Also sind wir mit dem Auto des Nationalparks ganz langsam verschiedenste Feldwege entlang gefahren und haben mit Hilfe des Fernglases Ausschau gehalten.
Wir fanden es sehr spannend zu erleben und zu erfahren, an wie vielen Merkmalen man Vögel bzw. ihre Spuren erkennen und bestimmen kann. Zum Einen helfen natürlich durch die Vogelstimmen bei der Ortung, aber auch das Wissen, ob ein Nest in einem Baumstamm aktuell bewohnt ist oder nicht, wie ein gewisser Vogel fliegt und man ihn anhand seines Gefieders erkennt, etc.
Im Endeffekt sahen wir während unserer einstündigen Runde eine kleine hübsche Schafstelze, die wir leider nicht so schnell fotografieren konnten, einen Turmfalken im Rüttelflug und einen Flussuferläufer, der hübsch auf einem Boot posiert hat.
Fazit zur exklusiven Ranger-Safari:
Uns hat sie sehr gut gefallen, auch wenn wir nicht so viele Tiere gesehen haben. Denn wir fanden auch die vielen verschiedenen Infos zu den Vögeln und ihren Lebewesen sehr spannend. Den Vogel am Boot hätten wir zwischen den Büschen im Vorbeifahren wahrscheinlich auch nicht entdeckt.
Dank einem Tipp von unserem Ranger konnten wir im Anschluß an die exklusive Safari noch auf eigene Faust Frösche fotografieren gehen, die wir alleine an dem Platz wahrscheinlich nicht entdeckt hätten.
Es macht einen großen Unterschied, wenn man mit einem Experten unterwegs ist, der sich nicht nur mit Vögeln im Allgemeinen, sondern auch in der Region extrem gut auskennt. Wir können die exklusive Ranger Safari definitiv empfehlen!
Die Pannonian Bird Experience
Wir haben unseren Besuch im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel in die Zeit der Pannonian Bird Experience gelegt, die jährlich im April stattfindet. Denn in der zweiten Aprilhälfte herrscht Hochsaison für Vogelbeobachtung. In den acht Tagen finden Exkursionen, Workshops, Vorträge und eine 3-tägige Ausstellermesse statt.
Wenn du an einer der geführten Veranstaltungen teilnehmen willst, solltest du dich frühzeitig anmelden, um einen Platz zu bekommen. Wir haben uns den sehr interessanten Vortrag über die Eulen- und Greifvogelstation Haringsee angehört. Andererseits hatten wir die Vorführung des Universumfilms Zugvögel – Ein Jahr vergeht im Flug von Leander Khil am Plan, einem der bekanntesten Ornithologen Österreichs, der im Anschluß auch Fragen beantwortete.
Bei der Messe findet man verschiedenste Aussteller für Naturfotografie und Fernoptik, Naturschutzgebiete, Outdoorkleidung und Naturreisen. Wenn du dich für das Programm nicht interessierst, empfehlen wir dir deinen Besuch außerhalb der Zeit der Pannonian Bird Experience zu legen, denn dann ist natürlich weniger los.
Vogelbeobachtung im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel rund ums Jahr
Ein Besuch im Nationalpark lohnt sich zu jeder Jahreszeit, denn hier gibt es immer was zu entdecken. Im März/April findet die Balzzeit der Fasane statt, gefolgt von der Balz der Großtrappen in der zweiten Aprilhälfte. Auch die Weißstörche sind dann zum Brüten wieder da. Die bunten Bienenfresser sieht man am besten von Mai bis Juli.
Im November kann man den Gänsestrich beobachten, also wenn tausende Vögel in Keilformation am Himmel fliegen. Die Hauptvertreter sind dabei die Graugänse und Blässgänse. Von November bis Februar ist außerdem die beste Zeit, um Waldohreulen und Mäusebussarde zu beobachten.
Neben Vögeln kannst du Rehe, Feldhasen, Amphibien, putzige Ziesel und viele andere Tiere fotografieren. Auch für Landschaftsfotografie findest du hier interessante Motive. In dieser windigen Gegend hast du häufig spannende Wolkenformationen. Außerdem steht in Podersdorf wohl der fotogenste Leuchtturm Österreichs.
Wir wollen den Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel in Zukunft noch öfter besuchen und noch viele weitere Tiere beobachten und fotografieren. Jetzt wünschen wir dir viel Spaß bei deinem eigenen Vogelbeobachtungs- & Fotografieausflug ins Burgenland!
Vielen Dank an die St. Martins Therme & Lodge für die Möglichkeit die Vogelfotografie im Fotoversteck und im Rahmen einer exklusiven Rangersafari testen zu können. Unsere persönliche Meinung bleibt von der Kooperation unbeeinflusst.