Hast du manchmal das Gefühl, dass du sämtliche Fotomotive in der Nähe schon in- und auswendig kennst und es nichts mehr Neues zu entdecken gibt?
Ich kenne das, denn früher hatte ich das Gefühl auch manchmal, besonders während der Corona-Zeit. Natürlich könnte ich dir an dieser Stelle einen Haufen Webseiten, Apps, etc. auflisten und dir erklären, wie du dort nach Fotospots recherchieren kannst. Das macht natürlich auch Sinn. Doch diesmal möchte ich dir einen anderen Weg zeigen, wie du – egal, wo du wohnst, immer wieder neue Fotomotive in der Nähe finden kannst. Denn du musst gar nicht ständig an neuen Plätzen fotografieren gehen. Viel mehr geht es darum, die Orte in deiner Nähe aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.
Vor einiger Zeit war ich mit einer lieben Freundin in unserer Kleinstadt im niederösterreichischen Waldviertel fotografieren. Bei der Fotolocation, dem Stift Zwettl, habe ich schon häufig fotografiert und wir gehen auch gerne mit unseren Workshopgruppen dorthin, weil es eine große Bandbreite an Motiven bietet: von Architektur bis Natur. Bisher hatte ich mich genau auf diese Themen beschränkt.
Zu diesem Zeitpunkt war in meinem Bildzauber Frauenfotokurs gerade das Thema Schwarzweiß dran und als Nächstes folgten die Fotoserien. Deshalb habe ich mich ganz anders umgesehen und völlig neue Motive fotografiert. Das war Ende Februar, wo nichts blühte oder grün war und es weder Eis, noch Schnee gab. Dank dieses neuen Blickwinkels bin ich sehr schnell in den Flow gekommen.
Etwas Ähnliches habe ich in unserer Heimatstadt Zwettl gemacht. Dabei ist das Foto weiter oben mit der abstrakten Spiegelung entstanden. Zu dem Zeitpunkt hatten wir eigentlich nach München zu fahren und ich hatte Lust darauf, moderne Architektur zu fotografieren. Als diese Reise leider ins Wasser fiel, war ich zuerst enttäuscht. Dann entschloss ich mich bei uns in der Kleinstadt fotografieren zu gehen und war überrascht, dass ich doch auch moderne Architekturmotive finden konnte.
Ich bin absolut sicher, dass du gleich vor deiner Haustür jede Menge Fotomotive entdecken kannst, die du bisher noch nicht aufgenommen hast. Ganz egal, ob du in der Großstadt, der Kleinstadt oder am Land lebst. Denn, je nachdem, worauf der Fokus liegt, nimmt man ganz unterschiedliche Dinge wahr.
Deshalb findest garantiert auch du neue Fotomotive in der Nähe mit den folgenden Anregungen. Denn es ist eine Tatsache, dass uns Einschränkungen kreativ machen.
Betrachte deinen Heimatort mit den Augen eines Touristen
Halt die Augen offen für interessante Veranstaltungen. Eine Art von Events, die in den letzten Jahren immer häufiger auch in ländlichen Gegenden stattfinden, sind z. B. Lichtfestivals, bei denen verschiedenste Lichtinstallationen und -projektionen für spannende Motive sorgen.
Auch in Facebook-Gruppen kannst du fündig werden. In einer Gruppe für Freizeittipps für unsere Region habe ich schon öfter neue Fotomotive in der Nähe entdeckt.
Eine weitere Möglichkeit ist, dich auf gewohnten Wegen, z. B. auf der Strecke zur Arbeit, wieder mehr umzuschauen. Oft meinen wir alles schon zu kennen. Um Die Dinge vor der eigenen Haustür wieder mit neuen Augen anzusehen lohnt es sich, z. B. einen Blick nach oben zu werfen. Da gibt es jede Menge zu entdecken: Zunftschilder, Fenster, Straßenbeleuchtung, Vögel auf Stromleitungen, etc.
Oder gehe einfach mal einen anderen Weg, statt dem üblichen. Besonders, wenn du langsam unterwegs bist, hast du die Chance, Neues zu entdecken: Wir wäre es mit einer Wanderung, einem Ausflug oder einer Radtour in deiner Nähe, die du noch nie gemacht hast? Bei der Ideenfindung können dir lokale Reiseführer helfen.
Verändere eine Komponente
Wie wär’s, wenn du dir bekannte Plätze und Motive einmal anders fotografierst? Statt bei Tag einmal bei Nacht, in Schwarzweiß oder ausschließlich in Form von Details. Auch durch den Wechsel auf spezielle Objektive (Makro, Weitwinkel, Tele) veränderst du automatisch deinen Blickwinkel und siehst dich nach dafür geeigneten Fotomotiven um. Eine weitere Möglichkeit sind Langzeitbelichtungen. Wie dir das mit Filtern gelingt, lernst du übrigens in unserem Wunderwelt Wasser Selbstlern-Onlinekurs.
Hier siehst du den Hundertwasserbrunnen bei uns in Zwettl. Bei diesen Bildern haben wir variiert mit Tag- und Nachtaufnahmen, Langzeitbelichtung und einer Variante mit Bildbearbeitung in Schwarzweiß.
Überlege dir ein Thema
Ist dir schon mal aufgefallen, wie selektiv unser Sehen ist? Wenn wir irgendetwas gerne haben würden, dann sehen wir es plötzlich überall, wie z. B. ein bestimmtes Kleidungsstück oder ein Automodell. Genauso ist es, wenn du ganz bewusst dich auf etwas fokussierst. Dann programmierst du quasi dein Gehirn darauf dazu passende Dinge zu finden. Überlege dir vorab ein Thema, das du fotografieren könntest und dann starte mit deiner Kamera los, ohne viel zu überlegen. Eine Möglichkeit wären z. B. Strukturen.
Vom Einzelbild zur Serie
Sobald du vom Einzelbild weg gehst und schon beim Fotografieren an die Zusammenstellung mehrerer Bilder denkst, hast du wieder einen ganz neuen Blick auf die Fotomotive in der Nähe. Hier habe ich z. B. zwei Aufnahmen kombiniert, die zusammen einen neuen Sinn ergeben.
Fotomotive in der Nähe verändern mit Zeit-, Wetter- & Lichtvariationen
Bestimmt hast du Fotomotive in der Nähe, die du besonders gerne fotografierst. Damit du frischen Wind in diese Aufnahmen bringst, kannst du dir vornehmen, sie immer wieder mit unterschiedlichen Bedingungen einzufangen.
Es gibt jede Menge Parameter mit denen du dabei spielen kannst: Jahreszeit, Tageszeit, Wetter, Licht, Bildausschnitt oder Blickwinkel. Hier haben wir einen Baum in unserer Nähe zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten fotografiert.
In den folgenden Blogartikeln findest du viele weitere Ideen für die unterschiedlichen Jahreszeiten und auch für Schlechtwetter:
Frühblüher fotografieren – die wichtigsten Fototipps
Tierfotografie im Frühling
Frühlingsbilder – wie sie dir einfach gelingen
10 Fotoideen für Herbstmotive
Winterfotos – einfache Tipps und Fotoideen
Schlechtwetter Fotoideen für die Stadt
Fokussiere dich auf kleine Motive
Du brauchst nicht unbedingt ein Makro-Objektiv, um dich mal spezifisch auf kleine Motive zu konzentrieren. Als Beispiele habe ich paar Bilder ausgewählt, die TeilnehmerInnen unserer Waldviertel-Kurse aufgenommen haben. Wenn du auch mal dabei sein willst, findest du hier unsere aktuellen Fotoworkshop-Termine für Niederösterreich.
Bei solchen Motiven kannst du auch mal selbst ein bißchen nachhelfen, wenn du kein optimales Motiv findest. Stephan hat z. B. bei dem ganz linken Foto unten die Blume in die Astgabelung gesteckt und damit ein ausdrucksstarkes Motiv geschaffen. Wenn du gerne Blüten aufnimmst, findest du in meinem E-Book Bezaubernde Blumenfotografie weitere 40 Fotoideen dazu.
Entdecke die Schönheit im Alltäglichen
Es zahlt sich auch aus, einen genaueren Blick auf banale Dinge zu werfen und sich der Herausforderung zu stellen, sie ästhetisch einzufangen. Diese zwei Bilder stammen von dem oben erwähnten Fotonachmittag in Stift Zwettl.
Wie gefällt dir der Hintergrund auf dem unteren Bild? Ich finde, dass er durch seine Struktur und die Anordnung der Kästchen sehr interessant aussieht. Falls du nicht erkannt hast, was es ist, findest du die Auflösung dazu in der Bildunterschrift.
Fotomotive in der Nähe mit speziellen Führern finden
Natürlich kannst du mit Google, Pinterest, Instagram und Co. selbst neue Fotospots finden. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, wie zeitaufwändig das ist. Deshalb gönnen wir uns – speziell für unsere Reisen – gerne konkrete Fotospotführer. Es gibt mittlerweile aber auch einige Führer für die Regionen vor unserer Haustür. In dem Beitrag Foto Reiseführer für Deutschland findest du sowohl Städte-, als auch Regionsführer.
Die Bandbreite der 216 Fotospots reicht von Flusslandschaften & Seen über Burgen & Schlösser, Architektur & Städten, sowie Kulturlandschaften bis zu wilden Berglandschaften.
Im Buch findest du einerseits QR-Codes für die Navigation mit Google Maps, sowie Wanderrouten mit GPS-Tracks zum Herunterladen.
Praktisch finden wir die übersichtlichen Infoboxen, die konkreten Fototipps für jede Location, das Farb- und Zahlensystem und die übersichtlichen Kapitelkarten. Dadurch findet man sich im Buch ganz leicht zurecht.
Auf dich warten:
- GPS Daten des Spots
- Wertvolle Informationen zum Standort bzw. zur Erreichbarkeit
- Beschreibung des Bildes und des Fotospots
- Praktisches PDF-Format für alle Geräte
Hier kommst du direkt zum E-Book 177 Fotospots.*
Leg dir eine Sammlung deiner Fotomotive in der Nähe an
Willst du hin und wieder spontan rausgehen und fotografieren? Dann hilft es, wenn du vorab schon Ideen oder Fotolocations gesammelt hast. Wir nutzen dafür gerne Google Maps. Wie wir das machen haben wir in dem Artikel Reiseplanung – so bereitest du dich optimal vor ausführlich erklärt.
Sobald ich eine schöne Aufnahme von einem neuen Fotospot entdecke, mache ich gerne einen Screenshot und lade ihn sofort zum eingezeichneten Fotospot auf Google Maps hoch. Wenn ich dann die verschiedenen Orte durchschaue, sehe ich sofort, welcher mich momentan anlacht.
Wenn ich zufällig etwas entdecke, mache ich auch gerne Handyschnappschüsse und schalte dabei den Ortungsdienst an. So kann ich später nachvollziehen, wo sich der Fotospot befindet. Das ist z. B. auch sehr hilfreich, um festzuhalten, was wann wo in der Natur bei dir in der Nähe rund ums Jahr passiert.
Dafür kannst du dir z. B. ein eigenes Album auf deinem Smartphone anlegen und dort je nach Jahreszeit und Motivart nachschauen, wann und wo du etwas entdeckt hast. Das funktioniert natürlich auch sehr gut in Lightroom mit Orten, die du zu einem anderen Zeitpunkt nochmal besuchen möchtest. Wir vergeben Schlagwörter und können dann z. B. ganz gezielt nach Fotomotiven im Waldviertel im September suchen. Unterwegs trackt Markus die Fotolocations mit seiner Garmin Uhr und spielt dann den Tracklog in Lightroom ein. Unter dem Modul „Karte“ können wir dann genau abrufen, wo und zu welcher Tageszeit wir Bilder aufgenommen haben.
Genauso kannst du dir auch in einem kleinen Notizbuch aufschreiben, welche Fotoideen du ausprobieren möchtest. Es macht Sinn, sich gleich auch zu merken, welche Jahres- oder Tageszeit dafür geeignet ist, speziell wenn es sich um Naturmotive handelt. Noch mehr Tipps dazu findest du in unserem Beitrag Naturfotografie durchs ganze Jahr.
Überlege dir vorab, welche Informationen du jeweils eintragen möchtest, z. B.
- Art des Motivs
- Koordinaten oder Adresse und eventuell auch wo die nächste Parkmöglichkeit ist
- Geeignete Jahreszeit und Tageszeit
Wie du siehst, kannst du sicherlich auch vor deiner Haustür mit einem anderen Blick auf die Dinge neue Fotomotive in deiner Nähe entdecken! Stell‘ dir einfach vor du gehst auf Schatzsuche und erlaube dir voller Neugierde auf Entdeckertour zu gehen, wie du es als Kind wahrscheinlich gemacht hast. Hauptsache ist, du hast Freude dabei! Jetzt hoffe ich, dass ich dich mit meinen Anregungen inspirieren konnte. Laß mich gerne in den Kommentaren wissen, wie es dir auf der Suche nach neuen Fotomotiven gegangen ist. Ich bin gespannt!
2 Kommentare
Herzlichen Dank für die vielen interessanten Informationen.
Ich habe Eure HP in unserem Fotoclub verlinkt.
Liebe Grüße aus Stockerau
Heinrich
Lieber Heinrich, es freut uns sehr, dass dir die Tipps gefallen haben! Vielen Dank für die Verlinkung bei deinem Fotoclub, liebe Grüße aus dem Waldviertel, Karin & Markus