Schöne Winterbilder zu machen ist keine Hexerei. Wir haben ein paar einfache, leicht umsetzbare Tipps zusammengestellt, wie du in der kalten Jahreszeit spannende Motive findest und sie toll in Szene setzt. Da es in den letzten Jahren immer weniger schneit, haben wir auch Anregungen für dich, wie du ohne Schnee interessante Fotomotive entdecken kannst.
*Aktualisiert im Dezember 2024*
Tipp 1: Schöne Winterbilder bei weißem Himmel
Oft sieht man Winterbilder mit weißem Himmel und kann überhaupt keine Wolken erkennen. Am Foto gibt das nichts her, sondern macht sogar Probleme. Denn so ein großer heller Fleck zieht den Blick an und lenkt vom eigentlichen Motiv ab.
Bildgestaltungstipps für bedeckte Wintertage
Landschaftsmotive, die weit weg sind, schauen an solchen Tagen blass aus, weil sie kontrastarm sind. Nimm den weißen Himmel daher am Besten gar nicht aufs Bild oder nur minimal. Die Ausnahme bilden Winterbilder, wo du das Weiß gut in deine Komposition einbauen kannst. Das funktioniert gut bei Schwarzweißbildern. Genauso eignen sich Schneelandschaften, bei denen du sowieso schon sehr viel Weiß am Foto hast.
Wenn du an solchen bedeckten Tagen mehr Farbe ins Bild bringen willst, dann konzentriere dich auf Motive in der Nähe. Bei Nahaufnahmen kommen die Farben trotzdem wunderbar raus, wenn der Himmel bedeckt ist!
Winterfotos richtig belichten
Eine weitere Schwierigkeit an solchen trüben, bedeckten Tagen ist, dass die Fotos schnell überbelichtet sind und das Weiß „ausreißt.“ Das bedeutet, dass du an den überbelichteten Stellen keine Zeichnung mehr hast. Diese Flächen sind dann komplett strukturlos auf dem Foto. Wenn du das Bild ausdrucken lässt, hast du an dieser Stelle nur eine weiße Fläche.
Deshalb ist es wichtig, dass du schon beim Fotografieren darauf achtest, dass du richtig belichtest. Wenn du dir bei deiner Kamera die Lichterwarnung einschaltest, kannst du sofort nach einer Aufnahme kontrollieren, ob helle Stellen „ausreißen.“ Der betroffene Bereich blinkt dann rot, wie der Himmel auf dem Foto unten.
Belichtung prüfen mit dem Histogramm
Finde heraus, wie du bei deiner Kamera das Histogramm deiner Bilder aufrufen kannst. Gewöhne dir an das Histogramm zu kontrollieren, um sicher zu stellen, dass du richtig belichtest. Der Balken sollte weder links (Schwarz) noch rechts (Weiß) anstehen und sich auch nicht raufziehen, dann passt die Belichtung im Großen und Ganzen. Wie man einfach richtig belichtet mit dem Histogramm haben wir in dem verlinkten Beitrag ausführlich zusammen geschrieben.
Gerade bei Schnee liegt die Kamera im Automatikmodus mit der Belichtung meist daneben. Die Logik des Fotoapparats ist, dass er bei viel Licht dunkler belichtet. Deshalb schauen Winterbilder häufig grau aus, wenn du die Kamera nicht selbst einstellst. Damit Schnee oder weiße Elemente auf deinen Fotos auch wirklich weiß sind, musst du bewusst heller belichten. Das Histogramm sollte dabei fast am rechten Rand anstehen. Das ist gar nicht so kompliziert, wie es klingt! Gerne bringen wir dir das ganz einfach in unserem FotoGrundlagen Onlinekurs bei.
Tipp 2: Spannende Blickpunkte für Winterbilder finden
Nicht nur Winterbilder schauen spannender aus, wenn du bei deinem Bildausschnitt einen oder mehrere Blickpunkte hervorhebst. Frag‘ dich bei der Auswahl deines Blickpunktes immer, ob er interessant genug ist. Wenn ja, dann setze den Fokuspunkt darauf, damit er sicher scharf ist.
Schau‘ dir das Foto am Display an und prüfe, ob sich dein Blickpunkt wirklich abhebt. Wenn nicht, überlege, ob du noch was weglassen kannst, was für das Motiv nicht nötig ist. Auf dem Foto unten ist zu viel drauf und es kommt nicht klar heraus, was der/die Fotografierende eigentlich damit zeigen will.
Weniger ist oft mehr bei der Bildkomposition
Beim Foto oberhalb haben wir den Bildausschnitt sehr stark reduziert. Bei dieser Nahaufnahme ist deshalb sofort klar, dass der Baumschwamm das Hauptmotiv ist. Trotzdem ist nichts von der Bildinformation verloren gegangen. Es ist noch immer auf den ersten Blick verständlich, dass es sich um einen Baumschwamm im Winter handelt. Durch die Unschärfe im Hintergrund wird der Schwamm noch mehr hervorgehoben.
Was von deinen Wintermotiven ablenken kann
Wenn du ein helles Motiv fotografierst, dann lenken dunkle Stellen im Foto ab, bei einem dunklen Motiv ziehen helle Flächen die Aufmerksamkeit auf sich. Schau‘ dir also dein Bild genau an und finde heraus, ob irgendwas von deinem Motiv ablenkt. Allein dadurch, dass du den Blickwinkel oder deinen Standort veränderst und auf den Hintergrund achtest, kannst du dein Bild stark verbessern.
Beim unteren Foto haben wir den Standort gewechselt und die Linien der Stängel genutzt, um den Blick des Betrachters zum Hauptmotiv zu führen (Mehr dazu bei Tipp 5). Durch den starken Kontrast zwischen Hell und Dunkel heben sich die Beeren viel besser ab. Auch durch den ruhigen Hintergrund kommen die Beeren viel mehr zur Geltung.
Tipp 3: Tolle Farbkontraste bei Winterbildern
Auch im Winter gibt es jede Menge spannende Motive mit Farben. Super eignen sich Beeren, Flechten, Moose oder immergrüne Pflanzen wie Efeu. Noch besser heben sie sich ab, wenn du einen ruhigen Hintergrund in einer Kontrastfarbe wählst.
Winteraufnahmen mit schönem Licht planen
Gute Chancen auf großartige Farbenspiele hast du auch, wenn du auf das Wetter und das Licht achtest. Sehr praktisch dafür ist der Dämmerungs-Rechner von JeKoPho, wo du für jeden Ort die Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten, sowie die Zeiten für die blaue und die goldene Stunde abfragen kannst.
Auch Leute mit bunten Jacken oder Mützen, von Menschenhand gebaute Objekte wie das Boot unten oder Gebäude können einen interessanten Farbklecks auf Winterbilder zaubern.
Dynamischere Winterbilder mit Farbe und Bewegung
Besonders auch an bedeckten Tagen kannst du mit einem Farbklecks deine Winterbilder auf einen Schlag interessanter machen. Noch mehr Dynamik kannst du mit Bewegung in deine Aufnahmen bringen. Durch das verwischte Darstellen der Person auf dem Foto unten hat man einen tollen Kontrast zu der sonst „starren“ Umgebung.
Tipp 4: Mit Unschärfe den Blick lenken
Mit dem bewussten Kontrast zwischen Schärfe und Unschärfe kannst du große und kleine Blickpunkte bei Winterbildern hervorheben. Falls du Automatik fotografierst, wähle das Programm Makro (meist ein Blumen-Symbol) für solche Aufnahmen. Alternativ kannst du den Zeitautomatik-Modus deiner Kamera einstellen (Bei Nikon heißt er z. B. A, bei Canon Av). Dann stellst du eine offene Blende ein (= kleine Zahl),
z. B. f/4. Die Belichtungszeit wählt die Kamera automatisch. Hier findest du noch mehr Tipps, wie man sofort tolle Natur Nahaufnahmen machen kann.
Winterbilder mit Mustern
Wenn du dir ein Motiv aussuchst, bei dem das Auge nicht abschweifen kann, brauchst du die Unschärfe nicht unbedingt. Ein gutes Beispiel dafür ist das Foto unten mit den Luftblasen, die im Eis eingeschlossen sind. Verschiedenste Eisformationen sind auch eine gute Alternativ zu Schneeaufnahmen. Denn dafür ist es fast immer kalt genug.
Probiere doch mal unterschiedliche Eisformationen zu fotografieren und dann zu einer Collage zusammenzusetzen. Als Einzelaufnahmen wirken sie vielleicht nicht so spektakulär. In der Zusammenstellung wirken sie aber sofort viel interessanter.
Tipp 5: Linien bei Winterbildern clever einsetzen
Mit vorhandenen Linien kannst du den Blick der Betrachter deiner Fotos bewusst auf das lenken, was du ihnen zeigen möchtest. Linien, die schräg, also diagonal durchs Bild laufen, machen Aufnahmen interessanter und bringen mehr Spannung ins Foto. Auf dem Bild unten ist Markus der Blickpunkt und sticht durch die gelbe Jacke sehr gut in der Winterlandschaft hervor.
Spiegelungen für Winterbilder nutzen
Spiegelungen bieten im eher farbarmen Winter ebenfalls tolle Möglichkeiten für interessante Bildkompositionen. Selbst an Tagen mit trübem Himmel ohne Sonnenschein kannst du dank Spiegelungen viele Fotomotive finden. Am nächsten Foto rahmen die Linien des Eises die Spiegelung der Bäume ein, die hier den Blickpunkt bilden.
Wenn du dir in einer schneeleeren, kargen Landschaft schwer tust, eine spannende Bildkomposition zu finden, dann gehe ins Detail. Da wirst du sicher fündig. Oft braucht es nicht viel für ein Motiv. Auf dem Foto unten haben wir den Raureif auf einem Holzmasten aufgenommen. Dafür haben wir uns an der geschwungenen Linie orientiert, die einen schönen Kontrast zu den geraden Baumritzen bildet.
Wie wenig es für ein interessantes Winterbild braucht, kannst du bei dem nächsten Beispiel sehen. Hier haben wir einfach das Eis auf den Scheiben einer Hütte fotografiert. Durch die unregelmäßigen Linien und kleinen Punkte hat man genug zu sehen, sodass das Foto auch bei längerem Ansehen interessant bleibt.
Bonustipps für Winterfotografie bei kalten Temperaturen
Hier noch ein paar Tipps, wie du deine Hände und dein Equipment vor der Kälte schützt.
- Die Kälte lässt die Akkus schnell leer werden. Nimm daher unbedingt immer voll geladene Ersatzakkus mit und trage sie nah am Körper, um sie warm zu halten, bevor du sie verwendest. Dasselbe gilt für deine Kamera. Lass sie in der Tasche oder im Rucksack, bis du mit dem Fotografieren loslegst.
- Zurück zuhause nimm die Kamera nicht gleich mit ins warme Zimmer, denn dann kann sich Kondenswasser bilden und die Elektronik beschädigen. Besser ein Säcken Trockengranulat in die Fototasche legen und die Kamera mal drinnen lassen, bis sie sich akklimatisiert hat. Alternativ kannst du die Kamera auch in eine Plastiktüte stecken, dann bleibt das Kondenswasser auf der Tüte.
- Zum Fotografieren bei frostigen Temperaturen sind spezielle Handschuhe super praktisch, bei denen du einfach die Fingerkuppen wegstülpen kannst. So kannst du deine Kamera problemlos bedienen und die Hände bleiben warm. Wie solche Handschuhe ausschauen und wie gut das funktioniert, kannst du in unserem Fotohandschuhe Winter Test nachlesen.
Weitere Tipps für schöne Winterbilder
Noch mehr Tipps für tolle Winterbilder findest du in unserem Artikel Schöne Winterbilder – 3 Punkte, auf die es ankommt. Wenn du dir schwer tust, im Winter Motive zu finden, dann hilft dir unser E-Book Wundervolle Winterfotografie mit 40 Fotoideen. 28 davon kannst du auch ganz ohne Eis und Schnee umsetzen!
Mit diesen Tipps bist du jetzt super gerüstet, um deine Wintermotive richtig zu belichten und schön in Szene zu setzen. Jetzt wünsche ich dir viel Spaß mit der Winterfotografie! :-)
10 Kommentare
Klasse Tipps – vielen lieben Dank! Den Tipp mit dem Tockengranulat werde ich mal testen.
Liebe Grüße von Sanne
Hallo Sanne,
freut uns sehr, dass dir die Tipps gefallen haben. Das Trockengranulat hilft definitiv gegen Feuchtigkeit :-)
Liebe Grüße,
Karin
Toller Bericht.
Bin diesen Winter bereits fleissig unterwegs.
Werde mir den einen oder anderen Tipp rausnehmen.
Winterliche Grüsse
Philippe
Hallo Philippe, danke für das Feedback. Einfach einbisserl was ausprobieren. Wir wünschen dir viel Erfolg und schöne Aufnahmen. Liebe Grüße, Markus
Sehr pragmatische Tipps, unmittelbar nachvollziehbar durch die ausgezeichneten Beispiele. Ohne vermeintlich originellen Schnickschnack, ich freue mich über Eure Anregungen
Vielen Dank für das positive Feedback. Freut uns sehr, dass unsere Tipps hilfreich für dich waren!
Ein echt hilfreicher Artikel, Karin! Danke für die Tipps. :)
Vielen Dank, Anne! Das freut mich sehr, dass dir die Tipps gefallen :-)
Wow, vielen Dank für diese tollen Tipps.
Da macht Winterfotografie richtig Spaß :-)
Herzlichen Dank, Alexandra!
Das freut mich sehr :-)