Hast du schon mal erst beim Anschauen am Computer gemerkt, dass deine tollen Fotos falsch belichtet sind? Das passiert dir ab sofort nicht mehr, denn mit dem Histogramm und der Lichterwarnung kannst du das gleich bei der Aufnahme erkennen und ausbessern. Als Erstes wird es ein bißchen technisch bei der Erklärung, aber keine Sorge, die Anwendung ist dann sehr einfach!
Update August 2024: Wir haben diesen Artikel aktualisert, da Systemkameras mittlerweile eine schon deutlich verbesserte Möglichkeit hinsichtlich Arbeiten mit dem Histogramm bieten. Ausserdem haben wir noch mehr Anwendungsbeispiele ergänzt, die dieses etwas mehr technisch lastige Thema auflockern sollen. Viel Spaß beim Lesen.
Was ist ein Histogramm?
Ein Histogramm ist eine grafische Darstellung der Helligkeitsverteilung eines Bildes. Es zeigt die Anzahl der Pixel für jeden Helligkeitswert an, wobei die horizontalen Achse die Helligkeitsstufen (von Schwarz bis Weiß) darstellt und die vertikale Achse die Anzahl der Pixel für jeden Wert zeigt.
Was du aus dem Histogramm herauslesen kannst
Auf dem Histogramm werden auf der x-Achse Tonwerte mit einer Farbabstufung von Schwarz bis Weiß abgebildet. Tonwerte sind die unterschiedlichen Abstufungen zwischen Hell und Dunkel auf einem Bild, die in einem Farb- und oder Graustufenspektrum abgebildet werden. Ganz links wird das 100%ige Schwarz und ganz rechts das 100%ige Weiß abgebildet. Die mittleren Töne, die weder sehr hell, noch sehr dunkel sind, werden in der Mitte dargestellt.
Auf der y-Achse wird die Anzahl der Pixel mit dem entsprechenden Helligkeitswert eingetragen. Beim Histogramm oben siehst du, dass auf dem Foto, von dem das Histogramm stammt, sehr wenig dunkle Töne drauf sind (die ganz flache Linie im linken unteren Teil des Histogramms), sondern vor allem mittlere und helle.
Auf der Kamera schaut das Histogramm bei dir wahrscheinlich eher so aus wie hier unten:
Typen von Histogrammen
Es gibt verschiedene Arten von Histogrammen, einschließlich Luminanz- und RGB-Histogramme. Ein Luminanz-Histogramm zeigt die Helligkeit des Bildes, während ein RGB-Histogramm die Verteilung der Farben Rot, Grün und Blau anzeigt.
Bei vielen Kameras kannst du dir sowohl ein Gesamthistogramm als auch Histogramme der einzelnen Farbkanäle anschauen. Es reicht aber völlig aus, wenn du mit dem Gesamthistogramm arbeitest.
Schau‘ dir das Wasser-Bild unten an. Hier hast du ein breites Spektrum an Tonwerten von Weiß bis Schwarz, die auf dem Histogramm abgebildet werden. Bei diesem Foto sind es mehr helle Tonwerte als dunkle.
Das Histogramm bildet immer eine Kurve die zeigt, wieviele helle oder dunkle Anteile ein Foto hat und wieviel Kontrast. Wenn die Kurve an einer Stelle sehr hoch nach oben geht bedeutet das, dass dieser Tonwert auf dem Foto oft vorkommt. Bei diesem Beispiel von dem Wasserfoto sind es die sehr hellen Farbtöne bis zum Weiß.
Praktische Anwendung des Histogramms
Warum ist das Histogramm wichtig?
Das Histogramm ist ein wichtiges Werkzeug für Fotografen, da es eine sofortige Rückmeldung über die Belichtung eines Bildes gibt. Es hilft dabei, Über- oder Unterbelichtung zu vermeiden und stellt sicher, dass die Details im Schatten und den Lichtern erhalten bleiben.
Lesen des Histogramms
Ein Histogramm kann verschiedene Formen haben. Ein „gutes“ Histogramm existiert nicht, da jedes Bild unterschiedliche Anforderungen hat. Ein Histogramm mit vielen Pixeln auf der linken Seite zeigt ein dunkles Bild an, während ein Histogramm mit vielen Pixeln auf der rechten Seite auf ein helles Bild hinweist.
Wie du die Belichtung sofort prüfen kannst
Bei den den immer weniger werdenden Spiegelreflex-Kameras findest du das Histogramm erst, wenn du dir ein aufgenommenes Foto am Display anzeigen läßt. Dann kannst du z.B. mit einem Druck auf den Cursor Button nach oben oder durch das Drücken auf den Info Knopf verschiedene Informationen zum Bild aufrufen.
Bei den aktuellen Systemkameras kannst du dir schon vor der Aufnahme das Histogramm einblenden lassen. Sollte dies nicht gleich ersichtlich sein, dann drücke einfach die Taste auf deiner Kamera mit der du mehr oder weniger Aufnahmeinformationen anzeigen lassen kannst. Falls du es nicht findest, kannst du auch im Kamera-Handbuch nachschauen, wie du es einstellst.
Beurteile die Belichtung deiner Fotos nicht danach, wie sie am Display ausschauen!! Wenn es draußen sehr hell ist, glaubst du schnell mal, dass ein Foto zu dunkel ist. Verlasse dich ab sofort auf das Histogramm, denn das hat immer recht ;-)
Wie du Überbelichtung erkennst
Finde auch heraus, wie du bei deiner Kamera die sogenannte Lichterwarnung einstellen bzw. aufrufen kannst. Gewöhne dir an für die Belichtung immer den Doppelcheck von Histogramm und Lichterwarnung zu machen, damit du später keine bösen Überraschungen erlebst.
Wenn du die Lichterwarnung aktiviert hast, dann blinken die Teile am Foto, die überbelichtet sind. Bei dem Beispiel oben ist es der rote Bereich. Überbelichtete Stellen bezeichnet man als „ausgerissen.“ Das bedeutet, dass man sämtliche Struktur in diesem Bereich verloren hat. Statt Wolkenstruktur sieht man am ausgearbeiteten Foto oder am Computer dort nur mehr eine weiße Fläche.
Achtung: Ausgerissene Stellen kannst du auch am Computer nicht mehr in Ordnung bringen! Du kannst zwar die Belichtung dünkler machen, aber die Struktur ist verloren. Deshalb ist es so wichtig, dass du schon beim Fotografieren darauf aufpasst, dass deine Fotos richtig belichtet sind.
Bei neueren Kameras kannst du überbelichtete Stellen oft auch mit der Zebra-Funktion erkennen. Dann werden die zu hellen Stellen am Foto schraffiert dargestellt.
Belichtungskorrektur basierend auf dem Histogramm
Wenn das Histogramm stark nach links oder rechts verschoben ist, könnte es notwendig sein, die Belichtung anzupassen, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Bilddetails verloren gehen.
Beim Histogramm erkennst du eine Überbelichtung dadurch, dass die Tonwerte rechts komplett anstehen und auf der y-Achse weit nach oben gehen.
Wie du Unterbelichtung erkennst
Bei manchen Kameras kann man auch Unterbelichtung mit der Lichterwarnung anzeigen lassen. Genau wie bei der Überbelichtung kann die Struktur im betroffenen Bereich auch bei der Bildbearbeitung nicht mehr zurückgeholt werden. Solche Stellen bezeichnet man als „abgesoffen.“
Bei unterbelichteten Stellen steht der Balken beim Histogramm ganz links an und zieht sich nach oben.
Tipp: Damit Schnee am Foto auch wirklich schön weiß ist, mußt du überbelichten. Das Histogramm sollte am rechten Rand, wo das Weiß abgebildet ist, fast (!) anstehen.
Woran du erkennst, dass deine Fotos richtig belichtet sind
Es gibt ein paar Punkte mit denen du schnell sehen kannst, ob die Belichtung passt:
- Beim Histogramm gehen weder rechts noch links am Rand hohe Balken hinaus, d.h. es sind keine großen Bereiche abgesoffen oder ausgerissen. Schau‘ dir zur Sicherheit auch immer die Lichterwarnung an!
- Bei Fotos mit sehr vielen hellen Bereichen ist das Histogramm rechtslastig.
- Bei Fotos mit vielen dunklen Stellen ist das Histogramm linkslastig.
- Bei Fotos mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast geht das Histogramm praktisch über die ganze Bandbreite (wie bei dem Fotobeispiel oben von der Wasserszene). Das bedeutet auch, dass du einen starken Kontrast auf dem Foto hast.
Natürlich gibt es dazwischen auch einen gewissen Spielraum, bei dem das Histogramm weder links noch rechts anstößt. Das ist dann Geschmackssache, wie hell oder dunkel du deine Fotos haben möchtest. Mein Tipp wäre, eher heller zu belichten, denn die Darstellungsqualität ist bei den hellen Tönen besser. Wenn es draußen hell ist, hat man auch schnell die Tendenz Fotos zu dunkel zu belichten. Am Besten du probierst es einfach mal aus. Mach‘ unterschiedlich helle Fotos vom selben Motiv, schau‘ sie dir dann am Computer an und entscheide, was dir am besten gefällt.
Histogramm in verschiedenen fotografischen Situationen
- Landschaftsfotografie
In der Landschaftsfotografie ist es wichtig, Details in den Schatten und Lichtern zu bewahren. Ein breites Histogramm mit Pixeln, die sich über das gesamte Spektrum verteilen, ist oft das Ziel. - Porträtfotografie
Bei Porträts kann das Histogramm eher zur Mitte tendieren, da Hauttöne in der Regel mittlere Helligkeitswerte haben. Überbelichtungen (Clipping) sollten vermieden werden, um Details in den Highlights zu bewahren. - Nachtfotografie
In der Nachtfotografie wird das Histogramm oft stark nach links verschoben sein, da dunkle Töne dominieren. Es ist jedoch wichtig, sicherzustellen, dass einige Details in den Schatten erhalten bleiben. - High-Key und Low-Key Fotografie
Bei High-Key-Fotografie, die von hellen Tönen dominiert wird, wird das Histogramm eher nach rechts verschoben sein. In der Low-Key-Fotografie, die hauptsächlich aus dunklen Tönen besteht, wird das Histogramm stark nach links verschoben sein.
Wie du deine Belichtung einfach korrigierst
Bei Automatik- oder Halbautomatikprogrammen
Bei Automatikprogrammen kann man nicht immer in die Belichtung eingreifen, das hängt von deinem Kameramodell ab. Probier‘ es einfach mal aus, in dem du Folgendes machst:
Drücke den +/- Knopf auf deiner Kamera und drehe das Einstellrad. Beide findest du normalerweise rund um die Auslösertaste. Stelle fest, in welche Richtung du drehen mußt, damit die Belichtung heller wird (+ Plus) oder dunkler (- Minus). Aber Achtung! Du mußt diese Einstellung nach der Aufnahme wieder auf Null zurückdrehen, sonst hast du permanent die Belichtungskorrektur bei jedem Bild!
Wenn du deine Kamera manuell einstellst
Die Variante mit der +/- Taste funktioniert natürlich auch, wenn du deine Kamera händisch einstellst. Wir bevorzugen in dem Fall allerdings, einfach das Belichtungsrad ins Plus oder Minus zu drehen, weil wir dann nicht darauf vergessen, die Belichtung für das nächste Bild wieder anzupassen.
So korrigierst du zu helle Bilder
Wenn dein Foto überbelichtet ist kannst du die Belichtungszeit verkürzen. Dafür drehst du dein Rad für die Belichtungseinstellung. Bei der Lichtwaage, die du durch den Sucher siehst, geht die Anzeige dann ins Minus.
Die andere Möglichkeit ist, dass du die ISO runterdrehst, z.B. von 200 auf 100.
So besserst du eine zu dunkle Belichtung aus
Falls dein Foto unterbelichtet ist, machst du genau das Gegenteil. Du wählst eine längere Belichtungszeit. Achtung: Wenn du ohne Stativ fotografierst, solltest du nicht unter 1/60-1/100 Sek. gehen, je nachdem wie ruhig deine Hand ist. Alternativ kannst du die ISO nach oben drehen, z.B. von 200 auf 400. Tipps zur Einstellung der ISO findest du hier.
Dann machst du eine neue Aufnahme und prüfst, ob immer noch irgendwelche Stellen absaufen oder ausreissen. Wenn ja, mußt du die Belichtungszeit oder die ISO noch weiter rauf- oder runterdrehen. Vereinzelte Pünktchen dürfen bei der Lichterwarnung ruhig bleiben, aber keine Flächen! Das sind Lichtpunkte, die Bilder lebendig machen.
ACHTUNG AUSNAHME: Direktes Sonnenlicht ist extrem hell. Wenn man den Sonnenball selbst am Foto hat, z.B. bei einem Sonnenaufgangs- oder -Untergangsfoto läßt sich das Ausreißen kaum vermeiden. Da muß man teilweise mit ausgerissenen Stellen leben.
Bei Motiven mit sehr starken Helligkeitsunterschieden kann es sein, dass das Histogramm sowohl rechts, als auch links ansteht. Solche Situationen kann man nicht mit einem einzigen Foto lösen. Da müßte man mehrere Fotos machen und zusammenrechnen … das ist ein Thema für Fortgeschrittene.
Du hast noch Fragen zum Histogramm? Schreib‘ uns gerne einen Kommentar!
8 Kommentare
Hallo, ich bin begeisterter Hobbyfotograf und möchte mich für die vielen Tipps ganz herzlich bedanken.
Habe wieder viel dazu lernen können.
Hallo Josef, vielen Dank für deine nette Nachricht. Es freut uns sehr, dass wir dir mit unseren Tipps weiterhelfen konnten! Liebe Grüße, Karin & Markus
Vielen Dank für die Beschreibung. Sehr gut erklärt. Ich hatte tatsächlich meine Landschaftsfotos bei strahlendem Sonnenschein unterbelichtet. Das wird mir jetzt hoffentlich nicht mehr passieren!
Vielen Dank, freut mich sehr, wenn ich mit der Erklärung helfen konnte! Auf das Histogramm kann man sich immer verlassen. Für uns ist es wirklich das verlässlichste Werkzeug, um immer richtig zu belichten. Viel Freude und Erfolg bei der Landschaftsfotografie weiterhin :-)
Danke für den Artikel, sehr gut erklärt! LG Lisbeth
Vielen Dank Lisbeth, das freut uns sehr! Lg, Karin & Markus
Hallo Karin,
ich finde den Bericht sehr praxisnahe und auch für Nichtprofis verständlich beschrieben!
LG Gerhard
Herzlichen Dank für das Feedback Gerhard! Freut mich sehr, dass der Artikel hilfreich und verständlich ist :-)
Lg, Karin