Du willst wissen, was so toll daran ist, wenn du den ISO Wert selbst auswählst?
Ganz einfach! Einerseits kannst du damit die Belichtung nach deinen Wünschen regulieren. Andererseits entscheidest du damit über die Bildqualität deiner Fotos.
Update Dezember 2024: Mittlerweile hat sich beim Thema Bildrauschen entfernen viel getan. Deshalb haben wir diesen Artikel aktualisiert und einige Möglichkeiten ergänzt, wie du Fotos mit hohen ISO-Werten doch noch retten kannst. Dieses Thema haben wir mittlerweile auch folgendem eigenen Beitrag ausführlich erklärt: Bildrauschen entfernen.
ISO Werte verstehen
Die Abkürzung ISO stammt eigentlich aus der analogen Fotografie. Die ISO Zahl gibt an, wie lichtempfindlich ein Film ist. Das bedeutet: je empfindlicher ein Film auf Licht reagiert, desto weniger Licht brauchst du bei der Aufnahme deines Motivs.
In der digitalen Fotografie übernimmt der Sensor der Kamera die Funktion von ISO und Film.
Wenn du die ISO-Werte verdoppelst, also z.B. von ISO 400 auf ISO 800, verdoppelt sich auch die Helligkeit deines Fotos. Das funktioniert bei digitalen Kameras durch einen elektronischen Verstärker des Sensors. Oft kann man bei der Kamera auch Drittel- und halbe Stufen einstellen.
Bei den meisten Kameras ist die niedrigste wählbare ISO-Einstellung ISO 100 oder 200, manche fangen aber sogar schon bei 50 an. Wie hoch du die ISO rauf stellen kannst, hängt von deinem Fotoapparat ab.
Tipp: Oft gibt es auch noch Lo (ISO 50) und Hi (ISO 64000) Einstellungen bei den ISO. Die solltest du besser nicht verwenden, da die Qualität nicht so gut ist.
Optimale ISO richtig einstellen
Je nach Lichtsituation entscheidest du, was du einstellst. Hier ein paar Richtlinien:
- Untertags bei Sonnenlicht und guten Lichtverhältnissen -> eine möglichst niedrige Zahl, z.B. 100 ISO
- Bei bewölktem Himmel, Spätnachmittag, Abend und in Innenräumen -> mittlere Werte, etwa 400-800.
- Nachts oder Ereignisse, wo man nicht blitzen darf -> hohe Werte, ab ISO 1600 aufwärts
Weitere Faktoren, um die Belichtung eines Fotos zu beeinflussen sind Blende und Belichtungszeit. Du hast beim Fotografieren ingesamt drei verschiedene Möglichkeiten, um auf die Belichtung einzuwirken. Man spricht daher von dem Belichtungsdreieck von ISO, Blende und Belichtungszeit. Wenn du weißt, wie diese drei Parameter zusammenstellen, kannst du deine Kamera selbst einstellen und deine Bilder in jeder Situation richtig belichten. Wie das genau funktioniert, erklären wir ganz einfach in unserem FotoGrundlagen Onlinekurs.
Wieviel ISO du benötigst, hängt auch von der Qualität deiner Kamera ab. Daher sind die Zahlen hier wirklich nur ungefähre Richtwerte.
Achtung: Qualitätsverlust bei hohen ISO-Werten!
Damit du eine möglichst gute Qualität bei deinen Fotos erzielst, solltest du bei der ISO Einstellung immer nach folgender Devise vorgehen:
ISO selbst einstellen: So hoch wie nötig, so niedrig wie möglich!
Warum? Weil je höher die ISO-Zahl, desto stärker das Bildrauschen. Kannst du dich noch an alte Schwarz-Weiß-Fotos erinnern, die manchmal so körnig ausgesehen haben? Einen ähnlichen Effekt hat man bei der digitalen Fotografie bei sehr hohen ISO-Werten. Plötzlich treten störende Pixel im Bild auf, die von der Farbe und Helligkeit des eigentlichen Fotos abweichen.
Tipp: Fotografiere im RAW-Format! Vergiß aber nicht, dass RAW-Dateien wie Negative sind. Das heißt, du mußt diese Fotos unbedingt bearbeiten :-)
Du kannst deine Fotos dann z.B. im Adobe Lightroom* Programm oder mit Tools wie DxO PureRAW wesentlich besser „entrauschen“ als bei jpegs! Wie das genau geht, verraten wir dir in unserem Artikel, Bildrauschen entfernen – keine Angst vor hohen ISO.
Das Originalfoto vom Adler findest du am Anfang des Beitrags. Bei der Bildgröße fällt das Rauschen kaum auf, oder?
Tipp: Trotzdem raten wir dir davon ab, Bilder mit sehr hohen ISO-Werten zu entrauschen und groß ausarbeiten zu lassen, z.B. um sie auf die Wand zu hängen. Da würdest du die schlechtere Bildqualität immer noch sehen und hättest nicht viel Freude damit.
Bei unserer Nikon D500 Kamera können wir bis 1600 ISO ohne Qualitätseinbußen fotografieren. Selbst bis zu ISO 3200 hält sich das Bildrauschen noch in Grenzen. Bei neueren Kameras kannst du noch wesentlich weiter hinauf gehen.
Teste das Bildrauschen deiner Kamera
Wo für dich die Schmerzgrenze für’s Bildrauschen deiner Kamera ist, kannst du selbst ausprobieren!
Das machst du so:
- Schau‘ nach, was der niedrigste und höchste ISO-Wert deiner Kamera sind. Wie du den ISO Wert deiner Kamera verstellst, kannst du in deinem Kamera-Handbuch nachschauen. Oft kannst du den ISO Wert der Kamera auch nur im manuellen Modus verstellen. Je nach Kameramarke (Sony, Canon, Nikon, Fujifilm,…) und Modell ist das unterschiedlich.
- Nimm ein Motiv mit 3 unterschiedlichen Werten auf: 1x mit den niedrigsten ISO, 1x mit dem Mittelwert und 1x mit der höchsten Zahl, die du einstellen kannst.
- Verwende dafür ein Stativ, wenn du eines hast, damit der Bildausschnitt immer genau gleich ist.
- Achte darauf, dass die Fotos möglichst gleich hell sind. Das heißt, du mußt die Belichtungszeit einstellen, um die Helligkeit anzupassen.
- Importiere deine Fotos in Lightroom oder ein anderes Bildbearbeitungsprogramm und schau‘ sie dir in der 100% Vergrößerung an.
- Ist der mittlere Wert für dich noch ok? Dann merke in dir für die Zukunft als maximale Einstellung.
- Dir rauscht das Bild beim mittleren Wert noch zu viel? Dann nimm noch mehr Bilder auf und reduziere jedes Mal die ISO um eine Stufe. Starte mit der Zahl unter dem mittleren Wert von vorher.
Hier ist unser Test-Beispiel mit den jeweiligen Kamera-Einstellungen. Zum Vergrößern einfach draufklicken:
Den Unterschied beim Bildrauschen erkennst du erst in der 100-fachen Vergrößerung:
Auf den Kamerasensor kommt es an
Wenn du sehr oft bei Lichtsituationen mit wenig Licht fotografierst und daher auf gute Qualität im Kombination mit hohen ISO Werten angewiesen bist, dann wähle eine Kamera deren Sensor das unterstützt.
Die gängigsten Sensorgrößen aktuell sind Micro4Thirds, APS-C und Vollformat. Bei gleicher Auflösung verspricht eine Kamera mit Vollformat eine bessere ISO Empfindlichkeit als z.b. eine Micro4Thirds Kamera. Das liegt schlicht und einfach daran, dass die Fläche des Sensors bei einer Vollformat Kamera größer ist und somit (bei gleicher Auflösung) die Pixel größer sind und mehr Licht aufnehmen können.
Vergleiche hier bitte nur Kameras die vom Erscheinungsjahr nahe beieinander liegen, da z.b. ein aktueller Micro4Thirds Sensor deutlich bessere ISO Empfindlichkeit bietet als einer der 10 Jahre alt ist.
Die unterschiedlichen Sensorgrößen haben aber alle ihre Berechtigungen und Vor- und Nachteile.
- Micro4Thirds – verdoppelt deine Brennweite, ist kostengünstiger von den Objektiven und Kamerabodies her, dafür bist du früher mit dem Thema Bildrauschen konfrontiert
- APS-C – je nach Kamerahersteller verlängert er dir deine Brennweite um das 1,4 oder 1,5 Fache. Objektive und Kameras sind ebenfalls noch kostengünstiger als bei Vollformat.
- Vollformat – bietet dir sicherlich die beste ISO Performance (wenn du das brauchst), Kameras und Objektive sind aber definitiv teurer in der Anschaffung.
Wir fotografieren aktuell mit APS-C Kameras (Nikon D500 & Fujifilm X-T4) und kommen in der Landschafts- und Tierfotografie mit der ISO selten an die Grenzen. Ab und zu wäre natürlich speziell rund um die Tagesrandzeiten ein lichtstarkes Teleobjektiv und ein Vollformat Body toll. Diese Menge an Einsätzen hält sich aber aktuell in Grenzen und rechtfertigt für uns nicht Mehrinvestitionen von mehren tausend Euros. Das kann natürlich für dich ganz anders sein.
Solltest du dich speziell auf Astrofotografie oder Wildtierfotografie in der Nacht und Dämmerung spezialisieren wollen, dann solltest du definitiv zu einer Kamera mit Vollformatsensor greifen. Ein lichtstarkes Teleobjektiv mit Blende 2 oder 1.8 darf dann natürlich ebenfalls nicht fehlen. Es gibt grundsätzlich einige Punkte die für Kameras mit Vollformatsensor sprechen. Wir selbst hatten Vollformat Kameras als wir noch Hochzeiten fotografiert haben, speziell um bei schlechten Lichtbedingungen (in den Kirchen) ohne Blitz fotografieren zu können. Die Bodies haben wir verkauft und die Objektive behalten.
Lichtstarke Objektive können dir ebenfalls helfen deine ISO Zahlen niedrig zu halten. Je weiter du die Blende öffnen kannst (kleine Blendenzahl) desto mehr Licht kommt in deine Kamera und desto niedrige ISO Werte kannst du verwenden.
Warum sind wir dann nicht bei Vollformat geblieben? Einfach deshalb, weil sich die damaligen Vollformatkameras (für Semiprofis) nicht für die Tierfotografie geeignet haben. Die Spitzenmodelle mit Vollformatsensor waren uns einfach zu teuer und schlicht auch zu groß und schwer. Die Bodies solcher Kameras sind größer, die Objektive sind schwerer und Kameras mit APS-C Sensor liefern für uns immer noch Topresultate. Mehr brauchen wir nicht.
Bildrauschen bei hohen ISO nachträglich entfernen
Natürlich lassen sich in gewissen Situationen hohe ISO-Zahlen einfach nicht vermeiden. Dieses Rauschen im Nachhinein zu reduzieren war früher eher schwierig. Durch die Integration von KI hat sich hier aber einiges getan und die unterschiedlichen Tools bewirken mittlerweile wahre Wunder. Fotos, die man früher gelöscht hätte, kann man jetzt super bearbeiten. In unserem Artikel: Bildrauschen entfernen – keine Angst vor hohen ISOs verraten wir dir alle Details dazu.
Jetzt wünschen wir dir viel Freude beim Fotografieren und erfolgreichen Einstellen des ISO-Wertes!
Wünschst du dir Unterstützung beim Erlernen der richtigen Kameraeinstellungen? Dann helfen wir dir sehr gerne. In unserem FotoGrundlagen Onlinekurs lernst du nicht nur, wie du die ISO Empfindlichkeit, Blende und Verschlusszeit so einstellst, dass dir scharfe und richtig belichtet Bilder gelingen. Gleichzeitig zeigen wir dir auch die Grundlagen der Bildkomposition, sodaß du deine Fotos genau nach deinen Vorstellungen gestalten kannst.