Wenn du zu Zeiten fotografieren gehst, wenn wenig Licht da ist, wirst du Situationen haben, bei denen du hohen ISO Werte brauchst. Hohe ISO Werte führen – je nach Kamera und Sensor – früher oder später zu Bildrauschen. Wie wir dieses Bildrauschen entfernen, verraten wir dir in diesem Artikel.
Hast du dich bisher, so wie wir, gescheut mit hohen ISO zu fotografieren? Dann habe ich eine gute Nachricht: Es hat sich sehr viel in den letzten Monaten getan und mit den Tools, die es jetzt gibt, kannst du jetzt auch mit hohen ISO Zahlen ganz entspannt fotografieren.
Wir waren in Südafrika sehr viel auf Fotosafari unterwegs und hatten dabei bei oft früh am Morgen oder spät am Abend Tiere als Motive, die sich teilweise sogar noch bewegt haben. In solchen Situationen brauchten wir kurze Verschlusszeiten, um die Tiere in der Bewegung “einzufrieren.” Die einzigen Möglichkeiten, die wir hatten, waren die Blende soweit wie möglich zu öffnen und die ISO Werte nach oben zu drehen. Unsere beiden Nikon D500 sind schon einige Jahr alt und daher tritt bereits bei ISO 2500 deutlich sichtbares Bildrauschen auf.
Manche Fotografinnen sehen Bildrauschen als Gestaltungsmerkmal, aber wir mögen es nicht und möchten es so gut wie möglich entfernen.
Warum entsteht Bildrauschen überhaupt?
Der häufigste Grund für Bildrauschen ist die Verwendung von hohen ISO Werten. Hier hat sich zwar bei den aktuellen Kameras viel getan, aber trotzdem solltest du immer versuchen mit so niedrigen ISO wie möglich zu fotografieren. Bei einer unser ersten Spiegelreflexkameras, einer Nikon D90, konnte man Bildrauschen schon ab einem Wert von 800 ISO sehen. Bei unserer aktuellen, auch schon älteren D500, können wir bis ISO 2500 gehen, bevor uns das Bildrauschen stört.
Ein anderer Grund warum Bildrauschen entstehen kann ist, dass der Sensor deiner Kamera zu warm wird. Das kann passieren, wenn du z. B. recht lange Langzeitbelichtungen machst. Je nach Kameramodell gibt es hier unterschiedliche “Schmerzgrenzen”. Diesen Grund für Bildrauschen hatten wir selbst noch nicht, aber er sei hier vollständigkeitshalber erwähnt.
Wann ist Bildrauschen ein Problem?
Auch hier gleich vorab eine gute Nachricht: Solltest du deine Fotos nur ab und zu in der Größe von 10 x 15 cm ausarbeiten lassen oder per Handy an deine Familie und Freunde schicken, dann betrifft dich Bildrauschen kaum. Erst wenn du deine Fotos größer ausarbeiten lässt oder in Themen wie Astrofotografie eintauchst, wird dich Bildrauschen bei hohen ISO Aufnahmen stören. Bei kleinerer Ausarbeitung deiner Aufnahmen wird dem Betrachter das Rauschen nur selten auffallen.
Möchtest du kleine Ausschnitte aus Fotos mit hohen ISO Werten herausnehmen, dann wirst du ebenfalls bemerken, dass das Bildrauschen deutlicher zu sehen ist und störend wirkt.
Fotografierst du im RAW Format, anstelle von JPEG, hast du mehr Spielraum in der Nachbearbeitung. Denn wenn du deine Fotos im JPEG Format aufnimmst, wirft die Kamera schon viel Bildinformation weg und Bildrauschen kann stärker auftreten.
Bildrauschen entfernen – wie machen wir das?
Wenn du Bildrauschen nicht vermeiden kannst, kannst du aus mehreren tollen Software Tools wählen, die dir schnell und einfach weiterhelfen können. Wir verwenden zwei kostenpflichtige Tools und sind sehr zufrieden damit.
Da wir zu 99,9% im RAW Format fotografieren, brauchen wir ein Bildbearbeitungsprogramm wie Lightroom Classic und verwenden dieses schon seit vielen Jahren. Hier einige weiterführende Infos, warum Bildbearbeitung notwendig ist und warum wir Lightroom dafür verwenden.
Lightroom Classic ist eines der zwei Tools, das wir zum Bildrauschen reduzieren verwenden. Lightroom hat mit den letzten Updates einen sichtbaren Sprung gemacht und verwendet künstliche Intelligenz, um Bildrauschen deutlich zu verringern.
Das zweite Tool in unserer Rauschreduzierungs-Kiste ist DxO PureRaw 4*. Wir haben es selbst erst vor kurzem während unserer Fotosafari in Südafrika kennengelernt und sind von den Ergebnissen begeistert. Es liefert noch etwas bessere Ergebnisse als die Bildentrauschung in Lightroom und ist als Plugin direkt in Lightroom verwendbar. Zusätzlich zum Entfernen des Bildrauschens beinhaltet es noch folgende weitere Funktionen:
- Ausgleich von Objektivunschärfe
- Verzeichnungskorrektur
- Demosaicing
- Vignettierungskorrektur mit wissenschaftlicher Präzision
- Objektivspezifische Verbesserung chromatischer Aberration
Bildrauschen entfernen mit Lightroom Classic
Noch vor einigen Monaten musste man selbst im Entwicklungsmodul unter Details an den unterschiedlichsten Reglern schrauben, um das Bildrauschen zu verringern. Lightroom hat jetzt aber einen großen Schritt gemacht und dank KI braucht man in den meisten Fällen keine manuelle Anpassung mehr.
Du findest die Entrauschungsmöglichkeit im Entwicklungsmodul unter Details und Rauschreduzierung. Diese Rauschreduzierung ist aber nur für Fotos im RAW-Format möglich und dauert – je nach Leistungsfähigkeit deines Computers – mehrere Sekunden bis einige Minuten. Bei Bildern im Jpeg-Format musst du weiterhin – wie bisher – mit den manuellen Reglern arbeiten, die sich gleich darunter im Punkt “Manuelle Rauschreduzierung” verstecken.
Du kannst dann noch auswählen, wie stark du die Rauschreduzierung anwenden möchtest und bekommst gleich noch eine Vorschau oben drauf:
Das verbesserte Bild wird dann als DNG Variante in Lightroom abgelegt. Achtung: Du solltest mit der Stärke nicht übertreiben! Wir gehen nicht über 50 und sind oft schon mit Werten zwischen 20 und 30 zufrieden. Sollten dir die Ergebnisse trotzdem nicht gefallen, hast du immer noch die Möglichkeit, manuell eine Rauschreduzierung in Lightroom zu machen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Entfernen des Bildrauschens zeigt die Wirkung in allen Teilen des Fotos. Speziell der Hintergrund ist noch verschwommener geworden. Zusätzlich sind mehr Details im Auge und im Fell zu sehen.
Bildrauschen entfernen mit DxO PureRaw 4
Du kannst DxO PureRaw entweder als eigenständiges Programm öffnen und dort dann das gewünschte Bild öffnen oder den Weg über Lightroom Classic gehen.
Wir verwenden das Programm immer direkt in Lightroom. Dazu gehst du auf das gewünschte Foto und klickst oben im Menü auf Datei und dann Zusatzmoduloptionen:
Hier hast du dann 2 Auswahlmöglichkeiten:
- Vorschau und Verarbeitung mit DxO PureRAW 4
- Sofort verarbeiten mit DxO PureRAW 4
Bei “Vorschau und Verarbeitung mit Dxo PureRAW 4” bekommst ein Vorschaufenster mit Vorher/ Nachher Vergleich und die unterschiedlichen Einstellungsmöglichkeiten angezeigt:
Bei der Option “Sofort verarbeiten mit DxO PureRAW 4” erwartet dich eine vereinfachte Auswahl, die du aber bei Bedarf trotzdem noch anpassen kannst:
Spannend bei beiden Varianten ist die Auswahl der Bearbeitung, zwischen denen du dich entscheiden kannst:
- DeepPrime
- DeepPrime XD2 / XD
Mit DeepPrime XD2 / XD bekommst du gegenüber von DeepPrime noch etwas mehr Details heraus. Die Bearbeitung dauert aber eine Spur länger.
Ähnlich wie beim Entrauschen in Lightroom Classic, hat PureRAW 4 ordentlich Arbeit geleistet und das Foto deutlich verbessert. Einerseits wurde das Bildrauschen im Hintergrund verbessert und anderseits wird auch der Gepard schärfer dargestellt.
Lightroom Classic und DXO PureRAW 4 im Vergleich
Welches Tool zum Verbessern des Bildrauschens ist jetzt mehr zu empfehlen? Schauen wir uns dazu die Ergebnisse im Vergleich an. Hier das oben verwendete Beispiel des Geparden.
Beide Tools verbessern das Foto deutlich. DXO PureRAW 4 schärft dabei die Haare des Geparden deutlich mehr als das Entrauschungstool in Lightroom. Im 100% Detail sieht das schon fast überschärft aus, aber geht man in die Vollansicht, dann wirkt das Foto, das mit DXO PureRAW 4 entstanden ist, deutlich knackiger. Auch der Hintergrund wird noch besser entrauscht.
Hier noch ein Nachtaufnahme aus unserem Beitrag: Milchstraße fotografieren – Tipps zur Astrofotografie. Wir haben Lightroom Classic gegen PureRAW 4 antreten lassen.
Bereits in der 100% Ansicht können wir folgendes erkennen:
- Der Felsen wirkt bei der Bearbeitung mit PureRAW 4 schärfer
- Speziell im Himmel entstehen Striche/Artefakte bei Ausarbeitung in PureRAW 4
In der Vollbildansicht sehen dann beide Fotos, egal ob in Lightroom Classic oder in DXO PureRAW 4 bearbeitet, gut aus.
Hier noch einige Beispielfotos, die wir mit hohen ISO aufnehmen mussten und die wir mit DxO PureRAW 4 entrauscht haben. Um den Unterschied besser sehen zu können, klicke auf das original Foto und dann auf den Pfeil nacht rechts, um die bearbeitete Version im Vergleich anzusehen:
Polarfuchs mit ISO 4.000
Landschaft mit ISO 12.400
Bär mit ISO 8.000
Unser Fazit: Wenn es um Aufnahmen von Tieren geht, dann ist DxO PureRaw 4 unser bevorzugtes Tool, um Bildrauschen zu verbessern. Bei Nachtaufnahmen lassen wir Lightroom Classic und DXO PureRAW 4 gegeneinander antreten und schauen uns von Fall zu Fall an, was uns besser gefällt.
Solltest du bereits mit PureRAW 3 arbeiten, dann schau dir auf alle Fälle Version 4 an. Wir finden mit DeepPrime XD2 sind die Ergebnisse noch einmal deutlich besser geworden und ein Upgrade macht hier definitiv Sinn.
Unsere Empfehlung:
- Suche dir auf deinem Computer einige Testfotos mit hohen ISO zusammen. In Lightroom kannst du diese Bilder ganz leicht mit dem Bibliotheksfilter bei den Metadaten finden.
- Lade dir die kostenlose 14 Tage Testversion von DxO PureRAW 4 herunter und verbessere deine Fotos. Solltest du nicht mit Lightroom arbeiten, dann hast du mit DxO PureRAW 4 eines der besten Bildentrauschungs-Tools, das am Markt verfügbar ist.
- Wenn du auch Lightroom Classic verwendest, dann entrausche auch dort die Testfotos.
- Vergleiche die Lightroom und PureRAW Varianten und schaue, welches Werkzeug dir bessere Ergebnisse liefert.
Alternative Tools, um Bildrauschen zu entfernen
- Bildrauschen reduzieren in Photoshop
- Noise Ninja
- Topaz DeNoise AI
Bildrauschen vorab vermeiden – welche Möglichkeiten gibt es?
Je nach Aufnahmesituation hast du mehrere Möglichkeiten, um hohe ISO Werte von vornherein zu vermeiden. Fotografierst du statische Motive, wie Landschaften oder Stilleben bei schlechten Lichtbedingungen, verwende lieber ein Stativ oder lege die Kamera irgendwo auf. Dann kannst du dank längerer Belichtungszeiten mit niedrigen ISO Werten fotografieren.
Eine zweite Möglichkeit ist die Verwendung von lichtstarken Objektiven, z. B. f/1,4 oder f/2,8. Du bekommst somit mehr Licht in deine Kamera. Aber pass dabei auf, dass die Schärfentiefe bei deinen Aufnahmen noch passt. Wenn du so offenblendig fotografierst, hast du – je nach Objektiv und Abstand zum Motiv – oft nur eine Schärfenebene von wenigen Millimetern, die scharf abgebildet wird.
Beleuchtung durch zusätzliche Lichtquellen, wie Blitze oder Dauerlichtlampen, können dir ebenfalls dabei helfen, Bildrauschen zu vermeiden.
Prinzipiell findet man Bildrauschen vor allem in den tiefen Tönen und im Schwarz. Wenn du deine Fotos von vornherein heller aufnimmst (auch mit höheren ISO) und dann die Belichtung in der Bildbearbeitung wieder dunkler machst, tritt weniger Bildrauschen auf.
Jetzt wünschen wir die viel Erfolg beim Entfernen des Bildrauschens und viel Freude mit den dadurch noch schöneren Fotos!