Überlegst du dir einen neuen Fotoapparat zu kaufen, weil du schönere Bilder machen willst? Glaub’ mir, ich kenne das! Als ich mit dem Fotografieren angefangen habe, war ich fest davon überzeugt, dass ich mit dem richtigen Kameratyp – einer Spiegelreflex – tolle Aufnahmen zustande bringen würde.
Also habe ich mir für meine erste Safari in Afrika das Einsteiger-Spiegelreflexmodell von Nikon gekauft, das mir der Verkäufer empfohlen hat. Auf der Reise habe ich mit Automatik fotografiert, weil ich Angst hatte die Fotos zu “versauen,” wenn ich selber etwas einstelle. Trotz der neuen Kamera hatte ich nachher leider keine tollen Bilder. Denn ich hatte Null Ahnung und wußte weder, wie man ein Motiv schön in Szene setzt und richtig belichtet.
Bei den beiden Fotos unten kannst du den riesigen Unterschied sehen, den die Bildgestaltung und das selbst Einstellen der Kamerawerte ausmachen – ganz unabhängig vom Kameramodell!
Die gute Neuigkeit: Wenn es dir eigentlich darum geht, beeindruckende Fotos zu machen, brauchst du wahrscheinlich gar keine neue Kamera! Der Fotoapparat ist nicht so wichtig, wie du vielleicht denkst, um tolle Bilder zu machen. Deshalb erkläre ich dir heute, auf welche Punkte es beim Fotografieren wirklich ankommt, um möglichst bald faszinierende Aufnahmen zu machen.
1. Entdecke die Tricks gekonnter Bildgestaltung
Ich bin absolut überzeugt davon, dass das der beste erste Schritt ist, um faszinierende Fotos zu machen. Bei der Bildgestaltung gibt es jede Menge einfacher Tipps und Tricks, die du mit jedem Kameratyp umsetzen kannst, sogar mit dem Smartphone!
Egal, ob du glaubst, dass du kreativ bist oder nicht, technikbegabt oder nicht: Bildkomposition kann jeder lernen und damit fesselnde Fotos machen. Schau’ dir mal das Beispiel hier an.
Linkes Foto:
- Auf dem Bild ist viel zu viel drauf.
- Der Falter ist im Verhältnis zur Bildfläche klein.
- Vor dem dunklen Hintergrund hebt sich das Insekt nicht gut ab.
Rechtes Foto:
- Hier lenkt nichts ab.
- Der Bildausschnitt ist auf das Wesentliche reduziert.
- Vor dem verschwommenen Hintergrund hebt sich der Schmetterling super ab.
- Das Grün bildet einen tollen Kontrast zum Schwarz-Rot des Falters.
- Der diagonal verlaufende Stängel führt das Auge durch das Bild, direkt zum Hauptmotiv.
Bei der Bildgestaltung lernst du zum Beispiel:
- wo du dein Motiv auf der Bildfläche am besten platzierst und
- wie du Linien, Punkte, Kontraste und Blickwinkel für spannendere Fotos nutzt
2. Lerne deine Kamera kennen
Ein anderer Punkt, um den du nicht herumkommst, wenn du tolle Fotos machen willst ist, dass du die wichtigsten Funktionen deiner Kamera lernst. Das heißt nicht, dass du sämtliche Knöpfe und Unterpunkte im Menü im Schlaf kennen musst. Es reicht, wenn du dich auf ein paar Dinge fokussierst:
- Wie du Blende, ISO und Belichtungszeit einstellst, damit dein Foto scharf und richtig belichtet ist.
- Wie du mit dem Histogramm und der Lichterwarnung kontrollierst, ob die Belichtung passt.
- Wann du welche Kameraeinstellungen brauchst, z. B. für Bewegungsbilder oder wenn es dunkel ist.
Brauche ich einen bestimmten Kameratyp für tolle Fotos?
Für den Start in die Bildgestaltung kannst du auch mit dem Smartphone Aufnahmen machen. Auf Dauer kann ein Smartphone eine Kamera aber nicht ersetzen, weil du gewisse Dinge nicht selber steuern kannst. Wir empfehlen dir deshalb einen digitalen Fotoapparat, bei dem du ISO, Blende und Belichtungszeit selber auswählen kannst. Das sind für den Anfang die wichtigsten drei Elemente. Mehr Tipps, welches Kameramodell zu dir passt, findest du unter Punkt Sechs.
Hier sind gleich mal zwei Artikel, die dir dabei helfen, deine Kamera besser kennen zu lernen:
ISO richtig einstellen
Richtig belichten mit dem Histogramm
3. Mache Wow-Fotos mit tollen Lichtstimmungen
Der Begriff Fotografieren bedeutet eigentlich “Malen mit Licht.” Denn das Licht ist das wichtigste Element überhaupt in der Fotografie. Wenn du ganz schnell Aufnahmen mit Wow-Effekt machen möchtest, dann solltest du ab sofort darauf achten, wann du fotografieren gehst.
Besonders schöne und interessante Lichtstimmungen hast du zum Beispiel zur goldenen und zur blauen Stunde. Damit du weißt, wann diese an einem Ort stattfinden, empfehlen wir dir die kostenlose App Sun Surveyor Lite.
4. Übung macht noch immer den Meister
Manche Dinge kannst du ohne großen Zeitaufwand sehr schnell umsetzen, wie das Achten auf das beste Licht. Bei anderen Sachen braucht es länger, bis du einen Erfolg siehst. Einen der größten Schritte, den du beim Fotografieren machen kannst ist, zu lernen wie du deine Kamera selbst einstellst – ganz ohne Automatikfunktion.
Warum du dir das antun solltest? Weil du ganz andere Möglichkeiten hast! Du hast dann die Kontrolle darüber, ob
- der Hintergrund bei einem Bild verschwommen ist
- das Foto hell oder dunkel belichtet ist
- eine Bewegung verwischt oder eingefroren ist oder
- ein Foto bei schwierigen Lichtbedingungen richtig aufgenommen ist, wie z. B. die Nordlichter unten.
Natürlich ist das am Anfang nicht einfach und es werden nicht alle Fotos sofort so ausschauen, wie du es gerne hättest. Wie schnell du besser wirst, hängt dann ganz von dir ab. Je mehr du übst, desto rascher wirst du Erfolge sehen.
Wichtig ist vor allem, dass du dran bleibst. Wenn du in einer Woche vier Stunden fotografieren gehst und dann die Kamera drei Monate nicht mehr anrührst, mußt du dich wieder mühsam neu einlernen.
Konzentriere dich lieber längere Zeit auf eine Bildart, z. B. Nahaufnahmen oder Landschaftsfotos und bleibe an einzelnen Motiven länger dran. So machst du am schnellsten Fortschritte. Eine Möglichkeit ist z. B. verschiedene Perspektiven auszuprobieren, um den spannendsten Blickwinkel für dein Motiv zu finden. Dann werden deine Aufnahmen auch kreativer, wie das Foto unten.
5. Gib´ deinen Fotos mit Bildbearbeitung den letzten Schliff
Wenn du die ersten vier Punkte erfolgreich umgesetzt hast, dann wird es Zeit für etwas Neues: die Bearbeitung deiner Fotos! Bei schwierigen Lichtsituationen ist es manchmal unmöglich, dein Motiv mit einer Aufnahme perfekt zu belichten.
Du willst z. B. gegen die Sonne fotografieren und der Vordergrund soll auch noch gut erkennen zu sein, wie bei dem Bild oben. Dann hast du drei Möglichkeiten:
- Du nimmst mehrere, unterschiedlich belichtete Fotos auf und fügst sie am Computer zu einem Bild zusammen.
- Mit einem Filter dunkelst du bei der Aufnahme die Sonne ab.
- Mit Hilfe des Histogramms belichtest du das Foto so gut wie möglich und hellst die dunklen Stellen später in der Bildbearbeitung auf.
Wie du siehst, ist das schon komplexer. Beim Einstieg in die Bildbearbeitung kannst du aber einfach mal damit starten, die Helligkeit, die Intensität der Farben oder die Kontraste so zu verändern, wie es dir am besten gefällt.
6. Wie du den passenden Kameratyp für dich findest
Erst wenn du schon eine Zeit lang fotografierst, macht es Sinn, dass du dir eine andere Kamera, Spezialobjektive und ein gutes Stativ zulegst. Dann weißt du schon, welche Motive du am liebsten fotografierst und kannst dir dafür gezielt eine geeignete Foto-Ausrüstung zulegen.
Bei der Auswahl des besten Kameratyps für dich ist es nicht so wichtig, was das Gehäuse alles kann (das ist der Teil, auf der der Auslöser drauf ist). Denn heutzutage haben alle Modelle genügend Pixel und verfügen über die wichtigsten Grundfunktionen. Wesentlich relevanter ist, dass deine Foto-Ausrüstung zu deinen Vorlieben passt:
- Fotografierst du am liebsten, wenn du gerade wandern, paddeln oder Fahrrad fahren bist? Dann macht eine große, schwere Spiegelreflexkamera einfach keinen Sinn.
- Wenn du gerne kleine Details aufnimmst, wie Blüten oder Insekten, eröffnet dir ein Makro-Objektiv ganz neue Möglichkeiten.
- Falls du schnelle Bewegungen von Tieren, Sportlern oder Autos einfangen möchtest, dann ist für dich eine rasche Serienbildfunktion wichtig.
- Bei Tierfotografie wirst du längerfristig nur mit einem guten Teleobjektiv glücklich.
In unserer Kamera Kaufberatung findest du jede Menge Tipps, um den richtigen Kameratyp für dich zu finden, egal ob Bridge-, Kompakt-, System- oder Spiegelreflex-Fotoapparat.
Zusammenfassung der einzelnen Schritte
- Tauch’ ein in die tolle Welt der Bildgestaltung und lerne, wie du deine Motive perfekt in Szene setzt.
- Lerne deine Kamera ohne Automatikmodus einzustellen. Dann bestimmst du, wie deine Bilder aussehen!
- Finde heraus, wann das schönste Licht ist und gehe bewußt zu diesen Zeiten fotografieren.
- Übe so viel wie möglich, aber vor allem regelmäßig!
- Fange erst mit der Bildbearbeitung an, wenn du die ersten vier Punkte schon umgesetzt hast. Sonst bist du schnell überfordert.
- Kaufe dir eine neue Kamera erst, wenn du schon mehr fotografiert hast und weißt, wo deine Vorlieben liegen.
Am Allerwichtigsten ist jedoch, dass du irgendwo anfängst! Wir empfehlen dir, das Fotografieren im manuellen Modus (M-Modus) als Allererstes zu lernen. Denn nur dann kannst du deine Bilder so gestalten, wie du sie dir vorstellst. Mit der Automatik bist du diesbezüglich sehr eingeschränkt, wie du in unserem Beitrag Warum dir im Automatikmodus keine Wow-Fotos gelingen nachlesen kannst.