Warum du dir Zeit für die Suche nach einem interessanten Blickwinkel nehmen solltest? Weil sich dadurch deine Fotos schlagartig verbessern werden! Denkst du dir jetzt: „Dafür habe ich keine Zeit!“ Doch hast du! Indem du ab sofort weniger, dafür aber richtig coole Fotos mit diesen sieben einfachen Tipps schießt.
Der Blickwinkel oder die Perspektive setzt sich aus drei verschiedenen Elementen zusammen:
- Dem Standpunkt
- Die Höhe, aus der du das Bild aufnimmst: Augenhöhe, vom Boden aus, …
- Der Winkel, in dem du die Kamera hältst: nach oben, 90°, nach unten, …
Am Anfang wirst du sicherlich länger brauchen, um die Tipps umzusetzen. Je öfter du übst, desto schneller wirst du die coolste Perspektive finden und einige Punkte ganz automatisch beachten.
1. Verzichte auf den 08/15 Blickwinkel
- Der Großteil der Leute macht einen Schnappschuss von dem Standpunkt aus, von dem sie ihr Motiv zum ersten Mal sehen.
- Die Mehrheit fotografiert im Stehen auf Augenhöhe.
- Der erste Blick, den du auf ein Motiv hast, ist fast nie der beste.
- Verzichte selbst auf dieses Foto, du versäumst nichts.
- Suche dir sofort einen interessanteren Blickwinkel.
Links siehst du den ersten Blick, den wir vom Weg aus auf diesen Leuchtturm in Schweden hatten.
Für das Foto unten bin ich auf die Felsen im Meer gegangen, um einen völlig anderen Blickwinkel als die anderen Touristen aufzunehmen.
2. Entdecke die Schokoladenseite deines Motivs
Jede Person und jedes Objekt hat eine besonders fotogene Seite … manche auch mehr ;-) Nimm dir Zeit dafür, sie zu entdecken und zu fotografieren. Geh um dein Motiv herum und finde heraus, von welchem Blickwinkel aus es am schönsten ausschaut.
Hier siehst du noch mehr Fotobeispiele von dem Leuchtturm, bei dem wir mindestens zehn unterschiedliche Perspektiven ausprobiert haben.
Blickwinkel von unten nach oben:
- Standpunkt in der Nähe des Leuchtturms
- Leuchtturm im rechten Drittel des Fotos platziert
- Mauer als Linie zum Führen des Blicks zum Hauptmotiv genutzt
Niedriger Blickwinkel, leicht nach oben geneigt:
- Standpunkt vom Steg aus.
- Mit dem Rettungsreifen im Vordergrund bekommt das Foto Tiefe. Mehr dazu unter Punkt 3.
- Durch den bodennahen Standpunkt bringen die Flechten einen zusätzlichen Farbklecks ins Bild.
- Die Linie von Geländer und Schild führen den Blick im Zickzack zum Leuchtturm.
Bodennaher Blickwinkel, leicht nach oben geneigt:
- Standpunkt bei den Felsen.
- Mehr Spannung durch die Spiegelung.
- Tiefe durch die Steine im Vordergrund und das Wasser.
Wenn du dir jetzt die Fotos oben nochmal durchschaust, fallen dir sicherlich selber andere mögliche Blickwinkel ein, die wir hier nicht gezeigt haben.
Tipp: Du willst dich schnell verbessern? Dann mach‘ immer wieder diese Übung: Such dir ein Motiv und nimm es aus mindestens fünf völlig unterschiedlichen Blickwinkeln auf. Wenn du noch mehr Herausforderung magst, dann setz dir zehn verschiedene Aufnahmen als Ziel!
3. Gib deinem Bild Tiefe
- Landschaftsfotos, die keine Tiefe haben, sind meist fad.
- Das Bild links ist nach 2 Sekunden uninteressant. Denn dann gibt es nichts mehr zu entdecken.
- Der Trick für ein Gefühl von Tiefe ist, einen Vordergrund auf’s Foto zu nehmen.
- Wenn du manuell fotografierst, kannst du den Vordergrund unscharf machen, wenn du eine offene Blende wählst (z. B. f/4).
Beim Foto unten hat Markus einen sehr niedrigen Blickwinkel und einen anderen Bildausschnitt gewählt.
- Der Bogen aus Steinen in der unteren Bildhälfte führt die Augen zu den Gesteinsformationen hin.
- Hier gibt es jede Menge Elemente, um den Blick zu fesseln: den grünen Seetang, die Spiegelung im Wasser, die kleinen Steine und die großen Kalksteinsäulen.
- Das Foto hat jetzt Vordergrund (Steine mit Grün), Mittelgrund (Felsformationen) und Hintergrund (Himmel). Dadurch entsteht ein Gefühl von Tiefe.
4. Finde die richtige Höhe
Um den optimalen Blickwinkel zu finden, muß man auch mal Verrenkungen machen. Dadurch kann man Kleinigkeiten übersehen, die aber einen großen Unterschied machen.
- Achte auf einen geraden Horizont. Blende dir dafür die Hilfslinien im Sucher deiner Kamera ein.
- Positioniere dich so, dass wichtige Details freigestellt sind. Wähle dafür einen ruhigen Hintergrund in einer anderen Farbe oder Helligkeit.
- Pass auf, dass Personen nichts aus dem Kopf „wächst,“ wie ein Baum.
- Um den besten Blickwinkel zu finden, reicht es oft mehr in die Knie zu gehen oder einen Schritt weiter zur Seite.
- Kontrolliere deine Aufnahme sofort und mache notfalls ein neues Foto.
5. Mach das, was sonst keiner macht
Um einen ungewöhnlichen Blickwinkel zu entdecken ist es ein guter Anfang dorthin zu gehen, wo sonst keiner ist:
- Fotografiere dein Motiv von einem sehr niedrigen Standpunkt aus. Wenn du ein ausklappbares Display hast, dann kannst du die Kamera auch auf den Boden legen für deine Aufnahme.
- Wenn du am Meer oder einem See bist, schau dir die Perspektive vom Wasser aus an.
- Nimm dir eine Unterlegsmatte mit, leg dich auf den Boden und fotografiere nach oben.
- Stell dich wo rauf und fotografiere aus der Vogelperspektive nach unten.
- Gibt es irgendwas, wo du durch fotografieren kannst, um dein Motiv einzurahmen? Ein Tor, Brückenpfeiler, etc.
- Surfe im Internet und hole dir Ideen von anderen Fotografen.
6. Probiere Hoch- und Querformat aus
Gerade als Fotografie-Einsteiger vergißt man leicht auf das Hochformat, weil es nicht unserem Sehen entspricht.
- Gewöhne dir an, von einem Motiv beide Varianten auszuprobieren.
- Mit der Wahl des richtigen Formats kannst du die Wirkung deiner Bilder bewußt verstärken.
- Wenn du dazu mehr wissen willst, findest du hier Tipps, wann Querformat und wann Hochformat besser ist.
Hier findest du ein Beispiel von Badehütten, die wir in beiden Versionen aufgenommen haben.
7. Suche Kontraste
Hast du schon mal versucht etwas zu fotografieren, bei dem das ganze Motiv die selbe Farbe hatte? Ein typisches Beispiel dafür ist der Regenwald: alles ist grün. Genau deshalb ist er schwierig zu fotografieren, weil sich nichts abhebt. Hier sind drei einfache Kontraste, die du nutzen kannst:
- Hell <> Dunkel
- Kalte Farben (blau, violett) <> warme Farben (Rot, Orange, Gelb)
- Farbe <> Nichtfarbe (Schwarz und Weiß)
Die 7 Blickwinkel-Tipps zusammengefasst:
- Mache kein Foto vom ersten Punkt aus, von dem du ein Motiv siehst. Das macht jeder.
- Geh um dein Motiv herum und entdecke seine Schokoladenseite.
- Gib deinem Bild Tiefe durch einen Vordergrund.
- Finde die richtige Höhe, sodaß du wichtige Stellen freistellst und Köpfe nicht „durchschneidest.“
- Suche Blickwinkel, die nicht jeder macht: vom Wasser oder Boden aus, nach oben, nach unten …
- Nimm sowohl Querformat, als auch Hochformat auf.
- Nütze Kontraste: Hell <> Dunkel, Farbe <> Schwarz oder Weiß, Kalte Farben <> warme Farben
Jetzt bist du dran: Ich wünsch dir viel Freude beim Entdecken neuer Blickwinkel!
Willst du noch mehr darüber wissen, wie du deine Motive cool in Szene setzt? Dann lies hier weiter.
7 Kommentare
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Hey ihr zwei, euer Blog ist toll und dieser Beitrag sehr informativ. Sehr schöne Bilder! Danke fürs Teilen ?
Hallo Ha, vielen Dank. Wenn du Lust hast, kannst du dir auch noch einige Tipps in unserem kostenlosen Fotokurs holen. Hast du den schon gesehen?
Liebe Grüße, Markus
Hallo Karin,
ein wirklich toller informativer Beitrag. Tolle Inspirationen, tolle Bildperspektiven. Danke für die Tipps.
Lg Sina
Hallo Sina, freut mich sehr, dass die Tipps hilfreich für dich waren. In diesem Fall würde dir wohl auch unser 10-tägiger, kostenloser Fotokurs gefallen. Darin geht es genau darum, wie du dein Motiv am besten in Szene setzt. Liebe Grüße und weiterhin viel Freude beim Fotografieren, Karin
Der Blickwinkel bestimmt die Spannung und Dynamik eines Bildes und eine Landschaftsaufnahme lebt vom Superweitwinkel mit Brennweiten von 12 – 20 mm, wie die Aufnahmen eindrucksvoll darstellen.
Wirklich sehr gelungen Aufnahme und ein guter Weg, seinen Blick weiter zu schärfen. Ausprobieren geht über Studieren und kostet in der Zeit der digitalen Fotografie kaum etwas.
Ich freue mich auch immer auf meine Landschaftsaufnahmen mit meinem Objektiv Tarmon f2,8/15-30. Einfach ein volles Objektiv u. gerade das richtige Werkzeuge für Breite, Tiefe und unendliche Schärfe.
Hallo Eduard,
da sind wir völlig deiner Meinung, dass der Blickwinkel ganz essentiell für die Bildgestaltung ist! Ein Weitwinkel ist für Landschaftsaufnahmen natürlich perfekt. Wir haben ein Tamron Makroobjektiv und sind auch sehr zufrieden damit! Viele Grüße, Karin & Markus