Warum du dir Zeit für die Suche nach einem interessanten Blickwinkel nehmen solltest? Weil deine Fotos sich dadurch schlagartig verbessern und einzigartiger werden! Denkst du dir jetzt: “Dafür habe ich keine Zeit!” Doch hast du! Indem du ab sofort weniger, dafür aber richtig spannende Fotos mit diesen einfachen Tipps machst. Die Fotoideen, die wir hier vorstellen sind super für Fotografie AnfängerInnen geeignet, weil es um die Bildgestaltung und nicht um die Kameratechnik geht. Deshalb kannst du sie auch sofort umsetzen. Los geht’s.
*Zuletzt aktualisiert im Juli 2024*
Was ist eigentlich der Blickwinkel?
Damit du weißt, wovon ich spreche, erkläre ich dir ganz kurz, was ich meine, wenn ich vom Blickwinkel spreche. Der Blickwinkel oder die Perspektive setzt sich aus drei verschiedenen Elementen zusammen:
- Dem Standpunkt, an dem du stehst
- Die Höhe, aus der du das Bild aufnimmst: Augenhöhe, vom Boden aus, …
- Der Winkel, in dem du die Kamera hältst: nach oben, 90°, nach unten, …
Am Anfang wirst du sicherlich etwas länger brauchen, um die Tipps umzusetzen. Je öfter du übst, desto schneller wirst du die interessanteste Perspektive finden und einige Punkte ganz automatisch beachten. Dran bleiben zahlt sich aus, versprochen!
1. Verzichte auf den 08/15 Blickwinkel
Diese Dinge solltest du wissen, um Fotos aufzunehmen, die sich von denen der anderen unterscheiden:
Der Großteil der Leute macht einen Schnappschuss von dem Standpunkt aus, von dem sie ihr Motiv zum ersten Mal sehen. Außerdem machen sie das Bild im Stehen und fotografieren auf Augenhöhe geradeaus.
Der erste Blick, den du auf ein Motiv hast, ist allerdings fast nie der beste. Verzichte selbst auf dieses Foto, du versäumst nichts. Suche dir stattdessen sofort einen interessanteren Blickwinkel. Sobald du also nicht mehr im Stehen geradeaus fotografierst, hast du schon die wichtigsten Voraussetzungen für einen spannenderen Blickwinkel.
Auch mit einem anderen Bildausschnitt kannst du dich mit deinen Fotos sofort mehr von der Masse abheben, wenn ein anderer Blickwinkel mal nicht möglich ist.
2. Entdecke die Schokoladenseite deines Motivs
Jede Person und jedes Objekt hat eine besonders fotogene Seite … manche auch mehr ;-) Nimm dir Zeit dafür, sie zu entdecken und zu fotografieren. Geh um dein Motiv herum und finde heraus, von welchem Blickwinkel aus es am schönsten ausschaut.
Probiere verschiedene Standpunkte
Auf dem kleinen Bild oben siehst du den ersten Blick, den wir auf den Leuchtturm hatten. Um einiges spannender sah der Leuchtturm von der Straße aus, die hinführt. Für das Foto unten haben wir unseren Standpunkt verändert und auch die Höhe, aus der wir fotografiert haben. Jetzt lenkt die Linie der Straße das Auge zum Motiv und bringt Tiefe ins Bild. Die farbigen Pflanzen und das Muster des vertrockneten Bodens machen das Bild zusätzlich interessanter.
Weiter unten siehst du noch mehr Fotobeispiele von dem Leuchtturm, bei dem wir mindestens zehn unterschiedliche Perspektiven ausprobiert haben.
Blickwinkel von unten nach oben
Für das Foto unten habe ich mich ganz nah an den Leuchtturm gestellt und nach oben fotografiert, um eine völlig andere Perspektive als die anderen Touristen aufzunehmen.
Beim nächsten Bild haben wir die Kamera leicht nach oben gerichtet. Durch den blauen Hintergrund des Himmels hebt sich der Leuchtturm gut ab und kommt super zur Geltung. Die schönen Wolkenformationen im Hintergrund bringen mehr Pep ins Bild.
Natürlich kannst du solche Bilder genauso gut in der Stadt aufnehmen. Das Foto unten haben wir in Paris aufgenommen. Den Winkel in der Skultpur haben wir dazu genutzt, um die Wolkenkratzer ein wenig einzurahmen.
Fotoideen für bodennahe Blickwinkel
Hier sind wir zum Meer hinuntergegangen, was die Perspektive komplett verändert. Die Lage des Leuchtturms auf den Felsen wirkt viel interessanter.
Durch den sehr niedrigen Standpunkt konnten wir die Spiegelung aufnehmen, die das Bild interessanter macht. Die Steine und das Wasser im Vordergrund geben dem Bild Tiefe und lassen es räumlicher wirken.
Tipp für bodennahe Blickwinkel: Wenn du ein Klappdisplay bei deiner Kamera hast, kannst du es dafür super nutzen, um dich nicht so verrenken zu müssen.
Fotoideen für Blickwinkel von oben nach unten
Halte Ausschau nach Möglichkeiten, wo du von einem höheren Standpunkt aus hinunter fotografieren kannst. Das kann eine Brücke, eine Aussichtsplattform, ein Berg, eine Dachterrasse, etc. sein. Das Foto unten wirkt gleich viel dreidimensionaler durch den Blick von oben.
Beim nächsten Bild haben wir eine Fähre von der Brücke aus fotografiert. So wirkt es wieder viel plastischer und du kannst viel mehr interessante Details des Schiffes erkennen, als wenn du es von weiter unten von der Seite aus aufnimmst.
Wenn du dir jetzt die Fotos oben nochmal durchschaust, fallen dir sicherlich selber andere mögliche Blickwinkel ein, die wir hier nicht gezeigt haben.
Übung machten den Meister: Du willst dich schnell verbessern? Dann mach’ immer wieder diese Übung: Such dir ein Motiv und nimm es aus mindestens fünf völlig unterschiedlichen Blickwinkeln auf. Wenn du noch mehr Herausforderung magst, dann setz dir zehn verschiedene Aufnahmen als Ziel und mach gleich bei unserem kostenlosen Fotokurs für Anfänger mit.
3. Gib deinem Bild Tiefe
- Landschaftsfotos, die keine Tiefe haben, sind meist fad.
- Das Bild links ist nach 2 Sekunden uninteressant. Denn dann gibt es nichts mehr zu entdecken.
- Der Trick für ein Gefühl von Tiefe ist, einen Vordergrund auf’s Foto zu nehmen.
- Wenn du deine Kamera selbst einstellst, kannst du den Vordergrund unscharf machen, wenn du eine offene Blende wählst (z. B. f/4).
Beim Foto unten hat Markus einen sehr niedrigen Blickwinkel und einen anderen Bildausschnitt gewählt.
- Der Bogen aus Steinen in der unteren Bildhälfte führt die Augen zu den Gesteinsformationen hin.
- Hier gibt es jede Menge Elemente, um den Blick zu fesseln: den grünen Seetang, die Spiegelung im Wasser, die kleinen Steine und die großen Kalksteinsäulen.
- Das Foto hat jetzt Vordergrund (Steine mit Grün), Mittelgrund (Felsformationen) und Hintergrund (Himmel). Dadurch entsteht ein Gefühl von Tiefe oder Räumlichkeit.
4. Finde die richtige Höhe
Um den optimalen Blickwinkel zu finden, muß man auch mal Verrenkungen machen. Dadurch kann man Kleinigkeiten übersehen, die aber einen großen Unterschied machen.
- Achte auf einen geraden Horizont. Blende dir, falls möglich, dafür die Hilfslinien im Sucher deiner Kamera ein.
- Positioniere dich so, dass wichtige Details freigestellt sind, also nichts Störendes im Hintergrund ist. Das kann z. B. sein, dass Personen ein Baum aus dem Kopf “wächst.”
- Wähle dafür einen ruhigen ( = einheitlichen) Hintergrund in einer anderen Farbe oder Helligkeit.
- Um den besten Blickwinkel zu finden, reicht es oft, etwas mehr in die Knie zu gehen oder einen Schritt weiter zur Seite.
- Kontrolliere deine Aufnahme sofort, ob alles passt und mache notfalls ein neues Foto.
5. Mach das, was sonst keiner macht
Um einen ungewöhnlichen Blickwinkel zu entdecken ist es ein guter Anfang dorthin zu gehen, wo sonst keiner ist:
- Fotografiere dein Motiv von einem sehr niedrigen Standpunkt aus. Denk daran, dein Ausklapp-Display zu nutzen!
- Wenn du am Meer oder einem See bist, schau dir die Perspektive vom Wasser aus an. Halte die Kamera ganz knapp über das Wasser, aber pass auf, dass sie nicht naß wird. Wir empfehlen dir, dass du dabei die Kamera an einem Gurt umgehängt hast, damit sie dir nicht ins Wasser fallen kann.
- Halte Ausschau, ob du Bilder von einem höheren Standpunkt aus nach unten fotografieren kannst.
- Nimm dir eine Unterlegsmatte mit, leg dich auf den Boden und fotografiere nach oben.
- Stell dich wo rauf und fotografiere aus der Vogelperspektive nach unten.
- Gibt es irgendwas, wo du durch fotografieren kannst, um dein Motiv einzurahmen? Ein Tor, Brückenpfeiler, etc.
- Surfe im Internet und hole dir Ideen von anderen Fotografen.
6. Probiere Hoch- und Querformat aus
Gerade als AnfängerIn vergißt man leicht auf das Hochformat, weil es nicht unserem Sehen entspricht.
- Gewöhne dir an, von einem Motiv beide Varianten auszuprobieren.
- Mit der Wahl des richtigen Formats kannst du die Wirkung deiner Bilder bewußt verstärken.
- Wenn du dazu mehr wissen willst, findest du hier Tipps, wann Querformat und wann Hochformat besser ist.
Hier findest du ein Beispiel von einem Schiffswrack, das wir in beiden Versionen aufgenommen haben. Bei der Querformatvariante haben wir links noch die Steine ins Bild genommen. Einerseits um zu zeigen, dass das Schiffswrack nah an der Küste liegt, andererseits, weil das Foto so interessanter aussieht, als wenn nur Wasser unten drauf wäre.
Außerdem sind wir für diese Bilder bei Sonnenuntergang fotografieren gegangen. Denn dann hast du, wenn das Wetter passt, wunderschönes Licht. Wenn du es dir einteilst, können wir dir unbedingt empfehlen, so Sonnenauf- oder -untergang mit deiner Kamera loszuziehen. Denn die tollen Farben, die du dann auf deinen Bildern einfangen kannst, machen jedes Motiv sofort besonders.
Bei der Hochformatvariante haben wir die Steine an der Küste noch größer auf das Bild genommen und einen sehr niedrigen Blickwinkel gewählt.
7. Suche Kontraste
Hast du schon mal versucht etwas zu fotografieren, bei dem das ganze Motiv die selbe Farbe hatte? Ein typisches Beispiel dafür ist der Regenwald: alles ist grün. Genau deshalb ist er schwierig zu fotografieren, weil sich nichts abhebt. Hier sind drei einfache Kontraste, die du zusätzlich zu einem spannenden Blickwinkel nutzen kannst:
- Hell <> Dunkel
- Kalte Farben (blau, violett) <> warme Farben (Rot, Orange, Gelb)
- Farbe <> Nichtfarbe (Schwarz und Weiß)
Beim Foto von der Sonnenblume unten haben wir uns für den ungewöhnlichen Blickwinkel von hinten entschieden. Zusätzlich wirkt das Bild durch den intensiven Kontrast zwischen Blau, Gelb und Grün.
Bei dem Bild von der Mohnkapsel unten haben wir uns vom Blickwinkel her genau so positioniert, dass die Kapsel vor einer Mohnblüte ist. Durch den roten Farbtupfer im Hintergrund wird sie super hervorgehoben. Damit dein Bild im Hintergrund so schön unscharf wird, empfehlen wir dir den Kameramodus mit dem Blumen-Symbol auszuwählen. Wenn du deinen Fotoapparat selbst einstellst, dann wähle eine offene Blende ( = kleine Zahl) aus.
Die 7 Blickwinkel-Tipps zusammengefasst:
- Mache kein Foto vom ersten Punkt aus, von dem du ein Motiv siehst. Das macht jeder.
- Geh um dein Motiv herum und entdecke seine Schokoladenseite. Probiere Blickwinkel von unten nach oben, von oben nach unten und bodennah.
- Gib deinem Bild Tiefe durch einen Vordergrund.
- Finde die richtige Höhe, sodaß du wichtige Stellen freistellst und Köpfe nicht “durchschneidest.”
- Suche Blickwinkel, die nicht jeder macht: vom Wasser oder Boden aus, nach oben, nach unten …
- Nimm sowohl Querformat, als auch Hochformat auf.
- Nütze Kontraste: Hell <> Dunkel, Farbe <> Schwarz oder Weiß, Kalte Farben <> warme Farben
120 weitere einfache Fotoideen für AnfängerInnen findest du in meinen vier E-Books:
Wunderwelt Wasser – Vom Regentropfen bis zum Leuchtturm
Bezaubernde Blumenfotografie – Vom Veilchen bis zur Apfelblüte
Waldfotografie leicht gemacht – Von der Wurzel bis zur Krone
Wundervolle Winterfotografie – Mit und ohne Schnee
Jetzt bist du dran: Ich wünsch dir viel Freude beim Entdecken neuer Blickwinkel!
7 Kommentare
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Hey ihr zwei, euer Blog ist toll und dieser Beitrag sehr informativ. Sehr schöne Bilder! Danke fürs Teilen ?
Hallo Ha, vielen Dank. Wenn du Lust hast, kannst du dir auch noch einige Tipps in unserem kostenlosen Fotokurs holen. Hast du den schon gesehen?
Liebe Grüße, Markus
Hallo Karin,
ein wirklich toller informativer Beitrag. Tolle Inspirationen, tolle Bildperspektiven. Danke für die Tipps.
Lg Sina
Hallo Sina, freut mich sehr, dass die Tipps hilfreich für dich waren. In diesem Fall würde dir wohl auch unser 10-tägiger, kostenloser Fotokurs gefallen. Darin geht es genau darum, wie du dein Motiv am besten in Szene setzt. Liebe Grüße und weiterhin viel Freude beim Fotografieren, Karin
Der Blickwinkel bestimmt die Spannung und Dynamik eines Bildes und eine Landschaftsaufnahme lebt vom Superweitwinkel mit Brennweiten von 12 – 20 mm, wie die Aufnahmen eindrucksvoll darstellen.
Wirklich sehr gelungen Aufnahme und ein guter Weg, seinen Blick weiter zu schärfen. Ausprobieren geht über Studieren und kostet in der Zeit der digitalen Fotografie kaum etwas.
Ich freue mich auch immer auf meine Landschaftsaufnahmen mit meinem Objektiv Tarmon f2,8/15-30. Einfach ein volles Objektiv u. gerade das richtige Werkzeuge für Breite, Tiefe und unendliche Schärfe.
Hallo Eduard,
da sind wir völlig deiner Meinung, dass der Blickwinkel ganz essentiell für die Bildgestaltung ist! Ein Weitwinkel ist für Landschaftsaufnahmen natürlich perfekt. Wir haben ein Tamron Makroobjektiv und sind auch sehr zufrieden damit! Viele Grüße, Karin & Markus