Mit deiner Entscheidung für Querformat oder Hochformat legst du gleich am Anfang fest, welche Fläche du zur Verfügung hast, um deine Bildelemente anzuordnen.
Tatsache ist, dass wir wesentlich mehr Bilder im Querformat aufnehmen als im Hochformat. Das liegt zum einen daran, dass unsere Augen nebeneinander angeordnet sind und unser vertrautes Blickfeld mehr breit als hoch ist. Das Querformat sind wir auch von Filmen, Fernsehen und Computerbildschirmen gewohnt.
Wie die verschiedenen Bildformate wirken und wann sich eher Querformat oder Hochformat eignet, zeigen wir dir in diesem Beitrag anhand von einigen Fotobeispielen.
Welche Wirkung hat das Hochformat und wann verwende ich es?
- Hochformatfotos wirken spektakulärer als Querformat-Aufnahmen.
- Mit dem Hochformat kann man sehr gut Höhe bzw. Tiefe vermitteln, z. B. von Gebäuden, Wasserfällen, Bergen oder Bäumen.
- Im Hochformat wirken vertikale Linien besonders stark und unterstreichen die Größe von Objekten.
- Hochformatbilder wirken normalerweise dynamischer, aber auch instabil.
- Das Hochformat ist das klassische Format für Personenporträts.
Der niedrige Aufnahmestandpunkt verstärkt, neben dem Hochformat, zusätzlich das Gefühl von Höhe.
Hochformatbilder wirken an sich schon dynamischer. Diese Wirkung kannst du durch Bewegung im Bild noch unterstreichen. Auf dem Bild oben haben wir eine Langzeitaufnahme gemacht, damit das Wasser verwischt aussieht. Wie du so eine Langzeitbelichtung ohne Filter machen kannst, haben wir im verlinkten Beitrag ausführlich erklärt.
Durch das Hochformat wirkt der Berg spektakulärer. Die Höhe der Berge und die Tiefe des Fjords werden durch das Format extra betont.
Wie wirkt das Querformat und wann setze ich es ein?
- Die große Breite im Vergleich zur niedrigen Höhe betont die Weite. Daher wird das Querformat sehr häufig für Landschaftsaufnahmen verwendet.
- Architektur-, Reise- und Naturmotive werden vorwiegend im Querformat aufgenommen.
- Waagrechte Linien werden durch das Querformat hervorgehoben, daher kommt bei Landschaftsbildern die Horizontlinie besonders gut zur Geltung.
- Porträts werden meist im Hochformat aufgenommen. Mit einem Porträt im ungewohnten Querformat kann man mehr Spannung ins Bild bringen.
- Das Querformat wirkt ruhig, sicher und stabil.
- Mit Motiven, die sich seitwärts bewegen oder verwischten Bewegungen von längeren Belichtungszeiten, kann man trotzdem Dynamik reinbringen.
Die schwimmende Eisscholle im Vordergrund und die Berge im Hintergrund vermittelt ein Gefühl von Tiefe. Der Blick kann beim Querformat, im Vergleich zum Hochformat, etwas nach links und rechts streifen, was einen Eindruck von Weite entstehen lässt.
Durch die Aufnahme im Querformat vermeidet man die Verzerrung der Linien bei den Häusern (= stürzende Linien), die im Hochformat nur durch einen entsprechend großen Abstand vom Motiv oder dem Einsatz von einem Spezialobjektiv (Tilt und Shift) vermieden werden können.
Die Breite des Querformats unterstützt den Eindruck der Weite. Bei dem Foto oben wurde zusätzlich die gedachte Linie von den Klavieren zum Brunnen genutzt, um den Blick ins Foto zu lenken.
Welche Bildformate kann ich noch verwenden?
Das Panoramaformat
Wir sind das Panoramaformat zwar in der Querversion gewöhnt, man kann diese extreme Variante aber auch mal im Hochformat anwenden.
- Das Panoramaformat verstärkt die jeweilige Wirkung des Hoch- bzw. Querformats.
- Aufgrund des eher ungewöhnlichen Formats erregen Panoramen mehr Aufmerksamkeit.
- Das Panorama-Format wird hauptsächlich bei Landschaften im Querformat eingesetzt.
- Das Querformat-Panorama bietet sich auch für Skylines an.
- Die niedrige Bildhöhe verstärkt das Gefühl von Weite.
- Damit ein Panorama interessant wirkt, muss das Auge eine Zeit lang auf dem Bild herumwandern und es nicht gleich auf einen Blick erfassen können. Das erreicht man am besten durch mehrere Blickpunkte, aber durch Farb- und Helligkeitskontraste.
- Hochformat-Panoramen sind sehr selten, deshalb stechen sie sofort hervor. Durch die enge Begrenzung des Bildausschnitts ist es aber auch schwierig, das Interesse des Betrachters länger zu halten.
Bei dem Bild links wird die Höhe des Wasserfalls durch das schmale Bildformat unterstrichen. Bei uns kommt dieses Format trotzdem fast nie zum Einsatz, weil es schwierig zu integrieren ist.
Das Quadratformat
- Das Quadratformat hebt sich ab, weil es im Verhältnis nicht so oft verwendet wird.
- Aufgrund seiner Symmetrie wirkt das Quadratformat ausgeglichen, aber auch statisch.
- Quadratbilder eignen sich perfekt für runde und symmetrische Motive, z. B. Blütenköpfe oder Mandalas.
- Das Quadrat liegt derzeit durch Instagram und Sofortbildkameras à la Polaroid im Trend.
- Wichtig ist, dass du schon bei der Aufnahme festlegst, welche Aufnahmen in diesem Format sein sollen, um das Bild entsprechend zu komponieren. Setze dein Motiv dafür in die Mitte des Querformats und denke dir die Teile rechts und links weg.
- Bei manchen Kameras kannst du das Quadratformat auch einblenden. Das hilft dir bei der Bildkomposition.
Kreiere deine eigenen Fotoformate!
In Zeiten der Bildbearbeitung bist du nicht mehr an die gängigen Formate à la 3:2 gebunden. Wenn du ein Bildbearbeitungs-Programm besitzt, kannst du ganz einfach selbst Formate kreieren. Hier ein paar Tipps, was du dabei beachten solltest:
- Bedenke, dass du beim Beschneiden viel Bildinformationen und Pixel wegwirfst. Das bedeutet, dass sich auch die Qualität des Fotos verschlechtert!
- Um einen Qualitätsverlust bei deinen Fotos zu vermeiden, empfehlen wir dir, deine Fotos in der höchsten Qualität aufzunehmen, optimalerweise im RAW-Modus. Das macht aber nur Sinn, wenn du die Fotos nachher bearbeitest, denn RAW-Bilder sind ähnlich den Filmnegativen noch nicht fertig entwickelt! RAW oder Jpeg fotografieren? Wann was besser ist, kannst du hier nachlesen.
- Falls du die Bilder ausarbeiten willst, denke daran, dass du nur die Standardformate bestellen kannst. Bei freien Formaten hast du an den Rändern weiße Streifen und musst das Foto im Nachhinein selbst zuschneiden.
Querformat oder Hochformat? Entscheidend ist die Wirkung!
Ob du dein Foto im Querformat oder Hochformat aufnimmst, hängt nicht nur von deinem Motiv ab, sondern auch von der Wirkung des Bildes, die du erzielen willst. Anhand von einem Beispiel zeigen wir dir, wie unterschiedlich man ein Motiv mithilfe verschiedener Formate und Bildausschnitte in Szene setzen kann.
Querformat: Das Format entscheidet einen Teil der Bildwirkung. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, wie du die Bildelemente auf der Fläche gewichtest. Bei der Querformat-Version haben wir uns für eine extreme Variante mit vorwiegend Himmel und ganz wenig Erde entschieden, um die Weite des Himmels hervorzuheben.
Hochformat: Auch hier haben wir uns für eine extreme Bildaufteilung von Himmel und Erde entschieden. Hochformate wirken prinzipiell dynamischer. Die verwischten Wolken, die wir mit einer langen Belichtungszeit aufgenommen haben, verstärken diesen Eindruck.
Quadratformat: Auch in Quadratformate kann man mithilfe der Positionierung des Blickpunkts und der Gewichtung der Bildelemente Spannung ins Bild bringen. Hier haben wir uns für rund 2/3 Himmel und 1/3 Erde entschieden. Die verwischten Wolken machen das Foto weniger statisch. Der Farbkontrast mit dem Grün und der links platzierte Baum bringen zusätzlich Dynamik in die Aufnahme.
Panoramaformat: Selbst im Panoramaformat eignet sich dieses Motiv für eine interessante Bildkomposition. Um eine andere Wirkung als bei den vorigen Aufnahmen zu erzielen, haben wir uns hier für eine schwarz-weiß Variante entschieden. Durch das Weglassen der Farben kommt der Hell-Dunkel-Kontrast stärker heraus peppt das Foto auf. Als Blickfänge dienen der einzelne Baum, die Linien auf den Feldern, die verwischten Wolken und die dunklen Wälder.
Wofür willst du das Bild verwenden?
Nicht nur das Motiv und die Gewichtung der Bildelemente, sondern auch der Verwendungszweck des Fotos spielt bei der Wahl des Aufnahmeformats eine Rolle.
- Instagram: Hier werden die Fotos im Feed im Quadratformat angezeigt. Du kannst deine Bilder aber auch im Format 4:5 hochladen, dann werden sie in der Feed-Anzeige beschnitten. Achte also darauf, dass der wichtigste Teil deines Bildes auch im Quadratformat zu sehen ist.
- Dia-Show/Präsentation: Am besten eignen sich Bilder im Querformat. Wenn du trotzdem auch Hochformat-Fotos unterbringen willst, dann versuche, sie in einem Block hintereinander zu präsentieren. Ein häufiger Wechsel zwischen den Formaten wirkt störend.
- Zeitungsartikel und Webseiten: Aufgrund der Spaltenbreite bzw. des Monitorformats bieten sich hier vor allem Querformat-Aufnahmen an.
- Fotobücher: Da wir dazu tendieren großteils im Querformat aufzunehmen, wird der überwiegende Teil der Fotobücher ebenfalls im Querformat erstellt. Hochformat-Fotos werden darin nur sehr klein dargestellt und wirken daher nicht so gut.
Fazit Querformat oder Hochformat?
Wie man beim Baum-Beispiel sehen konnte, kann man ein Motiv nicht immer auf ein Format einschränken. Es gibt Tendenzen, welche Motive sich vorwiegend für ein konkretes Format eignen. Die kannst du einfach als Richtlinie ansehen, aber manchmal wird ein Foto genau deshalb spannend, weil du mit den Regeln brichst!
Am wichtigsten ist eigentlich, dass du die Wirkung der Formate kennst, denn dann kannst du sie gezielt nutzen. Vergiss dabei aber nicht auf andere mögliche Kompositions-elemente wie die Aufteilung der Bildfläche, das Spiel mit Kontrasten oder die Platzierung deines Blickpunktes.
Unser Tipp: Probiere die nächsten fünf Male wenn du mit der Kamera unterwegs bist aus, ein Motiv in unterschiedlichen Formaten zu fotografieren und vergleiche sie nachher miteinander. So schulst du dein Auge für die unterschiedlichen Wirkungen und findest in Zukunft schneller das richtige Bildformat.
Wenn du dich erst mal für ein Format entschieden hast, findest du hier5 Tipps, wie du deine Motive schön in Szene setzt und wie du dein Foto-Motiv hervorhebst.
Der Beitrag ist Teil der Blogparade Meine besten Fotografie Tipps von Steflei Fotografie.
4 Kommentare
Tolle Bilder und super Erklärung. Ich freu mich immer über deine Artikel Karin. Weiter so!
Vielen Dank, Pilgrim! :-) Lg, Karin
Ein hochwertiger und informativer Artikel mit tollen Bildern.
Herzlichen Dank Steffi! Freut mich sehr, dass dir unser Beitrag zu deiner Blogparade so gut gefällt :-)