Als wir angefangen haben zu fotografieren, sträubten wir uns gegen Bildbearbeitung mit Lightroom. Die Kosten dafür waren uns einfach zu hoch. Ausserdem waren wir zu Beginn der Meinung, dass unsere Fotos (damals noch im Jpeg Format), so wie sie aus der Kamera kommen, nicht nachbearbeitet werden müssen. Als wir dann aber begannen im RAW-Format zu fotografieren, war uns ganz schnell klar, dass wir unsere Fotos doch bearbeiten müssen. Photoshop & Darktable haben wir uns damals ebenfalls angeschaut, aber die vielen Funktionen haben uns überfordert. Deshalb führte unser Weg letztendlich doch zu Lightroom Classic und wir arbeiten seit über einem Jahrzehnt damit.
In diesem Artikel verrate ich dir, warum du deine Fotos bearbeiten solltest und wieso wir Lightroom Classic so gerne für die Bildbearbeitung verwenden.
Bildbearbeitung ist Blödsinn
„Ich will doch meine Fotos nicht verfälschen, sondern alles so darstellen, wie ich es im Moment der Aufnahme sehe. Da muss ich meine Fotos ja gar nicht bearbeiten, bzw. will ich das ja nicht, weil das ist ja eigentlich Betrug“ – so oder so ähnlich waren damals meine Gedanken bezüglich Bildbearbeitung. Dabei hatte ich folgende Punkte aber völlig übersehen:
- Mir war nicht klar, dass meine Kamera nicht so gut ist wie mein Auge. Der Fotoapparat kann gar nicht alle Situationen so abbilden, wie ich sie sehe.
- Wenn du in Jpeg fotografierst, dann passiert eigentlich auch eine Bildbearbeitung, die du aber nicht großartig steuern kannst. Die Kamera macht das einfach und du musst mit dem Ergebnis leben.
- Fotografierst du im RAW-Format und nicht in Jpeg, dann wird das Bild nicht automatisch bearbeitet. Eine RAW-Datei kannst du mit einem früheren Filmnegativ vergleichen, das noch entwickelt werden muß. Deine Aufnahmen wirken flau und müssen nachbearbeitet werden um Licht, Farben, Schärfe und Co. so zu zeigen, wie du sie gesehen hast.
Bildbearbeitung ist nichts Neues! Früher wurde das in der Dunkelkammer gemacht. Wenn du deine Fotos nicht selbst ausgearbeitet hast, hat das Fotolabor für dich entschieden, wie deine Bilder aussehen.
Wenn du jetzt sagst, für dich wäre der beste Weg, wenn du in Jpeg fotografierst und die Kamera die Bildbearbeitung macht, dann ist das natürlich ein legitimer Ansatz Doch dann stell dich schon mal auf Enttäuschungen ein. Speziell bei hohen Hell-Dunkel-Kontrasten, wie bei der Aufnahme einer Landschaft mit Wolken bei Sonnenschein, wird entweder die Landschaft zu finster sein oder die Wolken zu hell. So eine Situation kannst du nur durch eine HDR Aufnahme (können nicht alle Kameras standardmäßig) oder eine nachträgliche Bearbeitung deines Fotos lösen.
Egal, ob du die Jpeg oder RAW fotografierst, nachträgliche Bildbearbeitung macht somit auf alle Fälle Sinn. Fotografierst du im RAW-Format hast du jedoch noch mehr Spielraum. Warum das so ist, kannst du in unserem Artikel Jpeg oder Raw – Was ist besser nachlesen.
Warum Bildbearbeitung mit Lightroom?
Was unterscheidet Lightroom von anderen Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop, Gimp, Affinity, Luminar, Capture One, Darktable, etc. und was ist ausschlaggebend dafür, dass wir bereit sind jährlich 120 EUR dafür zu bezahlen? Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach. Lightroom Classic ist nicht nur ein Bildbearbeitungstool, sondern hilft uns dabei den Überblick über unsere Fotos (mittlerweile 80.000) halbwegs zu behalten.
Vielleicht geht es dir ja so wie uns. Als wir angefangen haben mit der digitalen Fotografie, wußten wir noch relativ gut, in welchem Urlaub oder bei welchem Ausflug wir ein gewisses Bild gemacht haben. Wir haben Ordner mit dem Urlaubsnamen (z.B.: Nambia 2013) erstellt und dort alle Aufnahmen abgelegt. Mit der Zeit wuchs aber die Anzahl der Ordner und es hat immer länger gedauert, einzelne Fotos zu finden.
Lightroom bietet hier als einziges Programm eine Bilddatenbank, um unsere Fotos zu verwalten, leicht auszuwählen und zu verschlagworten. Somit finden Fotos wieder deutlich schneller. Wie wir das machen, kannst du in unserem Beitrag Lightroom Foto-Auswahl & Verschlagwortung nachlesen.
Ausserdem bietet Lightroom folgende Funktionen:
- Erstellung von Diashows
- Erstellung von Fotobüchern
- Upload von Webgalerien
- Direkt aus Lightroom drucken
- Kartenübersicht, wo ein Foto aufgenommen wurde (Voraussetzung: GPS Tracking)
Aber jetzt zu den 10 Gründen, warum wir Bildbearbeitung mit Lightroom Classic einfach genial finden.
1. Eigener Stil statt Vorgaben deiner Kamera
Wenn du im Jpeg Format fotografierst, kannst du bei deiner Kamera aus einigen grundliegenden Stileinstellungen für deine Fotos wählen, z. B. Standard, Vivid, Monochrom, etc. Die Auswahl ist aber sehr begrenzt und lässt keinen individuellen Spielraum zu. In Lightroom Classic kannst du ganz einfach einen eigenen Stil für deine Fotos entwickeln. Du bearbeitest eines deiner Bilder, so wie es dir gefällt und erstellst dir dafür ein so genanntes Preset. In diesem Preset werden die getätigten Einstellungen gespeichert. Gehst du dann auf dein nächstes Foto und klickst auf das Preset werden alle Einstellungen auf diese Aufnahme übertragen und deine Fotos haben den gleichen Stil.
Du kannst dir auch unterschiedliche Presets für verschieden Fotosituationen anlegen und sparst dir somit viel Zeit bei der Bildbearbeitung mit Lightroom.
2. Schwierige Lichtsituationen meistern
Deine Kamera ist nicht so gut wie das menschliche Auge. Bei Gegenlichtaufnahmen oder Motiven mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast stößt fast jede Kamera an ihre Grenzen. Dabei werden einige Bereiche zu hell oder zu dunkel abgebildet. Das bedeutet, das gewisse Bereiche auf deinem Foto nur noch als weisse, helle Fläche dargestellt werden können oder so finster sind, dass sie nur noch schwer erkannt werden können. Sie werden definitiv nicht so dargestellt, wie wir sie normalerweise sehen.
Einige Kameras bieten dafür die Möglichkeit einer sogenannten HDR-Aufnahme direkt in der Kamera an. Der Fotoapparat erstellt dann mehrere Aufnahmen, die unterschiedlich hell belichtet sind, rechnet sie zusammen und spuckt ein Foto aus, dass eher dem entspricht, was dein Auge sieht. Viele ältere Kameras (wie auch unsere Nikon D500) können das nicht, bieten aber die Möglichkeit eines HDR-Modus wo 3, 5, 7 unterschiedlich belichte Aufnahmen erstellt werden. In Lightroom Classic markierst du dann alle zusammengehörigen Fotos und kannst sie mit wenigen Klicks zu einer HDR Aufnahme zusammenrechnen lassen.
HDR-Aufnahmen haben den Nachteil, dass sie rasch etwas künstlich aussehen können. Oft braucht es aber gar keine HDR Aufnahme, sondern es genügt ein Bild und die Anwendung eines Filters, um zu helle oder zu dunkle Bereiche ins richtige Licht zu rücken. Diese Variante geht schneller und die Ergebnisse sind natürlicher.
3. Panoramabilder zusammenrechnen
Dir gefällt eine Landschaft oder ein Motiv, dass sich aber nicht im Standardformat deiner Kamera (oft 2:3) abbilden lässt. Deshalb muss eine Panorama Aufnahme her. Einige Fotoapparate haben einen Panoramamodus und liefern dir gleich ein fertiges Panofoto aus der Kamera. Viele Kameras können das aber nicht. Deshalb braucht es mehrere Fotos, die dann zu einem Panoramabild zusammengerechnet werden.
In Lightroom markieren wir alle Fotos und mit nur wenigen Klicks werden sie zu einem Panorama zusammengerechnet. Dabei bleiben die Originaldateien vorhanden und das fertige Panorama wird zusätzlich als DNG Datei gespeichert.
4. Beschneiden & gerade stellen
Nein, wir sind nicht betrunken, wenn wir fotografieren. Trotzdem kommt es ab und zu vor, dass der Horizont, das Meer und Co. nicht immer ganz gerade sind, besonders bei einem sehr niedrigen Aufnahmewinkel. Speziell bei Bildern vom Meer oder von Seen sieht es eigenartig aus, wenn das Wasser nach links oder rechts „ausläuft“. In Lightroom kann man das ganz leicht korrigieren.
Manchmal ist es auch so, dass wir zu wenig Brennweite haben, um ein Motiv nah genug heranzuholen und wollen trotzdem einen nähren Ausschnitt zeigen. Dann beschneiden wir die Aufnahme im Nachhinein. Aber Achtung: Wenn man ein Bild stark beschneidet, wirft man auch viele Pixel weg und irgendwann leidet die Qualität darunter! Ausserdem macht es Spaß das Standardformat 2:3 zu verlassen und Fotos quadratisch oder in ganz eigenen Abmessungen darzustellen.
Lightroom hat auch hier die passenden Werkzeuge und lässt uns sogar das spezielle Format für die Bilder auf unserem Kleiderkasten (den wir als Bilderwand nutzen) als eigenes Format abspeichern. Aber immer aufpassen beim nachträglichen gerade stellen. Hier können Bildelemente verloren gehen. Beim Foto oben rechts mussten wir den Baum anschneiden.
Tipp: Wenn du weißt, dass du ein Bild im Nachhinein beschneiden willst, lasse schon bei der Aufnahme etwas mehr Platz rundherum.
5. Farbkorrektur
In manchen Situationen kommt der automatische Weißabgleich deiner Kamera an seine Grenzen oder der Weißabgleich ist falsch eingestellt. Das siehst du ganz schnell, weil deine Fotos einen Gelbstich haben oder vielleicht etwas zu bläulich wirken.
Beim Einsatz nicht so hochwertiger Filtern kann es auch passieren, dass deine Fotos einen eigenartigen Farbstich bekommen.
In Lightroom Classic kannst du unterschiedliche Weißabgleiche auswählen oder die Farbtemperatur mit einem eigenen Regler anpassen. Sollte das noch nicht reichen, gibt es ein eigenes Modul, wo du einzelne Farbbereiche korrigieren kannst.
6. Künstlerische Bearbeitung
Du kannst selbst entscheiden, wie viel du deine Fotos in Lightroom bearbeitest. Wenn du Lust hast , lassen sich deine Fotos ganz einfach z. B. zu High Key-Aufnahmen umwandeln (wenn du sie schon entsprechend richtig belichtet aufgenommen hast) Oder wie wäre es mit Schwarzweiß? Alles kein Problem. Kein langes mühsames Drehen an 10 Reglern oder Herumgeschiebe von 5 Ebenen. Ein Klick und schon siehst du welches Potenzial dein Foto als Schwarzweiß Aufnahme hat.
Natürlich kannst du dann noch an mehreren Reglern drehen, um das Ergebnis zu verbessern, aber schon ein Klick wandelt dein Farbfoto um und zeigt dir, ob es sich lohnt weiter daran zu arbeiten. So siehst du ganz schnell und unkompliziert das künstlerische Potenzial deiner Fotos.
7. Verlustfreie und sichere Bildbearbeitung mit Lightroom
Keine Angst, wenn dir mal ein Regler „auskommt“. In Lightroom bleibt deine Original Aufnahme immer unberührt. Egal was du tust, du kannst immer wieder zum Ausgangszustand zurück und dein Foto anders bearbeiten. Das ist ein großer Vorteil von Lightroom gegenüber Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop. Dort kannst du zwar ein bearbeitetes Foto als zusätzliche PSD Datei abspeichern, aber auch ganz leicht dein Originalfoto überschreiben. Dann hast du keine guten Möglichkeiten mehr, etwaige Fehler wieder zu korrigieren.
In Lightroom wird lediglich mitgeschrieben, was du an deinem Originalfoto verändern möchtest und erst beim Exportieren wird daraus ein neues zusätzliches File (z. B. Jpeg) erstellt. Also keine Angst, du kannst nichts falsch machen!
8. Schnelle Stapelverarbeitung
Ein Funktion, die wir lieben, ist die sogenannte Stapelverarbeitung auch „Synchronisieren“ genannt. Sie spart uns jede Menge Zeit und lässt uns viele der Bearbeitungsschritte, die wir bei einem Foto gemacht haben auf beliebig viele andere Bilder übertragen. Somit müssen wir nicht jedes Foto mühevoll einzeln bearbeiten, sondern können uns viele Arbeitsschritte sparen.
Zusätzlich sorgt es, ähnlich wie ein Preset, dafür, dass die Fotos einen einheitlichen Stil haben und somit stimmig wirken. Am Beispiel der drei Lavendelfotos oben siehst du, dass wir eine ähnliche Farbstimmung auf alle drei Fotos übertragen konnten, obwohl es sich um unterschiedlich große Bildausschnitte handelt.
9. Virtuelle Kopien für verschiedene Bildbearbeitungsvarianten
Mit Lightroom kannst du Fotos ganz einfach verdoppeln, verdreifachen, verx-fachen und es gibt trotzdem nur ein Originalfoto auf deiner Festplatte. Aber warum macht es überhaupt Sinn ein Foto mehrfach haben zu wollen? Das bietet sich an, wenn du ein Foto unterschiedlich bearbeiten willst, z. B. willst du eine Schwarzweiß-Variante und eine Farb-Variante vom selben Foto haben. Oder du brauchst ein Foto in unterschiedlichen Formaten, für Instagram im Hochformat, aber du auf deiner Webseite willst du lieber einen anderen Ausschnitt zeigen.
Bei dem Beispiel über diesem Text, handelt es sich um ein und das selbe Foto. Um besser vergleichen zu können, welcher Ausschnitt uns gefällt, haben wir uns virtuelle Kopien angelegt und diese unterschiedlich beschnitten.
10. Entrauschen bei hohen ISO
Oh, welche großen Ängste haben wir früher durchgestanden, wenn wir den ISO Regler hoch hinauf gedreht haben! Bei unserer Nikon D90 war sogar schon bei ISO 800 Schluss und ein deutliches Bildrauschen war zu sehen. Das hat uns viele Aufnahmen einfach wegschmeissen lassen, weil sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Als Bildrauschen versteht man die unschöne Körnung, die auftritt, wenn man mit hohen ISO fotografiert. Das kennt man auch noch von früher aus der analogen Fotografie.
In den letzen Jahren hat sich hier viel bei den Kameras getan und es sind immer höhere ISO Werte möglich. Trotzdem gibt es Grenzen und Lightroom kann in solchen Fällen fast schon Wunder bewirken. Zwei Knopfdrücke und das Entrauschen deiner Fotos ist erledigt und keine Raketenwissenschaft mehr.
Wünschst du dir Hilfe bei der Bildbearbeitung in Lightroom?
Natürlich wissen wir, dass aller Anfang schwer ist, speziell weil dir Lightroom Classic sehr viele Möglichkeiten der Bildbearbeitung bietet. Wir finden die Mischung aus Bilddatenbank und Bildbearbeitung einzigartig und verwenden nicht jeden angebotenen Regler. Meist genügen wenige einfache, schnelle Schritte, um das Beste aus den Fotos herausholen zu können.
Bist du jetzt neugierig geworden? Dann sei bei unserem Lightroom Livekurs dabei. Wir zeigen dir all die hier vorgestellten Funktionen für einen kinderleichten Einstieg in die Bildbearbeitung mit Lightroom Classic.