Ich glaube, fast jeder der mit dem Fotografieren anfängt und sich seine erste Spiegelreflexkamera zulegt, schreckt gleich mal davor zurück, sich ein Stativ zuzulegen. Man hat schon mal diese riesige Kamera in der Hand und denkt sich, dass man jetzt sowieso schon jede Menge schleppen muss und dann will man sich das Stativ eigentlich sparen.
Warum dir ein Stativ aber doch nützlich sein wird und welche Fehler – die auch wir gemacht haben – du dir sparen kannst, wollen wir dir nicht länger vorenthalten.
Ein billiges Stativ ist rausgeworfenes Geld!
Den Fehler, den die meisten Hobbyfotografen machen und – den auch ich gemacht habe – ist, dass man sich ein zu kleines, leichtes und minderwertiges Stativ kauft. Man will ja nicht zu viel schleppen und wird´s ja eh nicht so oft verwenden, da tut´s ja was ganz einfaches, billges auch – so zumindest war meine Einstellung vor dem ersten Stativkauf. Spätestens bei den ersten Fotoworkshops stellt man fest, dass das eigene Stativ nicht stabil genug ist, die Last der Kamera zu schwer wird oder einen der Stativkopf in den Wahnsinn treibt ;-) Wir sehen das auch bei den Stativen der Teilnehmer unserer Foto-Workshops: Die Kamera läßt sich einfach nicht fest auf der Stativplatte befestigen, sondern dreht sich herum. Der ganze Kopf hat Spiel und die Stative sind so leicht, dass sie nicht vor Verwacklungen schützen. Bevor man mit so einem Stativ arbeitet, ist man besser dran, wenn man aus der Hand fotografiert!
Deshalb hier die klare Empfehlung, wenn du dir überlegst ein Stativ anzuschaffen, dann nimm gleich mehr Geld in die Hand und kaufe dir etwas qualitativ hochwertiges! Du sparst somit den ersten Schritt und gibst weniger Geld aus, als wenn du dir zuerst die billigere Variante kaufst und dann noch mal ein besseres Stativ. Ein gutes Stativ hast du wirklich ewig!
Welche Vorteile hat ein Stativ?
- Du fixierst damit deine Kamera und wählst den Ausschnitt sorgfältiger. Daher machst du damit oft schönere Fotos, als beim schnellen Knipsen aus der Hand.
- Um deine Aufnahme zu verbessern brauchst du nur an den Kamerarädchen drehen und hast noch immer den exakt gleichen Bildausschnitt wie zuvor.
- Das Stativ ermöglicht dir viel längere Belichtungszeiten, so kannst du auch bei wenig Licht mit niedrigen ISO fotografieren und hohe Bild-Qualität erzielen. Fasst schon ein Muss, wenn du lang belichtete Nachtaufnahmen machen möchtest.
- Bei Panorama Aufnahmen tust du dir viel leichter mit dem richtigen Schwenken der Kamera.
- Selfies & Gruppenfotos mit dir – solltest du mal gerne selbst auf einem Foto drauf sein wollen und niemand in der Nähe sein, dann die Kamera aufs Stativ geben und Selbstauslöser verwenden.
- Bei der Makrofotografie hat man nur einen minimalen Schärfebereich. Selbst kleinste Bewegungen merkt man sofort und ist mit dem Fokus nicht mehr an der richtigen Stelle oder hat das Foto verwackelt. Viele Aufnahmen in diesem Genre kannst du nur mit Stativ umsetzen.
- Auch für HDR Aufnahmen, wo man von einem Motiv X unterschiedlich belichtete Aufnahmen macht, braucht man immer wieder den exakt selben Bildausschnitt, um beim Zusammenrechnen keine „Geisterbilder“ zu bekommen.
- Du kannst problemlos mit schweren Objektiven fotografieren.
- Du machst gestochen scharfe Fotos.
- Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtungen von Wasser oder Wolken sind ohne Stativ sehr schwierig umsetzbar.
Natürlich hat ein Stativ auch Nachteile, derer man sich bewußt sein sollte.
Welche Nachteile hat ein Stativ?
- Zusätzliches Gewicht, dass du tragen musst. Es gibt Stative in unterschiedlichen Materialen. Stahl ist am schwersten, Alternativen sind Holz, Aluminium und Carbon. Carbon ist das leichteste, aber kostet am meisten. Wenn man viel marschiert, wird man sich trotzdem für die leichtere Variante entscheiden.
- Eingeschränkte Flexibilität – Freihand ist man immer noch am Schnellsten, vor allem bei spontanen Motiven.
- Nimmt beim Transport einiges an Platz weg – speziell, wenn man es in den Urlaub mitnimmt, verliert man im Rucksack Platz für andere Dinge.
Was du beim Stativ Kauf beachten solltest
Bevor du ein Stativ kaufst, solltest du dir einige anschauen. Foto-Workshops sind eine gute Gelegenheit, um verschiedene Modelle auszuprobieren. Auch bei unseren Workshops gibt’s da einige Aha-Momente, wenn unsere TeilnehmerInnen den Unterschied zu billigen Exemplaren sehen.
So sind auch wir zur Empfehlung für unsere Stative gekommen und verwenden diese bereits viele Jahre ohne „Upgrade“. Wir sind mit denen der Marke Manfrotto rundum zufrieden und haben Carbon-Stative mit Kugelköpfen im Einsatz. Seit kurzem testen wir auch 2 Stative der Marke Rollei, die derzeit ebenfalls einen guten Eindruck machen. Details dazu aber mal später.
Hier sind unsere Kauf-Tipps:
- Das Stativ sollte kein Spiel haben, alles sollte sich also bombenfest anziehen lassen. Das fängt bei der Stativplatte an betrifft alle Hebel und das Stativ im aufgestellten Zustand.
- Wir finden Schnellverschlüsse bei den Stativbeinen, die man auf und zu klappt praktischer als Schraubelemente.
- Eine Wasserwaage ist super, um das Stativ und somit die Kamera gerade auszurichten.
- Mit einer Schnellwechselplatte kann man die Kamera rasch auf das Stativ rauf und runtergeben.
- Für Makrofotografen: Ein Modell wählen, wo man den Stativkopf mit der Mittelstange auch nach unten montieren kann, um möglichst bodennah fotografieren zu können.
- Wir lieben unsere umlegbare Mittelsäule.
- Wenn es möglichst leicht sein soll, ein Carbon-Stativ wählen. Wir lieben unsere beiden Manfrotto MT055CXPRO4.*
- Das Stativ sollte 3-4 Ausziehelemente haben, sodaß du ohne der Verwendung der Mittelsäule ca. auf Augenhöhe kommst.
- Einbeinstative: Können nicht alleine stehen und sind nur begrenzt einsetzbar. Wir verwenden mittlerweile nur mehr unsere 3-Bein-Stative.
- Stativkopf: Wir hatten anfangs 3-Wege-Neiger, die wir aber sehr mühsam und zeitaufwändig zum Einstellen fanden. Wir sind Kugelkopf Fans. Unser Manfrotto MH055M0 Magenesium-Kugelkopf* hat eine Tragkraft bis zu 12 kg.
Hier einige Detail-Fotos unseres Manfrotto 055CXPRO4:
Bildquelle: Manfrotto Website
Kosten für ein gutes Stativ
Bei unseren hochwertigen Manfrotto-Stativen kommt man für das Carbon-Stativ mit dem Kugelkopf auf rund € 500,-. Das ist natürlich eine Menge Geld und eine Investition, die man sich leisten können muß bzw. will. Aber keine Angst! Es gibt auch eine wesentlich günstigere Variante, die sich für den Einstieg eignet.
Wir empfehlen das Sirui 2004 ET-20 Stativ.* Der Preis für das Alumininum-Stativ mit dem E-20 Kugelkopf beträgt ca. € 204,-. Der Kopf kann bis zu 12 kg tragen, was völlig ausreicht, auch wenn du mal stark ausrüstet und schwere Teleobjektive einsetzt. Dieses relativ leichte und günstige Stativ ist eine tolle, günstigere Alternative für den Einstieg.
Noch mehr Infos zu unserer Foto-Ausrüstung findest du in unserer ausführlichen Liste. Wenn Du Fragen zu den Stativen hast, schreib‘ uns einfach einen Kommentar!
Wenn ein Stativ derzeit nicht für dich in Frage kommt oder du mal keins dabei hast, gibt es trotzdem ein paar Tricks, um die Kamera zu stabilisieren und ohne Stativ zu fotografieren.
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4 Kommentare
Ich habe auf meinem alten Manfrotto 055 Alustativ den 405er Getriebeneiger, der ist halt schwerer als ein Kugelkopf, aber genauer einzustellen und wenn ich die jeweilige Achse entriegele kann ich ihn auch schnell über große Wege verstellen und nach dem verriegeln feineinstellen.
Auf meinem Gitzo GT 3320BS“ habe ich den 3-Weg-Neiger G 2270M, bei ihm richte ich zuerst den Horizont gerade aus, dann die Hochachse und zuletzt den Bildausschnitt. Was mir an ihm gefällt ist, das man für alle drei Achsen die Friktion über die Hebel sowohl schnell als auch schön dosiert einstellen kann. So kann ich auch mit meinem Camcorder weiche Schwenks machen, ohne das mir die Horizontalachse „abkippt“.
Als „immerdabei“ habe ich ein TT-15 von Feisol. das kann ich überall verwenden, wo Stative nicht gerne gesehen sind, wie Museen, Flughäfen usw. Es hält mit einem Niedrigprofilkugelkopf von Neewer meine 5 DsR samt L-Winkel bombenfest ohne absenken nachdem ich die Kugel festgezogen habe.
Die Schrauben an meinen Schnellwechselplatten und dem L-Winkel habe ich durch höherwertige mit größerem Kopf ersetzt, damit hält der L-Winkel jetzt spielfrei und die Wechselplatten halten schon bei geringerem „Drehmoment“ fester als mit den Originalschrauben.
Das alte Manfrottostativ möchte ich aber durch ein leichteres und stabileres Karbonstativ mit max. 3 Beinauszügen mit Drehverschlüssen und Spikes ersetzen und das Manfrotto nur mehr als Backup-Lösung nehmen.
Noch ein Tipp zum Abschluß: Spikes aus Stahl (originale beim Manfrotto) oder von Fremdanbietern beim Gitzo bringen noch etwas mehr Schärfe durch bessere Spiegel/Verschluss – Vibrationsdämpfung als die Gummifüße.
LG. Andreas
Danke für deine Tipps, Andreas!
Mann muss kein Stativ für 128 ,- haben. Ein billigeres tut es genauso. Mein Stativ hat 33,- gekostet und ist genauso stabil wie ein teures. Ist sogar mit Wasserwage damit man es gerade aufstellen kann.
Hallo Manni, da hast du wohl extrem Glück gehabt. Wir haben schon sehr viele billige Stative bei unseren Foto-Workshops gesehen. Entweder hat sich der Kopf geneigt, weil er das Gewicht der Kamera nicht halten konnte oder man konnte gar nicht so fest zuschrauben, dass sich die Kamera auf der Stativplatte nicht bewegt hätte. Natürlich kommt es auch darauf an mit welcher Kamera man fotografiert. Mit einer sehr kleinen, leichten Kamera reicht auch ein nicht so solides Stativ. Viele Grüße, Karin