Wir sind fasziniert von den Sternen und der Milchstraße. Bei unserer ersten gemeinsamen Namibiareise vor einigen Jahren konnten wir den Sternenhimmel so richtig gut sehen und waren fasziniert. Dann haben wir uns natürlich gefragt: Welche Einstellungen braucht man für’s Einfangen der Milchstraße? Was sind die besten Zeiten dafür, etc. Deshalb haben wir hier unsere Tipps zum Thema Astrofotografie mit speziellem Fokus auf die Fotografie der Milchstraße zusammengestellt, damit du auch mit dieser faszinierenden Art der Fotografie starten kannst. Denn Sterne zu fotografieren kann am Anfang etwas herausfordernd sein.
Kurze Begriffserklärung: Was ist Astrofotografie?
Damit keine Verwirrung aufkommt, hier eine Erklärung der Begriffe, auf die du immer wieder stossen wirst, wenn du nach Milchstraße fotografieren suchst. Der, auf den du wahrscheinlich am häufigsten triffst, ist Astrofotografie. Das ist der Überbegriff für Fotografie, die sich mit der Aufnahme von Himmelskörpern beschäftigt. Darunter fallen Bilder:
- die die ganze Milchstraße oder einen Teil der Milchstraße zeigen
- von einzelnen Planeten
- von Nebeln (Gas- und Staubnebeln, etc.)
- von Sternen oder einem hellen Stern
- und anderen sichtbaren Himmelskörpern (z. B. Kometen)
Je nachdem, welche Art von Astrofotografie du machen willst, brauchst du mehr oder weniger spezielle Fotoausrüstung. In diesem Artikel widmen wir uns vor allem dem Thema Milchstraße fotografieren.
Die besten Voraussetzungen, um Aufnahmen der Milchstraße zu machen
Damit die Sichtbarkeit der Milchstraße richtig gut gewährleistet ist, brauchst du folgendes:
- Einen dunklen Ort ohne Lichtverschmutzung, bzw. auch ohne Luftverschmutzung
- So wenig Mondlicht wie möglich. Die besten Bedingungen sind hier ein bis zwei Tage rund um den Neumond
- Ein klarer, wolkenlosen Nachthimmel eignet sich am besten um den Sternenhimmel zu fotografieren
Um ein Bilder der Milchstraße zu erhalten, brauchst du folgende Ausrüstung (Kurzübersicht):
- Kamera mit der du auch bei hohem ISO-Wert gute Aufnahmen machen kannst
- stabiles Stativ
- lichtstarke Objektive im Weitwinkelbereich
- Fernauslöser oder zumindest die Möglichkeit eine lange Belichtungszeit bei deiner Kamera einzustellen.
- Apps wie z. B. Photopills, die dir bei der Planung helfen
- Stirnlampe
- Warme Kleidung inklusive Fotohandschuhen (selbst im Sommer kann es z. B. am Berg kalt sein in der Nacht)
- Bildbearbeitungsprogamm
Das sind jetzt ganz schön viele Punkte, aber es hört sich wilder an, als es ist. Das Wichtigste ist wirklich die Planung und, dass du herausfindest, welche Orte sich überhaupt dafür eignen, die Milchstraße sichtbar zu fotografieren. Dann musst du noch herausfinden, wann Neumond ist. Der Rest ist oft Glückssache, bzw. Durchhaltevermögen, ob Wolken die Sicht versperren oder wieder verschwinden.
Dunkle Plätze ohne Lichtverschmutzung finden
Eine einfache Regel ist hier, je weiter ein Ort von der Zivilisation weg ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit der Lichtverschmutzung. Speziell in Ländern wie Namibia und Südafrika konnten wir auf abgelegenen Campingplätzen in den Nationalparks sehr oft die Milchstraße sehen. Solltest du nicht soweit reisen wollen, dann hast du bei uns auch in den Bergen gute Chancen Sterne und Milchstraße zu fotografieren.
In Österreich ist z. B. die Gemeinde Großmugl für ihre guten Fotografie Bedingungen bekannt. Es gibt aber noch die eine oder andere Location für das Fotografieren der Milchstraße in Österreich, wie das Gesäuse und Co.
In Deutschland gibt es ebenfalls mehrere Gebiete, wie z. B. das Biosphärenreservat Rhön in Bayern: (https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/). Hier eine gute Übersicht für Deutschland.
Gute Quellen für die Recherche sind auch folgende Seiten:
- darksitefinder.com
- lightpollutionmap.info
- darksky.org/what-we-do/international-dark-sky-places/all-places/
Auf Google kannst du z. B. nach dark sky places oder dark sky reserves suchen.
Milchstraße fotografieren – die beste Zeit & Bedingungen
Hast du einen Ort gefunden, wo du keine oder sehr wenig Lichtverschmutzung hast, suchst du den passenden Termin zum fotografieren. Die größte Chance Sterne und die Milchstraße zu sehen hast du bei dunklen, klaren Nächten. Dafür bieten sich die Nächte rund um den Neumond an. Wann diese Art von Mond ist, kannst du im Internet oder mit einer der folgenden Apps herausfinden.
Wir selbst haben gerne folgende Apps im Einsatz:
- Sun Surveyor (eher für die Planung von Landschaftsaufnahmen)
- App Photopills
Die Apps sind sehr hilfreich bei der Planung unserer Fotoausflüge und verraten uns, unter anderem, Dinge wie:
- Blaue Stunde
- Goldene Stunde
- Sonnenauf- und -untergang
- Mondauf- und -untergang
- Abend- und Morgendämmerung
- Position und Verlauf der Sonne über den Tag hinweg
- die Milchstraße zu finden (Blick auf die Milchstraße)
- Erdrotation
- Mond fotografieren, fällt damit auch sehr leicht
Keine Infos erhältst du für folgende Themen, hier gibt es eigene Apps:
- Polarlichter fotografieren -> hier zu unseren Polarlichter Fotografie Tipps
Speziell für die Milchstraßen Fotografie haben wir uns Photopills zugelegt. In der App gibt es zahlreiche Funktionen, die wir noch erforschen wollen. Bei unserer Südafrikareise hat sie uns das Sterne fotografieren definitiv sehr erleichtert.
Warum es bei der Astrofotografie auf das Wetter ankommt
Wenn du den geeigneten Ort und den richtigen Zeitpunkt fürs Milchstraße fotografieren gefunden hast, solltest du im nächsten Schritt das Wetter im Auge behalten. Wenn Regen oder starke Bewölkung angesagt sind prüfe, ob die Bedingungen vielleicht einen Tag später besser sind und das Zentrum der Milchstraße dann besser zu sehen sein wird.
Generell planen wir zwei bis drei Tage an einem Ort ein, wenn wir die Milchstraße fotografieren wollen. Wir versuchen dann unser Glück an unterschiedlichen Tagen und erhöhen somit die Chancen, dass die Sterne toll zu fotografieren sind. Ausserdem haben wir über die Jahre gelernt, den Wetter Apps nicht mehr zu 100% zu vertrauen, sondern trotzdem einen Fotoversuch zu starten. Ab und zu ergibt sich dann auch ein anderes tolles Bild mit dem wir nicht gerechnet hätten.
Welche Ausrüstung du brauchst, für Aufnahmen von der Milchstraße
Kamera
Grundsätzlich kannst du die Sterne der Milchstraße mit jedem Fotoapparat aufnehmen. Da du aber mit hohen ISO-Werten fotografieren musst, um in der Nacht nicht zu lange Verschlusszeiten verwenden zu müssen, sollte das Bildrauschen deiner Kamera nicht zu stark sein. Deshalb werden bei der Astrofotografie gerne Kameras mit Vollformat Sensor genommen, da sich dann das Bildrauschen aufgrund des größeren Sensors nicht so stark auswirkt. Die Aufnahmen in diesem Beitrag sind aber alle mit unseren beiden Nikon D500 (mit Crop-Sensor) entstanden und das war auch kein Beinbruch. Also probier es einfach mal mit deiner aktuellen Kamera aus. Falls du in das Thema reinkippst und noch mehr Details der Milchstraße fotografieren willst, kannst du immer noch in eine bessere Kamera investieren.
Objektiv
Optimal für die Astrofotografie ist ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv, um Landschaft und Milchstraße gemeinsam auf das Foto zu bringen. Ideal wäre dafür eine Festbrennweite mit offener Blende 1,4.
Prinzipiell solltest du beim Milchstraße fotografieren eine Blende zwischen 1,4 – 4 wählen.
Wir sind besitzen auch keine so lichtstarken Festbrennweiten, haben aber ein Nikkor DX 10-24mm f3.5 – 4.5 Weitwinkelobjektiv* und konnten damit ebenfalls gute Ergebnisse erzielen. Eine günstige Festbrennweite, die immer wieder von Astrofotografen genannt wird, ist das Samyang mit 14mm f2,8*. Dieses Objektiv mit einer Brennweite von 14mm hat zwar keinen Autofokus (den brauchst du für die Astrofotografie nicht), liegt aber preislich bei EUR 400 und ist dadurch sehr attraktiv. Bei vergleichbaren Objektiven anderer Hersteller kosten sie schnell über EUR 1000.
Akkus
Nimm ruhig ein bis zwei Ersatzakkus mit. Je nach Jahreszeit kann es in der Nacht doch etwas frischer werden und die Temperaturen können die Akku Laufzeiten deutlich verkürzen.
Stativ
Da die Auslösezeiten im Bereich zwischen 10-30 Sekunden liegen, brauchst du ein stabiles Stativ. Wir haben da unser Manfrotto Carbonstativ mit Kugelkopf* im Einsatz. Wenn du einmal in ein hochwertiges Stativ investierst, wirst du damit viele Jahre glücklich sein. Wir haben unsere Stative schon seit mehr als 10 Jahren im Einsatz. Hier findest du unsere Stativ-Kauftipps.
Fernauslöser
Ein Fernauslöser ist kein Muss, aber ganz praktisch. Bei unseren Nikons können wir Verschlusszeiten bis 30 Sekunden auf der Kamera einstellen. Für längere Zeiten benötigen wir einen Fernauslöser. Wir verwenden aber gerne schon vorher einen Funkauslöser, um mögliche Verwacklungen (durch das Drücken des Auslöserknopfs) zu vermeiden. Wir verwenden den Wireless Fernauslöser von Rollei*, der ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat und sind sehr zufrieden damit.
Stirnlampe
Beim Fotografieren der Milchstraße rund um den Neumond ist es entsprechend dunkel. Daher ist eine Stirnlampe praktisch, um die Hände frei zu haben zum positionieren des Stativs und dem Einstellen der Kamera. Von Vorteil sind Stirnlampen die, zusätzlich zum Weißlicht, eine Rotlichtfunktion haben. Denn unsere Augen brauchen ca. 20 Minuten Gewöhnungsphase, um sich in der Finsternis so anzupassen, dass wir den Nachthimmel in all seiner Pracht sehen können. Sobald wir aber wieder mit einer Lampe mit Weißlicht leuchten, stellen sich unsere Augen wieder um und es braucht erneut 20 Minuten, bis wir die Milchstraße optimal sehen können.
Bei Rotlicht reagieren die Augen nicht ganz so krass und man sieht noch genug, um die Kamera gut bedienen oder anders positionieren zu können. Wir haben seit kurzem die Tikka Core von Petzl* im Einsatz. Die können wir so einstellen, dass sie direkt beim Einschalten mit Rotlicht startet. Praktisch ist der eigene Akku, den wir unterwegs ganz einfach mit einer Powerbank laden können.
Hilfreich ist außerdem eine zweite Lampe dabei zu haben, um eventuell Motive im Vordergrund leicht auszuleuchten. Aber Vorsicht, nicht übertreiben! Durch die längeren Belichtungszeiten können zusätzliche beleuchtete Motive schnell überbelichtet oder zu dominant sein und dann kommen die Himmelskörper nicht mehr so schön zur Geltung.
Kleidung
Bei unserer letzten Südafrikareise, bei der die Milchstraßenfotos in diesem Beitrag entstanden sind, hatten wir untertags über 20 Grad Celsius. In der Nacht ist es aber teilweise bis auf 0° C abgekühlt. In solchen Fällen ist warme Kleidung (am besten im Zwiebelsystem) sehr praktisch. Gold wert waren dabei auch unsere Fotohandschuhe, denn mit klammen Fingern ist das Fotografieren mühsam und macht keinen Spaß.
Die richtigen Einstellungen an der Kamera für ein Foto der Milchstraße
Hier die wichtigsten Punkte, damit du weißt welche Kameraeinstellungen du verwenden solltest, um die Milchstraße scharf und richtig belichtet aufnehmen zu können:
- Blende: maximal Blende 4
- Weißabgleich: selbst auf einen Kelvin Wert zwischen 3200 – 3800 einstellen
- Autofokus: auf manuell umstellen, den Bildausschnitt am Display durch Zoomen vergrößern und auf einen Stern scharf stellen
- ISO: je nach verwendeter Blende meist zwischen 1.600 – 3.200 ISO
- Auslösezeit: je nach Blende zwischen 10 – 20 Sekunden
- RAW: unbedingt im RAW Format fotografieren, da du deine Milchstraßen Fotos nachbearbeiten musst!
Die oben genannten Einstellungen sind ungefähre Richtwerte, die du je nach Kamera und Objektiv etwas anpassen musst. Probiere es einfach.
Wichtig ist auf alle Fälle das manuelle Fokussieren. Such dir einen Stern, zoome am Display so weit wie möglich heran. Drehe dann an deinem manuellen Fokusring hin und her, bis der ausgewählte Stern scharf und rund abgebildet wird. Normalerweise wird die Schärfe dann sehr nahe am Unendlich-Symbol (liegende Acht) deines Fokusrings liegen.
Bei den Zeiten für die Belichtung gibt es, je nach Sensortyp, folgende Faustformeln:
- Kameras mit Crop-Sensor -> 300 / verwendete Brennweite (z. B. bei 14 mm Brennweite: 300/14 = ca. 21 Sek.
- Kameras mit Vollformat-Sensor -> 500 / Verwendete Brennweite (z. B. bei 14 mm Brennweite: 500/14 = ca. 36 Sek.
Die Faustformel bezieht sich auf die Verwendung von ISO 100. Damit Sterne nicht verschwommen/ verwischt dargestellt werden, braucht es aber Belichtungszeiten unter 30 Sekunde. Mit 20 Sekunden bist du auf der sicheren Seite. Deshalb musst du die ISO erhöhen, um einen guten Spagat zwischen optimaler Belichtungszeit und ISO zu finden. Du solltest bei der ISO weder über- noch untertreiben und schauen, dass deine Fotos schon halbwegs richtig aus der Kamera kommen. Sind sie zu dunkel belichtet, kommt durch das Aufhellen des Fotos bei der Nachbearbeitung viel Pixelrauschen dazu.
Unser Tipp: Probiere bei deinen Fotos von der Milchstraße unterschiedliche Einstellungen aus und schau dir an, welche die besten Ergebnisse liefert. Beim nächsten mal startest du gleich mit diesen Einstellungen und musst nicht mehr viel verändern.
Nachbearbeiten von Astrofotos
Unsere Kameras werden immer besser, aber reichen trotzdem noch nicht an das menschliche Auge heran. Deshalb musst du Milchstraßen Fotos definitiv nachbearbeiten. Um bei der Bildbearbeitung mehr Spielraum zu haben, fotografiere im RAW-Format. Zum Bearbeiten verwenden wir seit vielen Jahren Adobe Lightroom Classic. Hier ein paar Tipps, welche Regler in Lightroom für Milchstraßenfotos Sinn machen.
- Grundbearbeitung, wie Objektivkorrektur & Schärfen
- Weißabgleich anschauen, ob du das Bild wärmer oder kühler haben möchtest. Wähle im Bereich von 3200 – 3800 Kelvin aus
- Bild vielleicht etwas aufhellen
- Motiv im Vordergrund mit dem Pinselwerkzeug etwas aufhellen
- Masken Werkzeuge wie Verläufe und Radialfilter, um die Milchstraße mehr hervorzuheben
- Rauschreduzierung. Wie du Bildrauschen entfernen kannst, haben wir ausführlich erklärt
Hier ein Video auf Englisch, in dem das gut erklärt wird:
Star Trails fotografieren
Eine weitere sehr beliebte Möglichkeit, um den Sternenhimmel fotografieren zu können, sind sogenannte Star Trails. Dabei handelt es sich um Sternenspuren, die einzelne Sterne als Streifen zeigen. Startrails sind fotografisch gesehen aber wesentlich anspruchsvoller. Es gibt hier zwei Methoden:
- Eine Aufnahme mit mehreren Minuten Belichtungszeit
- Mehrere Aufnahmen (Timelapse), die dann via Stacking zusammengerechnet werden.
Zu diesem Thema auch hier ein gutes Video in Englisch:
Unser Tipp zum Schluß: Laß dich von der Technik nicht abschrecken! Starte mal mit der recht einfachen Milchstraßenfotografie mit der Ausrüstung, die du bereits besitzt und trau‘ dich herum zu probieren.
Jetzt wünschen wir dir viel Spaß und Erfolg dabei. Erzähl‘ uns danach doch mal, wie es dir ergangen ist!