Bohnensack und Mini-Stativ sind tolle Helfer in der Fotografie, z. B. wenn du knapp über dem Boden fotografieren möchtest oder kein normales Stativ verwenden kannst. In diesem Beitrag erfährst du, was sich wofür eignet, welche Varianten es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben.
*Aktualisiert Juni 2025*
Einsatzgebiete für Bohnensack oder Ministativ
- Wildtierfotografie aus dem Auto.
- Nagetier-, Vogel-, Reptilien- und Amphibienfotografie knapp über dem Boden.
- Bodennahe Nah- und Makroaufnahmen von Blumen, Moosen, Pilzen und Insekten.
- Fotografieren in Ansitzhütten, wie z. B. beim Bären fotografieren in Slowenien.
- Actionfotografie beim Sport oder von Fahrzeugen.
- Für ungewöhnliche Aufnahmen aus der Froschperspektive, also mit einem Blick von unten nach oben. Dafür verwendest du am besten das Klappdisplay deiner Kamera, wenn sie eines hat.
- Längere Belichtungszeiten. Hier geht’s zu unseren Anleitungen für Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtungen ohne Filter.
- Videoaufnahmen. Wir haben sie für diesen Zweck noch nicht genutzt, aber viele andere tun das.
- Zum Fotografieren auf unebenen oder kleinen Flächen, wo das Aufstellen eines großen Stativs schwierig oder unmöglich ist.
- Wenn es auf Volumen und Gewicht ankommt. Falls wir längere Strecken zu Fuß zurücklegen oder mit dem Fahrrad oder Kajak unterwegs sind, nehmen wir nur das Ministativ mit.
Für welche Kamera & Objektive eignen sich Bohnensack & Ministativ?
Beim Bohnensack hängt das von der Größe des Beutels ab. Die Kamera sollte gut Platz darauf haben. Wenn du mit einem großen Teleobjektiv unterwegs bist, sollte auch dieses zum Großteil auf dem Bohnenbeutel zum Liegen kommen. Gewicht spielt hier keine Rolle.
Beim Ministativ solltest du dabei auf die Tragkraft des Stativkopfes achten. Wenn du dieses Gewicht überschreitest, kann es sein, dass sich der Kopf mit dem Fotoapparat während der Aufnahme absenkt und dadurch deine Bilder unscharf werden. Im schlechtesten Fall kann die Kamera mit dem Stativ vorne über kippen, wenn das Objektiv zu schwer ist. Das ist vor allem bei einem großen Tele die Gefahr. Achte deshalb auf die Angaben des Herstellers bezüglich der Tragekapazität und teste sie, wenn möglich, vor dem Kauf.
Was ist ein Bohnensack?
In der Fotografie spricht man bei einem Bohnensack oder Bohnensack-Stativ von einem gefüllten Beutel, auf dem man die Kamera auf so gut wie allen Untergründen zum Fotografieren auflegen kann. Im Internet findet man ihn auch unter den Namen Bean Bag oder Bean Bag Mount.
Welche Füllung eignet sich für den Bohnensack?
Bohnensäcke kannst du selbst befüllen, z. B. mit getrockneten Hülsenfrüchten, trockenem Reis, Kaffeebohnen oder Kunststoffgranulat. Wichtig ist, dass sich die Füllung leicht bewegen lässt und sich an die Form der Kamera anpasst.
Unser Tipp: Wir verwenden am liebsten Linsen für die Füllung. Da sie kleiner als Bohnen sind, verteilen sie sich im Sack leichter.
Bei einer Füllung mit Lebensmitteln ist es wichtig, dass du darauf achtest, dass sie nicht feucht wird. Sonst kann sie aufquellen oder im schlimmsten Fall sogar zu schimmeln anfangen. Da wir unseren Bean Bag aber normalerweise bei trockenem Wetter im Einsatz haben, hatten wir damit noch nie Probleme. Falls du auf der sicheren Seite sein willst, kannst du Kunststoffgranulat dafür kaufen.
Wie nutze ich den Bohnensack als Stativ-Ersatz?
Damit der Bohnensack gut funktioniert, ist es wichtig, dass du ihn nicht zu voll machst. Denn nur dann kann sich die Fülle im Beutel noch bewegen und an die Form der Kamera und den Untergrund gut anpassen.
Vorteile eines Bohnensackstativs:
- Überall auflegbar: Am Boden, auf Steinen, Mauern, Baumstämmen, auf der Autotür und sogar in Astgabeln.
- Stabilität: Auch bei starkem Wind sind Bohnensäcke superstabil. Sie eignen sich auch für große Teleobjektive und lange Belichtungszeiten, da die Kamera komplett ruhig liegt.
- Flexibilität: Mit einer kleinteiligen Füllung passt er sich super an den Untergrund an.
- Einfache, schnelle Anwendung: Im Vergleich zum Stativ, brauchst du den Bohnensack nur auflegen und kannst sofort starten. Das gerade Ausrichten des Fotoapparats auf dem Beutel geht schnell und einfach. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Dreibeinstativ gibt es beim Bean Bag Mount kein Ausfahren und Fixieren von Elementen, Suchen nach Halt auf dem Boden für die Stativbeine oder Austarieren der Wasserwaage.
- Praktisch für Reisen: Die leere Hülle hat kaum Gewicht und kann klein zusammengelegt werden. Das ist z. B. super für Flugreisen. Am Urlaubsziel kannst du dann günstig eine Fülle kaufen.
Nachteile eines Bohnensacks als Stativ-Ersatz:
- Perspektive: Die Höhe und den Neigungswinkel kannst du nur minimal variieren. Ein bißchen kannst du dir damit behelfen, dass du den Sack hochkant aufstellst, dann ist er etwas höher.
- Volumen: Gefüllt ist er größer als das Mini-Stativ und auch unhandlicher.
- Gewicht: Mit Linsen befüllt hat unser, recht hoher Sack 3 kg. Allerdings kannst du das Gewicht mit der Art der Fülle beeinflussen! Dazu etwas später mehr.
Worauf du beim Kauf eines Bohnensacks achten solltest:
- Robuster, wasserabweisender Stoff: Du legst das Bohnenkissen normalerweise in der Natur auf, wo es nicht immer sauber und trocken ist, damit die Füllung nicht feucht wird. Der Stoff der Außenhülle sollte daher nicht nur wasserabweisend, sondern auch dicker und reißfest sein. So brauchst du nicht bei jedem spitzen Stein oder Dornen aufpassen. Wenn du dein Bohnensack-Stativ, so wie wir, vor allem für die Wildtierfotografie verwenden willst, dann wähle ein Stoff mit Tarnmuster oder in einer Naturfarbe (Grün, Braun, etc.)
- Gewicht: Überlege, wann und wo du deinen Bohnensack verwenden möchtest. Mehr Stabilität bietet dir eine schwerere Fülle. Falls du den Sack aber über größere Strecken tragen möchtest, dann ist eine leichte Füllung besser. Dafür eignen sich z. B. diese EPS-Perlen.
- Tragegriff: Falls du den Bohnensack längere Distanzen tragen musst, ist eine Schlaufe oder ein Griff sehr praktisch. Unser Sack hat das leider nicht und wir haben das schon öfter vermisst.
- Befestigung: Manche Bohnensäcke, wie dieses Modell von Kalahari, haben sogar Klettverschlussriemen, um die Kamera darauf zu fixieren oder den Sack z. B. auf einer Astgabel zu befestigen.
- Form: Die meisten Säcke sind quadratisch oder rechteckig in Kissenform. Es gibt aber auch Doppel-Bohnensäcke, die man sich wie zwei Satteltaschen (also mit einer U-Form) vorstellen kann. Solche Ausführungen kann man besonders gut bei der Autotür oder in Astgabeln auflegen, wie diesen Grappler Kamerasack.
So kannst du dir einen Bohnensack selber machen
Wenn du nähen kannst, spricht auch nichts dagegen, dir die Hülle für deinen Bohnensack selbst zu machen. Dazu findest du im Internet zahlreiche Anleitungen.
Wie du eine ausgetüftelte Variante mit einer Vertiefung für das Objektiv machst, wird dir in dem Video von Picturafix Schritt für Schritt erklärt.
Der Eckla Eagle Bohnensack im Test
Wir haben derzeit einen Eckla Eagle Bohnensack mit den Maßen 20x20x12 cm im Einsatz. Das Material des Bohnensacks besteht aus rutschfester, wasserabweisender Mikrofaser.
Der Eckla Eagle Sack besteht aus einer Innen- und einer Außenhülle, die beide jeweils mit einem Zippverschluss versehen sind. Das hat den Vorteil, dass die Füllung nicht herausfällt, wenn der äußere Zippverschluss unabsichtlich geöffnet wird. Zum leichteren Befüllen hätten wir uns etwas längere Reißverschlüsse gewünscht.
Er ist sehr kompakt. Beim Fotografieren hat sich der Eckla Eagle Bohnensack super geschlagen. Wir legen ihn gerne mal schnell beim heruntergelassenen Autofenster auf, wenn wir Feldhasen oder Rehe entdecken. Auch bei der bodennahen Blumenfotografie hat er tolle Dienste geleistet.
Nur beim Fotografieren der Ziesel hätte ich mir teilweise etwas mehr Höhe gewünscht, da das Gras recht hoch war. Für das Tragen über längere Strecken würde ich mir auch noch eine Art Handschlaufe oder Griff wünschen. Den Bohnensack kann man auch mit dem Eckla Eagle Kamerahalter für’s Auto kombinieren.
Wozu ein Mini-Stativ verwenden?
Wir verwenden das Compact Traveler Mini M-1 Stativ von Rollei. Das Mini-Stativ ist aus leichtem Aluminium gefertigt und daher super zum mitnehmen, wenn es auf das Gewicht ankommt. Mit den Schnellverschlüssen an den Beinen ist es relativ rasch aufgebaut und die Gummifüsse geben einen guten Stand. Es ist definitiv unser Lieblingsstativ für Berg- und Paddeltouren und immer dann, wenn wir längere Strecken zu Fuß zurücklegen müssen. Wir verwenden es aber genauso gerne für bodennahe Blumen- und Tierfotografie.
Vorteile des Mini-Stativs:
- Genaue Einstellung: Mit dem Mini-Stativ kannst du sowohl die Höhe, als auch die Neigung der Kamera exakt so einrichten, wie es für dich gerade passt. Mit dem Bohnensack ist das nicht möglich.
- Gewicht: 800 g inklusive Stativkopf!
- Packmaß: 16 cm. Die fünf Segmente lassen sich auf maximal 42,5 cm ausziehen.
- Tragekapazität: Das Mini-Stativ hält bis zu 8 kg Gewicht, sodaß man es auch mit einem großen Teleobjektiv verwenden kann.
- Abnehmbare Mittelsäule: Die Mittelsäule kann heruntergenommen und für bodennahe Aufnahmen umgekehrt werden. So kommst du noch näher an den Boden heran.
- Integrierte Wasserwaage: Im Kugelkopf ist eine Wasserwaage eingebaut, sodaß du den Kopf immer so ausrichten kannst, dass deine Fotos gerade sind.
Nachteile des Mini-Stativs:
- Stabilität: Im Vergleich zum Bohnensack ist das Mini-Stativ bei Wind etwas weniger stabil als der Bohnensack.
- Aufwändigere Anwendung: Für den Einsatz des Mini-Stativs brauchst du einen stabilen Untergrund. Bis man das Mini-Stativ im unebenen Terrain stabil aufgebaut hat, dauert es ein Weilchen.
- Beschränktes Einsatzgebiet: Im Vergleich zum Bohnensack eignet sich das Mini-Stativ nicht, um es im Auto, auf Zaunpfosten oder Astgabeln aufzustellen.
Was ist besser: Bohnensack oder Mini-Stativ?
Welcher Helfer für dich der Richtige ist, kommt darauf an, wofür du ihn verwenden möchtest. Wenn du längere Strecken zu Fuß damit unterwegs bist, würden wir dir definitiv das Mini-Stativ empfehlen. Denn bezüglich Gewicht und Packmaß ist es unschlagbar.
Falls du eher Tiere fotografieren möchtest und dabei meist in der Nähe deines Autos bist oder sogar aus dem Auto fotografierst, dann ist ein Bohnensack die praktischere und einfachere Lösung. Normalerweise vertreten wir ja die Devise „Weniger ist mehr.“ Da sowohl Mini-Stativ als auch Bohnenbeutel aber nicht so teuer in der Anschaffung sind und nicht viel Platz brauchen, kann man hier auch mal eine Ausnahme machen. Du wirst sehen, wenn du dich einmal an diese Helferleins gewöhnt hast, wirst du sie nicht mehr missen möchten.
Für den Fall, dass du mal gar kein Stativ verwenden darfst, z. B. bei manchen Sehenswürdigkeiten in der Stadt oder einfach keines dabei hast, findest du hier unsere Tipps zum Fotografieren ohne Stativ.
Für so einen schnellen Ölkäfer ist der Bohnensack super zum Fotografieren