Bergfotografie ist gar nicht so einfach! Denn was nimmt man eigentlich für einen Bildausschnitt, damit das dann gut ausschaut? Mit unseren 10 Fototipps bekommst du die wichtigsten Infos zu Fotoausrüstung, Kameraeinstellungen, Bildgestaltung und tollen Fotospots für gelungene Bergbilder.
1. Die richtige Kameraausrüstung für Bergfotografie
Denke daran, dass du die Ausrüstung tragen musst, vielleicht sogar eine längere Strecke und bergauf! Nimm also nur das Notwendigste mit. Mit einem oder mehreren Zoom-Objektiven, die den Bereich von ca. 18-200 mm abdecken, bist du gut versorgt. Für tolle Bergbilder nehmen wir gerne unser 10-24 mm Weitwinkelobjektiv und unsere 70-200 mm Telelinse.
Ein Stativ mitzuschleppen zahlt sich nur aus, wenn du am Berg übernachtest und Sterne, Sonnenuntergang, -aufgang oder Langzeitbelichtungen fotografieren willst.
Wähle einen Rucksack mit gutem Tragesystem (Breite Tragegurte inklusive Bauchgurt) und guter Ventilation im Rücken. Das muß kein Fotorucksack sein.
2. Die grundlegenden Kameraeinstellungen für Bergfotografie
Verschlusszeit: Für unbewegte Motive reicht 1/100 Sekunde. Wenn du mit 200 mm Brennweite mit dem Tele fotografierst, empfehlen wir dir zur Sicherheit 1/400 Sekunde, damit du nichts verwackelst.
ISO: Halte die ISO niedrig wie möglich, also z. B. 100 oder 200. Dann haben deine Fotos eine gute Qualität und du hast auch beim Ausarbeiten in einem größeren Format deine Freude daran.
Blende: Um alles auf deinem Bild scharf zu bekommen, reichen meist f/8 oder f/11.
3. Fotografiere zur goldenen Stunde
Besonders zur goldenen Stunde, nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang, hast du wunderschöne Lichtstimmungen in den Bergen.
- Recherchiere vorab mit dem Dämmerungsrechner, wann die goldene Stunde stattfindet.
- Bedenke, dass das Licht an manchen Stellen schon früher hinter den Bergen verschwinden kann.
- Sei frühzeitig vor Ort, um dir vorab schöne Fotoplätze zu suchen oder nutze z. B. die Fotospots aus dem Mountain Moments Buch.
4. Berg Fototipps für Schlechtwetter
Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel ganz ohne Wolken ist meist ein fades Szenario für Bergbilder. Oft bringen dramatische Wolken erst eine spannende Stimmung mit sich. Deshalb zahlt es sich absolut aus, auch bei nicht so schönem Wetter Bergfotos zu machen. Vorausgesetzt es ist sicher, bei dem Wetter in die Berge zu gehen!
Unser Tipp: An Tagen mit unspektakulärem Wetter empfehlen wir dir, deine Bergfotos in Schwarzweiß umzuwandeln und die Kontraste zu erhöhen. So bekommst du trotzdem dramatische, beeindruckende Aufnahmen.
5. Blendensterne für das gewisse Etwas
Ein einfacher Trick, um Bergfotos mehr Pep zu verleihen, sind sogenannte Sonnen- oder Blendensterne. Das funktioniert nicht mit jedem Objektiv gleich gut. Probiere einfach mal, deine Blende weit zu schließen, z. B. f/14 oder sogar f/22.
Unser Tipp: Leichter tust du dir, wenn du die Sonne z. B. hinter einer Bergkuppe hervorblitzen lässt, wie auf dem Foto rechts unten.
6. Blickpunkte in der Bergfotografie
Wenn du nicht alleine in den Bergen unterwegs bist, dann nimm ruhig mal deine Begleitung klein auf dein Foto mit drauf. So schaffst du einen Größenvergleich und die Berge wirken noch eindrucksvoller.
Außerdem hat das Auge gleich einen Punkt, an dem es sich orientieren kann und schweift nicht ziellos herum.
7. Vordergrund & Weitwinkelaufnahmen
Mit einem Vordergrund bringst du Tiefe ins Bild und kannst auch die Dramatik eines Bergbildes erhöhen. Am besten gelingt das mit einem Weitwinkelobjektiv und einem sehr tiefen Standpunkt. So kannst du z. B. Blumen auf einer Bergwiese als Farbpunkte mit auf das Bild bringen. Auch deine Wanderausrüstung (Wanderstöcke, Rucksack, etc.) eignet sich als bunter Blickpunkt.
Unser Tipp: Vergiß nicht, immer auch eine Hochformatvariante aufzunehmen. Die Berge wirken dann gleich nochmal ein bißchen eindrucksvoller!
8. Mit Kontrasten spielen in der Bergfotografie
Damit deine Bergfotos nicht fad ausschauen empfehlen wir dir, Kontraste in deinem Bild unterzubringen. Einerseits können das Kontraste zwischen unterschiedlichen Farben sein oder auch ein Hell-Dunkel-Kontrast. Schwarzweißfotos mit hohen Kontrasten sind mit ihrer Dramatik perfekt für die Bergfotografie geeignet!
9. Spiegelungen nutzen in der Bergfotografie
Spiegelungen in Bergseen oder vielleicht in der Sonnenbrille deiner Begleitung sind eine tolle Möglichkeit, um kreative Bergaufnahmen zu machen.
Unser Tipp: Wähle einen tiefen Standpunkt knapp über der Wasserfläche. Wenn deine Kamera ein Klappdisplay besitzt, dann ist das eine perfekte Einsatzmöglichkeit!
10. Die schönsten Fotospots in den Alpen
Wir finden es immer super, wenn wir uns für Fotospots schon Infos und Ideen holen können von Menschen, die die Region gut kennen. Auch bei der Bergfotografie machen wir das so.
Eines der Bücher, die wir dafür toll finden, ist das neu erschienene Mountain Moments von Marius Schwager*. Darin sind 30 Wanderungen mit den schönsten Fotospots in den Alpen aufgelistet. Der Großteil der Touren sind in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol angesiedelt, aber auch Frankreich und Slowenien sind vertreten. Die wunderschönen Bergbilder machen definitiv Lust darauf, selbst los zu ziehen.
Neben einer hilfreichen topografischen Karte sind bei jeder Wanderung Entfernung, Dauer, Schwierigkeit, Höhenmeter, Wegbeschreibung, Einkehrmöglichkeiten und Fototipps angegeben.
Hervorheben möchten wir an dieser Stelle auch Marius‘ Engagement für die Umwelt:
- Die Anreise zu allen Wanderungen ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Die detaillierten Infos dazu sind bei jeder Tour angeführt.
- Mountain Moments wurde in Bayern mit ökologischen Farben klimaneutral auf FSC zertifiziertem Papier gedruckt.
- Um das Buch schlank zu halten, kann man die GPS Koordinaten, exakten Fotostandorte, Kameraeinstellungen, Wegbeschreibungen und Wanderkarten alle kostenlos downloaden.
Besonders, wenn du bei der Bergfotografie noch am Anfang stehst, ist es eine super Hilfe, wenn du gezielt schöne Fotospots ansteuern kannst und auch schon Beispielfotos hast, wie man dort spannende Bergbilder aufnehmen kann.
Jetzt wünschen wir dir viel Freude und Erfolg bei der Bergfotografie und pass auf dich auf!
4 Kommentare
Spannend. In meiner Praxis führen Eure Tipps direkt in den Abgrund.
Selten eine so irreführende, unwesentliche Anleitung gelesen – dabei gibt es spätestens seit Luis Trenkers Zeiten populäre Bücher zum Thema.
Natürlich braucht es ein Stativ. Wer 500 Höhenmeter hinter sich hat, zittert beim Auslösen, allein schon wegen des Pulses.
Ein Fotorucksack ist essentiell, und zwar einer, der zum Rücken aufgeht. Damit die verschwitzten Träger nicht in die Wiese gehen und die Zecken aufsaugen.
1/100 Sekunde? Ohne Stativ? Normal sagt man, den doppelten Kehrwert der Verschlusszeit als Stativgrenze. Wenn ich ein 100er habe, brauche ich 1/200, um auf ein Stativ zu verzichten. Aber nur, wenn ich 9×12 vergrößere. Ich vergrößere auf 50×70, da brauche ich 1/1000. Oder ein Stativ, da kann ich auch mit 21s arbeiten.
ƒ8 oder ƒ11, um alles scharf zu bekommen? Das empfiehlt sich sogar, als förderliche Blende. Allerdings reicht es dann bei 100 ISO nicht mehr für Aufnahmen aus der Hand …
… erst Recht nicht in der Goldenen Stunde, der Dämmerung. Da flucht, wer kein Stativ dabei hat. Und wer die letzte Seilbahn verpasst. Und dann kein Biwakzeug mitführt. Es kommt auf mehr an als auf eine Kamera.
Schlechtwetter? Spektakulär muss es sein. Aber blauer Himmel ist sowas von langweilig. Genau: Schlechtwetter ist das eigentliche Kaiserwetter, denn dann hat man einen belebten Himmel. Aber muss der dramatisch sein? Spätestens wenn 30 Großfotos an der Wand hängen, geht einem das Drama auf den Senkel.
Schwarzweiß ist mehr als Drama. Da geht es um Tonwerte und Formen, um Rhythmen, Komposition, Lichtführung usw. Wer da einfach nur Drama macht, wäre eh mit KI besser bedient. Weswegen die SW-Bildbeispiele ausgesprochen langweilig sind.
Blendensterne? Werden in der Welt der ernsthaften Fotografie als Bildfehler registriert, die Bilder kommen in die Rundablage unter dem Tisch.
Blickpunkte, Staffage als Vergleichsfgröße: toll. Da wird bestimmt jedes Bild was, wenn verschwitzte Leute drin rumstehen. Ebenso hat Hama einen Vordergrundast im Angebot, den man nach Belieben zur Belebung des Vordergrundes einschwenken kann.
Wer gute Bergbilder will, braucht ein tragbares Carbonstativ, am besten von Gitzo oder einem vergleichbaren namhaften Hersteller wie Leofoto, Manfrotto, Novoflex usw. Drahtauslöser nicht vergessen, oder Selbstauslöser mit Spiegelvorauslösung koppeln.
Dazu einen leistungsfähigen Kugelkopf, der auch 5 Kilo Kamera mit Zoom tragen kann.
Die Kamera sollte sehr hohe Auflösung haben, um später zuschneiden und reduzieren zu können, damit man das Motiv findet. So spart man auch manche Brennweite.
Am besten reduziert man die Ausrüstung auf ein lichtstarkes Normalobjektiv, Kleinbildäquivalent 50mm. Dann kann man mit Tiefenschärfe spielen, hat bei ƒ8-11 das Optimum an Schärfe überhaupt und braucht gar nicht erst über Objektivwechsel nachzudenken.
Wer weitere Winkel will, stitcht, macht ein Panorama aus drei Hochaufnahmen, die sich überlappen. Die Bildverarbeitung macht daraus ein Weitwinkelbild.
Wer engere Ausschnitte sucht, hat die Megapixelreserve. Ein 20×30-Bild mit 300dpi ist immer noch ein Hingucker, v.a. im Vollformat. Hochskalieren geht immer.
Am wichtigsten ist, sich das Gebiet vorab anzuschauen, die Tour in Gedanken durchzugehen un sich einen Plan für bestimmte Aufnahmen zu machen inkl. Sonnenstände und Topografie.
Da sind wir aber sehr geehrt, dass uns Luis Trenker (aus dem Jenseits) persönlich einen Kommentar hinterlassen hat ;-). Wir haben fotografisch unterschiedliche Ansätze und deshalb freue ich mich, dass du uns deine so ausführlich niedergeschrieben hast. Die von uns angeführten Bergfotografie-Tipps sind für Einsteiger gedacht und funktionieren aus eigener Erfahrung sehr gut. Unser Fokus bei Fotonomaden liegt auf Bildgestaltung mit einfacher Kameratechnik, aber natürlich gibt es auch in der Fotografie unterschiedliche Wege, die ans Ziel führen und deshalb wünschen wir dir viel Erfolg auf deinem Weg.
Ich habe auf einer Webseite etwas von „hyperfokale Distanz“ gelesen…verstehe das aber nicht ganz. Nutzt ihr diese „Methode“?
lg
Betty
Hallo Betty, die hyperfokale Distanz ist technisch etwas anspruchsvoller. Wir nutzen sie nicht und kommen gut ohne sie aus. Liebe Grüße, Karin & Markus