Fotografierst du gerne und oft, aber irgendwie werden deine Bilder nicht wirklich besser? Woran das liegen kann und wie du die Aufnahmen besser machen kannst, zeigen wir dir mit vielen Fotobeispielen anhand von fünf wichtigen Punkten.
Grund #1: Du knipst, statt zu fotografieren
Um dir diesen 1. Punkt klar zu machen, erklären wir dir mal, worin wir den Unterschied zwischen Knipsen und Fotografieren sehen. Beim Knipsen nimmt man sich keine Zeit für die Aufnahme, hält nur kurz die Kamera hin und drückt ab, fertig. Beim Fotografieren beschäftigst du dich ausführlich mit deinem Motiv:
Du betrachtest es von verschiedenen Seiten und entscheidest, von welchem Standpunkt und aus welcher Perspektive es gut aussieht. Tipps dazu findest du in unserem Artikel So findest du den spannendsten Blickwinkel für dein Motiv.
Je nach gewünschter Bildaussage wählst du das passende Bildformat (Querformat, Hochformat, Quadrat, Panorama) dazu aus. Ausführliche Infos, was sich wofür eignet findest du in diesem Beitrag: Besser Querformat oder Hochformat?
Du entscheidest, wie, wo und wie groß du das Motiv auf deinem Foto platzierst und welche Gestaltungsmöglichkeiten du sonst noch nutzt, um deine Aufnahme interessant zu machen, wie z. B. Linien, Drittelregel, Kontraste, etc. Weiter unten gehen wir auf einige dieser Punkte noch genauer ein.
Optimalerweise stellst du das Belichtungsdreieck, also ISO, Blende und Belichtungszeit, bei deiner Kamera selbst ein. Wie das funtkioniert, also auch die wichtigsten Elemente der Bildkomposition erklären wir ganz einfach in unserem FotoGrundlagen Onlinekurs.
Ein gelungenes Foto ist für uns immer eine Kombination aus gekonnter Bildgestaltung, Kameratechnik und – wenn man schon etwas fortgeschritten ist – auch Bildbearbeitung. Mit diesen drei Bereichen kann man von Anfang bis Ende selbst genau steuern, wie die fertige Aufnahme aussehen soll. Im Vergleich zum Automatikmodus hat man damit alle Gestaltungsmöglichkeiten selbst in der Hand.
Unser 1. Fotobeispiel zeigt ein Mohnblumenfeld. Obwohl es nicht aus dem klassischen Blickwinkel (im Stehen geradeaus) aufgenommen wurde, wirkt das Bild nicht.
Willst du wissen, woran das liegt?
- Auf dem Bild ist sehr viel drauf
- Für den Betrachter ist unklar, wohin er auf der Aufnahme genau schauen soll.
- Der helle, aber uninteressante, Himmel lenkt von den Mohnblumen ab.
- Die Reihe in der Mitte führt den Blick ins Leere.
- Wahrscheinlich sollten die Mohnblumen im Vordergrund der Blickpunkt sein, da sie am größten abgebildet sind. Sie kommen aber nicht zur Geltung, weil sie unscharf sind.
Jetzt zeigen wir dir im Vergleich drei Fotos, die ganz bewusst fotografiert und komponiert wurden.
Bei dem Foto oben gibt es einen eindeutigen Blickpunkt, den Baum. Das Mohnblumenfeld leitet mit den Linien das Auge vom vorderen Bildrand nach hinten zum Baum. Die Lichtstimmung macht das Bild zusätzlich interessanter. Der schöne Farbkontrast zwischen dem saftigen Grün und den rosaroten Blüten sorgt für zusätzlichen Pep.
Beim 2. Foto haben wir die Mohnblüte gegen den Himmel freigestellt. Diese Komposition wirkt durch den Farbkontrast zwischen dem Blau und dem Grün und Rosa der Blüte. Das Motiv hebt sich vor dem Hintergrund klar ab. Wenn du einen Blickwinkel zeigst, den man normalerweise nicht sieht, werden deine Aufnahmen sofort interessanter. Falls deine Kamera ein Klappdisplay hat, wird es noch einfacher, aus so einer niedrigen Perspektive zu fotografieren. Mehr dazu erfährst du bei Grund #3.
Bei diesem 3. Foto haben wir die Kamera so eingestellt, dass der Hintergrund unscharf ist. Dadurch hebt sich die Mohnblüte, zusätzlich zum Farbkontrast zum Grün, schön ab. Die Linie des Stiels führt den Blick des Betrachters direkt zur Blume.
Unser Tipp: Studiere Aufnahmen anderer FotografInnen und lerne von ihrer Bildgestaltung.
Grund #2: Du bist zur falschen Zeit unterwegs
Es ist uns klar, dass es unmöglich ist, immer zum perfekten Zeitpunkt fotografieren zu gehen. Viele Dinge sind ja an bestimmte Zeiten gebunden: eine Familienfeier, der Tagesplan bei Gruppenreisen, etc.
Trotzdem gibt es oft genug Möglichkeiten, wo du selbst entscheiden kannst, wann du mit der Kamera losziehst. Wir können dir nur absolut empfehlen, mehr auf die Tageszeit und das Wetter zu achten. Denn das macht einen der größten Unterschiede überhaupt für die Stimmung und das Licht deiner Aufnahmen.
Das heißt nicht, dass du immer nur bei Schönwetter fotografieren gehen sollst. Wichtig ist, dass du auf das Licht achtest und deine Motive, entsprechend der Gegebenheiten wählst und in Szene setzt.
Licht vermittelt immer auch eine Stimmung. Es ist eines der spannendsten Möglichkeiten in der Fotografie, um deine Bilder richtig aufzupeppen. Hier haben wir drei Bildbeispiele, die zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wetterlagen aufgenommen wurden.
Bei dem oberen Foto war der Himmel mit Wolken bedeckt. Durch die diagonalen Streifen und den Farbkontrast zwischen Hütte und Himmel war es trotzdem möglich, ein ganz nettes Bild zu machen.
Das zweite Foto zeigt die selbe Hütte bei Sonnenuntergang. Die Lichtstimmung und der andere Blickwinkel verändern das Motiv komplett. Hier haben wir dem Himmel bewusst sehr viel Platz auf der Bildfläche eingeräumt, damit die Wolkenstimmung gut zur Geltung kommt. Der schräge Blick auf die Strandhütte ist außerdem wesentlich dynamischer, als der gerade auf dem Bild davor. So kannst du mit kleinen Veränderungen große Wirkung erzielen!
Die dritte Aufnahme zeigt die gleiche Strandhütte bei Sonnenaufgang. Hier hast du wieder eine völlig andere Lichtstimmung und andere Farben im Vergleich zu den anderen beiden Fotos. Auch hier haben wir uns wieder absichtlich dafür entschieden, den Sand und das Meer nur klein ins Bild zu nehmen und dem dramatischen Farbspiel am Himmel den meisten Platz einzuräumen.
Grund #3: Du fotografierst aus dem 08/15 Blickwinkel
Ein ganz typischer Fehler, den fast alle Fotografie-Neulinge machen, ist, einfach aus dem Stehen geradeaus zu fotografieren. Das ist der Blickwinkel mit dem wir alle vertraut sind. Wenn du spannende Bilder aufnehmen willst, die sich von anderen abheben, musst du neue Perspektiven erkunden!
Damit das gelingt, brauchst du Zeit, um dein Motiv von allen Seiten aus in Ruhe entdecken zu können. Genau wie Menschen, haben auch Tiere oder Objekte eine „Schokoladenseite“, von der aus sie am vorteilshaftesten aussehen. Es lohnt sich, diese zu suchen.
Das obere Bild wurde von einem recht hohen Blickwinkel geradeaus aufgenommen. Daher ist es nicht besonders spannend. Vor allem der wolkenlose Himmel macht das Bild noch fader. Deswegen musst du dir in solchen Situationen etwas einfallen lassen, um deine Aufnahmen mit Hilfe der Bildgestaltung interessanter zu komponieren.
Auf den vier Beispielfotos unten siehst du, wie wir mit dem Verändern des Standpunkts und des Blickwinkels völlig unterschiedliche Varianten von dem selben Leuchtturm aufgenommen haben.
Es ist ganz normal, dass nicht alle ausprobierten Varianten gleich gut aussehen und wirken. Doch erst durch den Vergleich der verschiedenen Aufnahmen erkennst du, was besonders gut funktioniert und dir am besten gefällt. Hole dir noch mehr Tipps zur richtigen Perspektive in unserem Beitrag so findest du den spannendsten Blickwinkel.
Grund #4: Du setzt dein Motiv immer in die Mitte
Am Anfang hat man beim Fotografieren die Tendenz, die Motive möglichst groß und mittig auf das Bild zu nehmen. Das schaut aber in den allermeisten Fällen absolut unspektakulär aus. Denn die bewusste Positionierung deines Motivs auf der Bildfläche und die Entscheidung, wie groß du es abbilden möchtest, verändern dein Bild komplett!
Schau dir unsere Fotobeispiele von der Windmühle an und vergleiche, wie völlig unterschiedlich sie nur durch den veränderten Bildaufbau wirken. Spannend, stimmt’s?
Grund #5: Du weißt nicht, wie du dein Motiv hervorhebst
Dass dein Motiv nicht so gut zur Geltung kommt, kann unterschiedliche Gründe haben. Du hast …
- zu viel oder im Gegenteil zu wenig auf dem Bild drauf (siehe das erste Windmühlenfoto).
- einen faden Blickwinkel gewählt.
- keine Ahnung, wie du dein Motiv innerhalb deines Fotos platzieren sollst.
- deine Kamera nicht selbst eingestellt und bist daher bei deiner Bildgestaltung stark eingeschränkt
Auf den Beispielfotos unten siehst du, welch einen riesigen Unterschied Bildausschnitt, Hintergrund, Perspektive, sowie Positionierung und Größe des Motivs ausmachen.
Auf den linken Fotos lenkt sehr viel von den Motiven ab und sie heben sich nicht gut hervor. Auf den rechten Bildern stehen die Motive wirklich im Mittelpunkt und sind definitiv der Blickpunkt auf den Aufnahmen.
Am linken Bild geht der Pilz völlig unter, weil er im Verhältnis zur Bildfläche so klein drauf ist. Auf dem rechten Foto wurde der Ausschnitt auf das Wesentliche reduziert, ohne irgendwelche wesentlichen Elemente zu verlieren.
Beim linken Foto der Tulpe lenken das Fenster im Hintergrund und auch die vielen Blätter und Zweige vom eigentlichen Motiv ab. Bei der rechten Aufnahme wurde der Ausschnitt wieder stark reduziert und die dunklen Elemente großteils entfernt. Dadurch und durch die größere Abbildung der Tulpe kommt die Blume so wesentlich besser zur Geltung.
Wenn du noch mehr über Bildgestaltung erfahren willst, dann lies unsere 5 Tipps, wie du deine Motive toll in Szene setzt.
Was du machen kannst, damit deine Fotos besser werden!
Als professionelle Fotografen mit langjähriger Erfahrung wissen wir, wie uns gezielt schöne & faszinierende Aufnahmen gelingen.
Jedes Foto ist eine Kombination aus den Faktoren
- Licht
- Bildgestaltung
- Kameratechnik und
- Bildbearbeitung (optional)
Wenn du Fotografie-AnfängerIn bist, dann empfehlen wir dir, zuallererst zu lernen, wie du ISO, Blende und Belichtungszeit bei deiner Kamera einstellst und kombinierst. Denn dann kannst du deine Bilder wirklich nach deinen Ideen gestalten und dich darauf verlassen, dass dir immer richtig belichtete, scharfe tolle Aufnahmen gelingen.
Unser Tipp: Melde dich zu unserer kostenlosen E-Mail-Serie Schönere Fotos in 5 Tagen an. Dich erwarten viele Tipps zu spannenden Blickwinkeln, eine Fotoaufgabe und Bildgestaltungsideen mit der Belichtungszeit.
Jetzt wünschen dir viel Freude und Erfolg beim Fotografieren!
2 Kommentare
Die Tips sind leicht zu beherzigen und durch die Vergleichsaufnahmen weiss man auch sofort wie es besser geht, das finde ich sehr gut.
Ich bin kein Fotofreak und mache eigentlich nur Statusbilder mit dem Handy aber auch da kann man sich ja bemühen und solche Hinweise beachten … und ich bin schon zufriedener mit meinen Aufnahmen geworden. Leider sehe ich die „Knipsfotos“ der Freunde jetzt auch mit anderen Augen…
Hallo Kerstin, freut uns, dass dir die Tipps geholfen haben und du mit deinen Fotos jetzt zufriedener bist! Wenn man einmal einen Blick dafür entwickelt, sieht man die Sachen ganz anders ;-) Viel Spaß weiterhin beim Fotografieren!
Liebe Grüße, Karin & Markus