Findest du Tierfotografie schwierig, weil deine Fotos oft unscharf sind? Hast du schon mal den richtigen Moment verpasst, weil du zu langsam warst? Wir verraten dir mit welchen Kamera-Einstellungen dir das ab sofort nicht mehr passiert. Außerdem geben wir dir Tipps, wie du dein Motiv im Bild platzierst, es super zur Geltung bringst und dich optimal vorbereitest.
1. Deine Kamera-Ausrüstung und -Einstellungen für Tierfotografie
Bestimmt hast du schon viele Fotos von Tierfotografen mit riesigen Objektiven gesehen. Lass dich davon aber nicht entmutigen Tiere zu fotografieren, nur weil du keine Profi-Ausrüstung hast. Du musst ja nicht unbedingt die Schnauze von einem Löwen bildfüllend aus 50 m Entfernung aufnehmen. Du kannst mit jeder Kamera Tiere fotografieren, je mehr Telebrennweite du allerdings hast, desto mehr Möglichkeiten hast du. Wieviel Brennweite dein Objektiv hat, kannst du an den Zahlen erkennen, die darauf stehen, z. B. 18-55 mm oder 18-200 mm.
Praktisch für die Tierfotografie ist auch ein stabiles Dreibein-Stativ, wenn du längere Zeit auf der Lauer liegst. Dann musst du die Kamera nicht die ganze Zeit halten, was im Hockerln oder Liegen auf Dauer ziemlich anstrengend werden kann. Warum du mit Stativ schönere Fotos machst und worauf du beim Kauf achten solltest haben wir in einem anderen Beitrag ausführlich erklärt.
Falls du Automatik fotografierst, wähle das Sportprogramm auf deiner Kamera für Aufnahmen von Tieren aus, die sich bewegen.
Wenn du deine Kamera bereits selbst einstellst, aber bei der Tierfotografie eher am Anfang stehst, dann können wir dir die Masterclass Tiere fotografieren von Nicola Lederer empfehlen.
In diesem Selbstlernkurs hast du noch ausführlichere Tipps mit einem Video zum Thema Tiere in Bewegung fotografieren und einem Video Fotografieren auf Safari.
Das passende Objektiv für Tierfotografie
Wenn du immer wieder Motive aufnimmst, die etwas weiter entfernt sind (nicht nur Tiere), würden wir dir ein Objektiv mit einer Brennweite bis mindestens 200 mm für den Anfang empfehlen. Damit kannst du schon einiges machen. Mehr Brennweite ist natürlich nie ein Nachteil, aber große Teleobjektive sind teuer und machen nur dann Sinn, wenn du dich wirklich mal auf Tierfotografie spezialisieren willst.
Falls dein einziges Objektiv eine Brennweite von 18-55 mm hat, bist du nicht nur bei der Tierfotografie eher eingeschränkt. Wir finden, dass du mit einer Brennweite von 18-200 mm am Anfang so gut wie alle Fotosituationen abdecken kannst (nicht nur Tiere). Um Frust zu vermeiden empfehlen wir dir, dich auf Tiermotive zu fokussieren, die sich für deine Kamera-Ausrüstung eignen:
- Minikleine Insekten zu fotografieren macht nur Spaß, wenn du ein spezielles Makro-Objektiv besitzt. Schmetterlinge, Libellen oder größere Heuschrecken kannst du auch mit einem normalen Objektiv fotografieren.
- Haustiere eignen sich gut zum Üben, da sie keine Angst vor Menschen haben.
- Tiere in Parks, wie Eichhörnchen oder Enten, lassen dich oft nahe ran.
- Such dir möglichst große Tiere als Motive aus, z. B. Hirsche in einem Wildgehege.
- Eine weitere Möglichkeit sind Anlagen wo gerettete Tiere gepflegt werden, z. B. die ehemaligen Tanz- und Zirkusbären im Bärenwald in Arbesbach.
- Wenn Tiere sehr weit weg sind, verzichte auf’s Fotografieren und beobachte sie lieber.
Serienbildaufnahme
Verpasste Momente oder verwackelte Fotos kannst du ab sofort verhindern, wenn du für solche Aufnahmen die Serienbildaufnahme deiner Kamera aktivierst. Dann bleibst du einfach länger auf dem Auflöser und deine Kamera macht mehrere Fotos hintereinander. So hast du wesentlich höhere Chancen, dass du einen richtig coolen Moment einfängst.
Kontinuierlicher Autofokus in der Tierfotografie
Normalerweise ist bei deiner Kamera der Autofokus auf einmaliges Scharfstellen eingestellt. Wenn sich dein Motiv aber bewegt, ist es wichtig, dass auch der Autofokus immer nachfokussiert und neu scharf stellt. Dafür musst du bei deiner Kamera den sogenannten kontinuierlichen oder dynamischen Autofokus auswählen. Bei Nikon und Sony heißt er AF-C, während du ihn bei Canon unter AI Servo AF findest.
2. Bereite dich gut auf die Tierfotografie vor
Je mehr du über die Tiere weisst, desto tollere Fotos wirst du machen! In atemberaubenden Tierbildern steckt viel Zeit und gute Planung.
Du willst Rehe und Eichhörnchen vor der Haustür oder Giraffen und Elefanten im Urlaub fotografieren? Dann recherchiere im Internet oder besorg dir ein Buch und finde heraus:
- Wo diese Tierart zuhause ist: An Flußläufen, im Wald, auf Wiesen oder in den Bergen?
- Wann diese Tiere aktiv sind: Sind sie tag- oder nachtaktiv? Wo finden sie ihr Fressen?
- Wann bekommen Elefanten ihre Junge? Wann haben Hirsche ihre Brunftzeit?
- Wo habe ich die Möglichkeit diese Tiere zu fotografieren: Im Nationalpark, in einem Wildgehege oder in freier Wildbahn?
3. Wie du dich bei Wildtierfotografie richtig verhältst
Aus Respekt und Rücksicht auf die Tiere bitten wir dich, folgende Regeln einzuhalten:
- Blitze nachtaktive Tiere nicht an. Sie haben sehr empfindliche Augen! Wir haben dafür z. B. eine kleine Video-Dauerleuchte, die nicht so intensiv ist und das Licht mehr streut.
- Locke Wildtiere nicht mit Leckerbissen an, besonders nicht mit stark verarbeiteten Lebensmitteln.
- Bleib weit weg von Nestern oder Höhlen mit Jungen. Wenn du zu nah herankommst, verursachst du sehr viel Stress und im schlechtesten Fall geben die Eltern das Nest auf!
- Jage Tieren nicht hinterher. Wenn sie flüchten, lass sie gehen.
- Bedränge Tiere nicht, um ihnen Reaktionen zu entlocken wie etwa ein Pfauchen.
- Versuche schnelle Bewegungen zu vermeiden, damit du die Tiere nicht erschreckst.
- Passe bei kleinen Motiven wie Insekten auf, dass du keinen Schatten auf sie wirfst. Für diese Tiere signalisiert das, dass der Feind im Anmarsch ist und sie flüchten.
4. Achte auf das Licht
Wie immer bei der Fotografie ist das Motiv nur die halbe Miete. Meist ist es erst das Licht, dass ein schönes Bild großartig macht.
Besonders warmes, gelbes und weiches Licht hast du zur sogenannten “goldenen Stunde.” Diese kurze Zeitspanne findet immer eine Stunde nach Sonnenaufgang und eine Stunde vor Sonnenuntergang statt. Beim Jeko Dämmerungsrechner kannst du einfach deinen Fotoplatz eingeben und dir die Zeiten der goldenen Stunde kostenlos berechnen lassen.
Diese Zeit eignet sich gut für die Tierfotografie, da viele Tiere in den Morgen- und Abenstunden (besonders in der Dämmerung) unterwegs sind.
5. Sei geduldig
Nach deiner Recherche weißt du, wann du welche Tiere wo am ehesten findest. Zieh dir zum Fotografieren von Wildtieren am besten möglichst neutrale Kleidung in Grün-, Braun- oder Beige-Tönen an. So fällst du weniger auf.
Wenn du in freier Wildbahn fotografierst ist es wichtig, dass du früh vor Ort bist, am besten vor den Tieren. Dann kannst du dir einen guten Platz suchen und dich mit deiner Kamera auf die Lauer legen. Zur Tierfotografie gehören immer Geduld und Ausdauer, denn oft passiert stundenlang nichts. Ausdauer brauchst du auch, um den richtigen Moment abzuwarten, der einen riesigen Unterschied macht.
Nimm dir für den Anfang Tiere vor, die auch mal still sitzen oder sich langsam bewegen. Adler bei Flugshows in der Luft zu fotografieren ist super schwierig und macht als Anfänger keinen Spaß.
Auch Schmetterlinge und Libellen sind untertags bei sonnigem Wetter extrem schnell unterwegs. Mit diesen Tieren hast du es leichter, wenn du sehr früh losziehst und sie noch Tau auf den Flügeln haben. Dann sitzen sie ruhig und schauen noch dazu toll aus.
6. Konzentriere dich bei der Tierfotografie auf die Augen
Diese drei Dinge solltest du – wenn möglich – immer beachten:
- Geh auf Augenhöhe mit dem Tier, dann kommt es richtig gut zur Geltung. Wenn du von oben herab auf ein Tier fotografierst, wirkt es nicht ebenbürtig.
- Stelle auf die Augen scharf. Wenn das Tier zur Seite schaut, dann fokussierst du auf das Auge, das näher zur Kamera ist.
- Laß Platz in die Blickrichtung des Tieres. Unser Gehirn denkt sich dort eine Linie und ist irritiert, wenn es gleich am Fotorand ansteht.
7. Wende die Drittelregel bei der Tierfotografie an
Deine Tierfotos werden interessanter, wenn du dein Motiv aus der Mitte nimmst. Bei der Drittelregel wird das Bild in neun gleich große Teile geteilt. Wenn du das Tier jetzt entlang einer der Linien positionierst oder z. B. ein Auge auf einem Kreuzungspunkt, dann schaut das spannend aus.
Hilfsgitter kann man bei vielen Kameras im Sucher einblenden oder du siehst es bei der Live-Ansicht am Display.
8. Achte auf Störenfriede
Pass auf, dass keine anderen Elemente im Bild von dem Tier ablenken. Das können Menschen, Äste, helle Blüten oder Grashalme sein. Wenn dein Motiv eher dunkel ist, lenken helle Elemente ab und umgekehrt.
Am besten suchst du dir einen gleichmäßigen Hintergrund, der einen schönen Kontrast zu deinem Motiv bildet. Bei Vögeln kann der blaue Himmel der Hintergrund sein, bei Tieren am Boden z. B. eine grüne Wiese.
9. Zeige die Tiere in ihrem Lebensraum
Eine Nahaufnahme, auf dem man nur das Tier oder nur dessen Kopf sieht, ist nicht immer die beste Wahl. Besonders wenn du kein Teleobjektiv mit viel Brennweite hast, tust du dir leichter wenn du das Tier in seiner Umgebung zeigst.
Das kann z. B. eine Ente im Teich sein, ein Hirsch auf einer Waldlichtung oder eine Giraffe in der Gras-Steppe. Wenn du genug Brennweite hast oder nah rangehen kannst, dann sind auch Details von Tieren interessant. Wie wäre es mal mit der Tatzen-Innenfläche, ein Auge mit einem Teil des Kopfes oder einem Schwanz?
10. Fange Aktivitäten & Emotionen bei der Tierfotografie ein
Wenn du deine Tierfotografie auf das nächste Level heben willst, dann probiere deine Motive bei einer Aktivität einzufangen: im Flug, bei der Fellpflege oder auf der Jagd nach Nahrung.
Ganz besonders aussagekräftig sind Bilder, die Emotionen vermitteln wie Schutz, Zufriedenheit oder Zuneigung.
- ein Junges mit seiner Mutter.
- ein schlafender Hund, der alle vier Pfoten in die Luft streckt.
- Ein Tier, das sich an ein anderes schmiegt.
- zwei Männchen, die Revierkämpfe austragen.
Noch mehr Tipps zur Tierfotografie findest du in unseren Beiträgen Tierfotografie im Frühling und Tierfotografie im Nationalpark Bayerischer Wald.
Jetzt bist du dran! Wir wünschen dir viel Spaß und gut Licht für die Tierfotografie!
2 Kommentare
super Artikel zum Thema Tierfotografie – ich finde es sehr kompakt und aufs Wesentliche reduziert/konzentriert. Einzig dem Thema Belichtung (Belichtungszeit, Blende, ISO) könnte noch für weniger geübte Fotografen etwas Raum gegeben werden.
Hallo Philipp, danke für das Lob! Freut uns, dass dir der Artikel gefallen und Danke auch für deine Anregung :-) Zur Tierfotografie gäbe es natürlich noch jede Menge weitere Tipps, wir hatten das Gefühl, das noch mehr den Rahmen gesprengt hätte.
Viele Grüße, Karin