Ist dir das auch schon mal passiert? Du hast ein tolles Motiv gesehen und ganz begeistert ein Foto davon geschossen. Am Display kommt das Objekt deiner Wahl aber irgendwie nicht so toll rüber, wie du es vor Augen hast. Kein Grund zu verzagen! Denn es gibt einige Bildgestaltungstricks, die du anwenden kannst.
*Aktualisiert Juni 2025*
1. Lerne dein Motiv kennen
Die coolsten Fotos sind nur selten Schnappschüsse, sondern bei Profi-Fotografen oft bis ins Detail durchgeplant. Du mußt aber nicht gleich übertreiben. Wenn du dir ein bißchen Zeit nimmst, um dein Motiv kennen zu lernen, kannst du deine Fotos auch schon stark verbessern.
Ein guter Anfang ist z.B., um dein Motiv herumzugehen und es von allen Seiten zu betrachten und zu schauen, ob es von irgendeiner Seite oder aus einem bestimmten Blickwinkel interessanter oder bei Personen auch vorteilhafter ausschaut.
Für mich schaut Markus zwar von allen Seiten gut aus, aber ich kann ihn trotzdem besser oder schlechter in Szene setzen ;-)


Dieser Ansatz funktioniert übrigens bei Objekten genauso. Bröckelt auf der Westseite eines Hauses der Verputz ab? Dann wähle eine Wand, die besser in Schuss ist. Hat das Gebäude eine besondere Bemalung oder ist davor ein toller Garten? Dann schau‘, dass du diese Details mit einbeziehst. Damit hast du gleich einen spannenden Blickpunkt, der das Auge des Betrachters dorthin zieht.
2. Nimm‘ dir Zeit für dein Motiv und besonderes Licht
Auch das richtige Licht macht einen riesigen Unterschied! Wenn du kannst, versuche rund um Sonnenauf- und -untergang zu fotografieren. Denn dann hast du bei schönem Wetter ein wunderschönes Farbenspiel von rosa Pastelltönen bis zu einer Palette an Gelb, Orange und Rot. Es gibt einen Trick, wie du besonders intensive Farben auf deinen Bildern einfangen kannst. Wir verraten ihn dir in unserem Beitrag Sonnenuntergang fotografieren leicht gemacht.
Fotografieren zur goldenen Stunde
Die Stunde nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang wird als goldene Stunde bezeichnet, weil das warme Seitenlicht der tief stehenden Sonne alles in ein goldenes Licht taucht. Wann diese stattfindet, kannst du ganz leicht mit Internet herausfinden. Du gibst Sonnenaufgang oder -untergang und den Ort ein, wo du fotografieren gehen willst. Dann werden dir die Zeiten angezeigt. Oft findest du diese Information auch auf Wetterseiten.
Idealerweise bist du schon vor dem Beginn der goldenen Stunde an dem Ort, wo du fotografieren möchtest. Denn dann hast du Zeit, dich in Ruhe umzusehen und auch schon verschiedene Standpunkte, Bildausschnitte und Perspektiven auszuprobieren. Schau dir deine Fotos an und entscheide, welche deine Favoriten sind.
Wenn dann später das Licht perfekt ist, kannst du ganz stressfrei die Aufnahmen machen, von denen du schon weißt, dass sie toll aussehen. Falls du es dir einteilen kannst, vermeide möglichst die Mittagszeit. Denn dann hast du bei Sonnenschein grelles Licht und harte, klar abgegrenzte Schatten. Das schaut nicht sehr schmeichelhaft aus. Solltest du allerdings mal Lust darauf haben, spannende Schattenwürfe aufzunehmen, dann ist mittags die ideale Zeit dafür.
Die folgenden Beispielfotos haben wir in Tschechien aufgenommen. Wir sind auf diese verblühte Kastanienallee gestossen. Im Hintergrund hat sich ein Gewitter zusammen gebraut und einen tollen Farbkontrast zu den braunen Blättern gebildet.
Statt zu unserem eigentlichen Ziel weiter zu fahren, haben wir uns entschlossen zu warten und wurden schon nach ein paar Minuten dafür belohnt.
Das Licht hat dann schon super gepasst, aber irgendwie hat uns noch etwas gefehlt. Das Auge schaut an der Straße entlang und bleibt nirgends hängen. Doch dann hatten wir Glück! Die Fahrradfahrer waren der Blickfang, der uns noch gefehlt hatte.
3. Mach‘ es anders als die anderen
Geh vor deinem Motiv in die Knie
Aus Faulheit oder Unwissenheit entsteht der Großteil aller Fotos aus Augenhöhe. Du willst aber nicht das aufnehmen, was alle aufnehmen, oder? Dein Foto soll sich ja abheben, also sei sportlich ;-) Schau mal, wie dein Motiv z.B. von einem ganz tiefen Standpunkt knapp über dem Boden ausschaut.
Du hast auf deiner Kamera ein Display, das man ausklappen kann? Perfekt, dann nütze diesen Vorteil! Halte deine Kamera ganz knapp über den Boden, um dein Motiv aus der Froschperspektive – von unten nach oben – aufzunehmen. Diese niedrige Perspektive ist auch perfekt, um mehr Pep in deine Wasseraufnahmen zu bringen. Probiere es mal aus. Auf diese Weise wirkt das Wasser viel dreidimensionaler und interessanter als von weiter oben.
Schau auf dein Motiv herab
Alternativ kannst du auch probieren, das selbe Motiv aus der Vogelperspektive – von oben nach unten aufzunehmen. Vielleicht kannst du auch irgendwo raufsteigen, um einen erhöhten Standpunkt zu haben, z. B. auf eine Brücke oder zu einem Aussichtspunkt.
Variiere und vergleiche
Überlege dir, was dein Hauptmotiv sein soll und wie du es in Szene setzen willst. Dann mache ein erstes Foto. Probiere verschiedenste Standpunkte aus und wechlse auch mal das Bildformat. Hier erfährst du, wie du weißt, ob du besser Querformat oder Hochformat wählst.
Beim unteren Bild in Budweis hat mir die Dynamik der Brückenlinien gefallen. Markus habe ich ungefähr auf einen Kreuzungspunkt nach der Drittelregel platziert.
Das Foto zeigt eindeutig, dass die Linie der Brücke links zu dominant ist und Markus im Verhältnis zu klein. Die Linie gefällt mir aber und ich will sie nutzen. Also schwenke ich auf Hochformat um und lasse alles Unnötige weg. Markus platziere ich wieder auf einem Kreuzungspunkt nach der Drittelregel. Wichtig ist bei Personen und Tieren auch, am Foto Platz in die Blickrichtung zu lassen!
4. Spiele mit deinem Motiv
Die beste Aufnahme ist meistens nicht gleich die Allererste. Such‘ dir einen Standpunkt, von wo aus du aufnehmen willst und mach‘ mal ein Foto. Schau‘ es dir genau an und überlege, was dir daran schon gefällt und was nicht. Jetzt kommt das Verfeinern: Was könntest du besser machen? Hebt sich dein Motiv gut ab? Hast du viel Himmel ohne Wolken drauf, der eigentlich uninteressant ist? Könntest du noch etwas weglassen?
Gerade bei sehr hohen oder tiefen Standpunkten passiert es schnell, dass man auf die schiefe Bahn gerät. Du kannst den Horizont zwar nachher in der Bildbearbeitung gerade stellen, aber da mußt du das Foto beschneiden und wirfst unnötig Pixel weg. Das bedeutet auch einen Qualitätsverlust!
Entscheide, was du verändern willst und mach‘ nochmal eine Aufnahme. Analysiere das Bild wieder. Ist die Verbesserung sichtbar? Stört dich noch etwas?
Die störende Straße ist weg. Die gelben Blüten sind ein schöner Farbpunkt, aber dezent. Die Kirche kommt als Hauptmotiv gut zur Geltung.
5. Bleibe länger bei einem Motiv
Am Schnellsten verbesserst du deinen Bildaufbau, wenn du dich länger einem Motiv widmest und die einzelnen Aufnahmen verbesserst. Probiere unterschiedliche Blickwinkel und Formate vom selben Motiv aus und du wirst sehen, wie du in kurzer Zeit bessere Fotos machst! Lerne von den Fotos anderer und laß dich inspirieren.
Nachdem du die Tipps gelesen hast ist das Wichtigste, jetzt in die Umsetzung zu kommen. Auch wenn du kein Technikfan bist, im Automatikmodus oder mit dem Smartphone fotografierst, kannst du mit bewusster Bildkomposition deine Aufnahmen viel interessanter machen. Wenn du dafür einfache Tipps und Ideen suchst um gleich loszustarten, dann eignen sich meine „Slow & Simple Fotografie“ E-Books für Winter, Wald, Wasser und Blumen & Blüten für dich. In jedem erwarten dich 40 Fotoinspirationen, die du mit jeder Kamera aufnehmen kannst.
Weitere Buchtipps für Bildkomposition
Fotografie von Long-Nong Huang
Eines meiner absoluten Lieblingsbücher! Der in Deutschland lebende Fotograf versteht es die wichtigsten Punkte mit wunderschönen Bildern einfach und kompakt zu erklären: Von den technischen Grundlagen, Wetter und Tageszeit, Farbtheorie, das Verstehen und Nutzen von Licht, Bildgestaltung und Locationsuche bis zur Bildbearbeitung. Mit den Tipps des Autors können sowohl AnfängerInnen, als auch Fortgeschrittene ihre Bildgestaltung stark verbessern und außergewöhnliche Aufnahmen machen.
Unser Fazit: Wenn du dir als EinsteigerIn ein Buch gönnst, um die gestalterischen Grundlagen zu lernen, dann nimm dieses! Fantastische Fotos mit kurzen, leicht verständlichen Erklärungen.
Scott Kelbys Bildgestaltung – So gelingen Ihnen packende Fotos auch jenseits der Drittelregel
Der bekannte amerikanische Autor Scott Kelby verrät hier in 11 Kapiteln, wie du deine Motive in Zukunft kreativer in Szene setzen kannst. Dabei geht er, unter anderem, auf das Wechseln der Perspektive, dem Arbeiten mit Schärfe, das Erzeugen von Tiefenwirkung, die Vereinfachung des Bildaufbaus, die Gestaltung von Porträts, das Beurteilen der eigenen Bilder und die klassischen Gestaltungsregeln ein.
Bei jedem einzelnen Tipp wird nur ein einziges Bild gezeigt. Durch den wenigen Text pro Seite und oft auch viel leeren Raum rund um die Fotos wirkt das Buch sehr hochwertig, mehr wie ein Bildband, als ein Praxisbuch. Die Fotos stammen vorwiegend aus den Genres Architektur, Porträt und Reise.
Den Abschluss bilden im 12. Kapitel die Aufnahmedaten aller Bilder. Persönlich hätte ich sie mir direkt beim jeweiligen Fototipp gewünscht, um nicht hin und her blättern zu müssen. Da die Texte im Blocksatz ohne Fettungen oder Absätze geschrieben sind, muss man immer den kompletten Text lesen und kann die Essenz nicht auf die Schnelle herauslesen.
Toll finden wir, dass das Buch hochwertig mit mineralölfreien Farben auf umweltfreundlichem FSC-Papier in Deutschland gedruckt wurde. Der Umwelt zuliebe wurde auf die Einschweißfolie verzichtet. Das Buch ist mit festem Einband und praktischem Lesebändchen, als auch als E-Book erhältlich.
Unser Fazit: Ein spannendes Buch, aus dem sowohl Einsteiger, als auch Fortgeschrittene viel für die Bildgestaltung mitnehmen können. Ein Bildband zum in Ruhe durchlesen und durchdenken. Zum Nachschlagen für schnelle Tipps eignen sich andere Bücher besser.
4 Kommentare
Liebe Karin,
Vielen Dank für diese tollen Tipps!
V.a. der Bildervergleich und deine Erläuterungen dazu sind sehr hilfreich, um sofort die Unterschiede zu sehen.
Liebe Grüße
Alexandra
Liebe Alexandra,
herzlichen Dank für dein Feedback! Dann werd‘ ich in Zukunft noch öfter mit Bildvergleichen arbeiten ;-)
Lg, Karin
Danke für die wirklich hilfreichen Tipps, liebe Karin :)! Ich bin nämlich nicht sehr gut darin, Bilder mit dem gewissen emotionalen Feeling zu machen und habe mich damit getröstet, dass meine Bilder ja zumindest informativ sind ?.. Ich werde deine Tipps beherzigen und bei der nächsten Gelegenheit ausprobieren!
Ganz liebe Grüße aus Vancouver, Shia
Hallo liebe Shia, wie schön von dir zu hören!!! :-) Freut mich sehr, dass dir die Tipps gefallen! Übrigens, ich liebe deine wunderschön arrangierten Fotos von euren Wocheneinkäufen <3
Ich wünsch' dir viel Spaß beim Umsetzen der Tipps und meld' dich ruhig, wenn du Feedback zu deinen Fotos haben magst, würde mir echt Spaß machen!
Alles Liebe aus dem verregneten Niederösterreich,
Karin