Wir hatten auf einer Skandinavienreise 2018 schon das Glück 3x Nordlichter sehen zu dürfen. Seitdem träumen wir davon, sie noch einmal erleben zu können, diesmal im Winter. Natürlich haben wir damals auch Fotos von den Polarlichtern gemacht, sind damit aber noch nicht ganz zufrieden.
Träumst auch du davon einmal die Polarlichter sehen und wunderschöne Erinnerungsfotos davon einfangen zu können? Dann findest du in diesem Interview mit Gabi Reichert von den 5reicherts viele wertvolle Tipps!
Karin: Willst du dich kurz vorstellen und erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass du und dein Mann Gunter Nordlicht Fotoprofis seid?
Unsere norwegischen Freunde erzählten aber immer, wie schön doch der Winter auf den Inseln sei. Das sollten wir uns einmal anschauen.
So kam es, dass ich allein im November 2005 nach Norwegen reiste, um Nordlichter zu fotografieren und um Orcas im Tysfjord zu beobachten. Beides klappte auf Anhieb. Ich war so begeistert, dass ich nächtelang draußen blieb und danach meiner Familie monatelang immer wieder vom Nordlicht und dem nordischen Winter vorschwärmte. Insgesamt war ich dreimal in Nord-Norwegen bis wir im Jahr 2010/11 sogar einen ganzen Winter mit der Familie in Skandinavien verbrachten. Wir hatten das Glück, sehr früh Nordlichtfotografie zu betreiben. Damals gab es nur wenige Fotografen, die Nordlichtfotos zeigten. Heute ist Nordlicht nichts wirklich Außergewöhnliches mehr.
Die schönsten Plätze für Nordlichtfotografie
Karin: Ihr habt die Polarlichter bereits sehr oft an ganz unterschiedlichen Orten erleben und fotografieren dürfen. Welche würdet ihr für die Polarlichtfotografie am meisten empfehlen?
Die Lofoten sind zum Hotspot für die Nordlichtfotografie geworden. Da scheint es teilweise an den beliebtesten Fotospots, wie der Brücke bei Reine, schon ziemlich eng zu werden. Wir mögen die eher unterschätzten Vesterålen. Deswegen würde ich diese als Reiseziel priorisieren.
Das winterliche Schwedisch-Lappland ist mit Norwegen nicht vergleichbar. Dort ist es wesentlich kälter, das Inlandsklima ist trockener (weniger Bewölkung), und es liegt mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Schnee.
Beides sehr empfehlenswert. Da ist es Geschmacksache, ob man eher wilde Küstengegenden oder Schneelandschaften mag.
Die beste Zeit für Nordlichtfotografie
Meine Lieblingsmonate sind der März und der September.
Im März liegt auf den Vesterålen und Lofoten meist noch Schnee, aber die Tage werden schon länger und das Wetter ist etwas beständiger. Regenwetter in der Dunkelheit im Oktober und November kann sehr trist sein. Der beste Monat für Nordlicht-Anfänger ist der September. Da ist es noch relativ warm. Du musst also nicht zusätzlich zum Fotografieren in der Dunkelheit auch noch mit Handschuhen und dicker Winterbekleidung kämpfen. Die Landschaft im Norden ist schon im Herbstkleid und auch ohne Nordlichter fotogen. Um also beide Fragen auf einmal zu beantworten: Ich liebe den September auf den Vesterålen!
Tipps zur Kameraausrüstung für Nordlichtfotografie
Karin: Welche Fotoausrüstung empfehlt ihr für die Polarlichtfotografie?
Gabi Reichert: Die Kameratechnik wird immer leistungsfähiger und liefert auch bei sehr hohen ISO-Werten gute Ergebnisse. Wenn es mir anfangs möglich war mit der APS-C Kamera Canon 20 D und dem 17-40 mm f/4 gute Fotos zu machen, sollte es heute mit jeder aktuellen Kamera mit Sensorgröße ab 1-Zoll möglich sein, erfolgreich das Polarlicht zu fotografieren.
Ich habe sogar schon Smartphone Fotos vom Nordlicht gesehen. Die eignen sich wahrscheinlich nicht für großformatige Drucke, sind aber für Social Media o.k. Um bei Canon zu bleiben, ich würde die aktuelle EOS R6 oder R6 Mark II empfehlen. Dazu ein lichtstarkes Weitwinkel Objektiv im Bereich von 18 bis 21 mm.
Ein gutes, stabiles Stativ ist natürlich essentiell. Es ist nicht unbedingt nötig, für eine Nordlichtreise spezielles Equipment zu kaufen.
Warum jetzt eine besonders gute Zeit für Nordlichtfotografie ist
Karin: Die Chancen auf Polarlichtsichtungen hängen ja auch von der Sonnenaktivität ab. Die nächsten Jahre ist dafür eine besonders gute Zeit, richtig?
Buchtipp für die Nordlichtfotografie
Zum Schluß haben wir noch ein paar eigene Tipps für die Nordlichtfotografie.
Die perfekte Kombi: Ruska und Nordlichtfotografie
Wir haben die Nordlichter im September während des lappländischen „Indian Summer“, der sogenannten Ruska gesehen. Die Kombination aus der wunderschön bunt gefärbten Landschaft und den Polarlichtern bei Nacht ist wirklich magisch. Wie Gabi schon erwähnt hat, ist es noch dazu nicht so kalt. Unsere Reisetipps zur Ruska – Indian Summer in Lappland findest du hier.
Tipps von den Fotonomaden zur Nordlichtfotografie
In unserem Artikel Nordlichter auf den Lofoten – die Top Spots findest du die schönsten Plätze auf dieser beeindruckenden Inselgruppe. Tolle Plätze in Schweden, Finnland und anderen Orten in Norwegen haben wir in dem Beitrag Nordlichter sehen – die besten Plätze & Zeiten zusammengestellt.
Wie du deine Kamera einstellst und weitere Tipps für das Fotografieren von Polarlichtern findest du in unserem dritten Beitrag zu den Polarlichtern. Wobei ich an dieser Stelle dazu sagen möchte, dass wir zwar passable Bilder aufgenommen haben. Mit der Expertise von Gabi können wir allerdings nicht mithalten. Deswegen würde ich dir unbedingt empfehlen, ihr E-Book, dein Weg zum Nordlicht, zu kaufen. Denn je besser du vorbereitet bist, desto mehr kannst du das Erlebnis genießen und wunderschöne Bilder aufnehmen.
Fotohandschuhe für sehr kalte Temperaturen
Zuletzt noch ein Bekleidungstipp. Bei kalten Temperaturen schwören wir seit Jahren auf spezielle Fotohandschuhe. Denn mit eiskalten, klammen Fingern kann man die Kamera nicht bedienen. Je nach Temperatur machen unterschiedliche Arten Sinn. In unserem Fotohandschuhe Wintertest stellen wir dir verschiedene Modelle vor. Für Leute wie mich, die tendenziell sehr schnell kalte Hände bekommen, sind bei richtig kalten Temperaturen vor allem auch die Wärmekissen, die man in die Handschuhe einlegen kann, perfekt. Falls es sehr kalt ist, nütze ich zusätzlich diese Heat Pads auf den Füßen oder auch im Kreuz.
Ein Kommentar
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