Willst du gerne mal supersüße, gepunktete Damwild-Kitze und imposante Hirsche fotografieren? Wir haben die Fotos für diesen Beitrag in den Niederlanden aufgenommen und geben dir auch Tipps zu drei Fotolocations dort. Die Fototipps kannst du aber natürlich genauso bei dir in der Heimat umsetzen. Wenn du zur richtigen Jahreszeit unterwegs bist, erlebst du sogar die beeindruckende Hirschbrunft. Wir sagen dir,
- wann die Hirschbrunft stattfindet
- in welchen Parks du welche Hirsche fotografieren kannst
- die Vor- und Nachteile der verschiedenen Fotolocations
- welche Fotoausrüstung du brauchst
- wie du die Kamera einstellen mußt und
- worauf du beim Komponieren der Fotos achten kannst.
Die beste Jahreszeit, um Hirsche zu fotografieren
Hirsche und Rehe kannst du das ganze Jahr über fotografieren. Im Winter werden sie an vielen Orten gefüttert und du kannst sie relativ leicht sehen. In Österreich kannst du z.B. im Nationalpark Kalkalpen bei der Fütterung des Rotwilds dabei sein.
Wenn du süße Rehkitze sehen und fotografieren willst, dann ist Ende Sommer/Anfang Herbst eine gute Zeit. Wir waren Ende September/Anfang Oktober in den Niederlanden und konnten viele Damwildkitze sehen, die allerdings schon ein bißchen größer waren.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist allerdings die Zeit der Hirschbrunft. In den Niederlanden kannst du sowohl die Brunftzeit der Rothirsche, als auch die der Damhirsche beobachten. Ganz exakt läßt sich der Zeitpunkt der Brunft nicht vorhersagen. In den Niederlanden findet die Rothirschbrunft ungefähr Mitte bis Ende September statt. Die Paarungszeit der kleineren Damhirsche ist etwas später und erreicht ihren Höhepunkt normalerweise Mitte Oktober.
Wenn du sowohl Rehkitze, als auch die Paarung und das Röhren der Hirsche erleben willst, dann ist die Zeit zwischen Mitte September bis Mitte Oktober am besten.
Drei Parks für Hirschfotografie in der Nähe von Amsterdam
Wir waren an drei verschiedenen Orten, die alle nicht weiter als 45 Minuten von Amsterdam entfernt liegen. So kannst du einen Städtetrip perfekt mit einem Naturerlebnis verbinden. Während in den Parks jede Menge Niederländer unterwegs sind, trifft man noch ziemlich wenige Ausländer.
Auch die Informationen mancher Parks sind ausschließlich auf Niederländisch verfügbar. Selbst in den Infozentren konnten die Mitarbeiter teils weder Englisch noch Deutsch. Meistens war die Verständigung vor Ort aber kein Problem. Die niederländischen Webseiten haben wir uns einfach automatisch im Internet übersetzen lassen und konnten so die wichtigsten Informationen herauslesen.
Veluwezoom Nationalpark
Ende August blüht im Veluwezoom Nationalpark die Heide und auch im September hat man normalerweise noch schöne lila Farbtupfen zum Fotografieren. Dieses Jahr war es allerdings zu heiß und trocken. Als wir Ende September dort waren, war alles nur noch braun, auch in den anderen Parks.
- Der Park liegt rund 40 Minuten von Amsterdam entfernt.
- Der Eintritt ist kostenlos.
- Hier kannst du Rothirsche, Islandpferde und Highland-Rinder sehen.
- Hol dir vom Besucherzentrum einen Plan, auf dem die Beobachtungspunkte eingezeichnet sind.
- Dieser 8,5 km lange Wanderweg wird speziell zur Brunftzeit empfohlen
- Einen Ausschnitt der Karte des Veluwezoom Parks findest du hier.
Tipps für den Beobachtungspunkt Elsberg:
- Anfahrt: Gib beim Navigationssystem als Adresse „Schaapsallee“ ein und fahre bis zum Ende der Straße. Dann kommt ein Schild, dass die Zufahrt nur von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang erlaubt ist. Dort fährst du nochmal bis zum Ende des Weges und kannst kostenlos parken. Dann sind es noch ca. 10 Minuten zu Fuß zum Beobachtungsversteck.
- Zur Brunftzeit ist bei Elsberg viel los. Am besten bist du gleich nach Sonnenaufgang dort, damit du dir einen Platz in der ersten Reihe sichern kannst.
Weitere Beobachtungsplätze:
- Die Hirsche halten sich vor allem in den Heidegebieten auf, die am Parkplan rosa markiert sind.
- Probiere dein Glück auf dem Weg, der im Südwesten am Herikhuizerveld verläuft.
- Auch auf dem Tunnekesweg im Heidegebiet von Rheder-en-Worth-Rhederheide kannst du Ausschau halten.
- Bei den zwei oben genannten Plätzen sind weniger Leute unterwegs und du hast genauso gute Chancen Hirsche zu sehen, wie beim beliebteren Elsberg Platz.
Vorteile
- Leicht erreichbar
- Weniger Leute als im Hoge Veluwe Park
- Eintritt kostenlos
- Hier kannst du auch in der Morgendämmerung fotografieren, da der Park von Sonnenaufgang bis -untergang geöffnet ist.
Nachteile
- Der Beobachtungspunkt Elsberg ist schwierig zu finden. Plane beim ersten Mal mindestens 30 Minuten Pufferzeit ein.
- Für kleinere Leute (unter 1,70 m) ist es an manchen Stellen schwierig, über die Mauerbrüstung von Elsberg zu schauen.
- Wenn viel los ist, steht man in der zweiten oder dritten Reihe bei Elsberg und sieht nichts.
- Die Tiere sind oft sehr weit weg. Selbst mit unseren großen Teleobjektiven (bis 900 mm) hatten wir die Hirsche nur klein am Foto.
Hoge Veluwe Nationalpark
Der privat geführte Hoge Veluwe Nationalpark liegt gleich neben dem Veluwezoom Nationalpark. Hoge Veluwe ist einer der bekanntesten Orte in den Niederlanden, um die Hirschbrunft zu fotografieren. Das hat seine negativen Seiten (überlaufen), dafür hast du aber extrem gute Chancen, Rotwild zu sehen. Außerdem gibt es im Park noch Mufflons, Marder, Füchse, Rehe, Wildschweine und Vögel. Achtung: Zur Zeit der Hirschbrunft sind einige Gebiete gesperrt!
Wenn du am Campingplatz im Park übernachtest, brauchst du nur ein Tagesticket kaufen und kannst am nächsten Tag auch noch im Park bleiben. Am Vormittag kannst du dir das Kröller-Müller Museum im Park ansehen, das die zweitgrößte Van Gogh Sammlung der Welt besitzt. Beim Jagdschloß mit Teich kannst du spazieren gehen und Gänse und Enten fotografieren.
Tipps zur Beobachtung auf der Wildbaan:
- Auf dem Wildbaanweg gibt es zwei Wiesen im Abstand von 600 m, entlang derer man parken kann.
- Wenn du vom Kröller-Müller-Museum aus kommst, sind die Wiesen auf der linken Seite.
- Es gibt Leute, die ab 9 Uhr dort mit dem Auto parken, um den besten Platz zu bekommen. Wenn du in der ersten Reihe stehen willst, solltest du spätestens gegen 13-14 Uhr hier warten.
- Am Nachmittag zwischen 16-18 Uhr (das variiert) werden Äpfel von den Rangern ausgestreut. Die Hirsche tauchen fast unmittelbar danach auf, sobald der Ranger die Wiese verlässt.
- Bei der hinteren Wiese stehen etwas weniger Leute.
- Gegen 18 Uhr werden am Ende der Wildbaan auf der rechten Seite Äpfel ausgestreut. Hier sind die Tiere zwar weiter weg, aber du kannst wunderschöne Aufnahmen im Gegenlicht und goldenen Abendlicht machen.
Vorteile
- Die Webseite des Parks ist auf Englisch.
- Die Mitarbeiter sprechen meist gut Englisch oder Deutsch.
- Du hast praktisch eine Garantie, hier Hirsche und Rehe zu sehen.
- Die Tiere kommen recht nah zur Wildbaan, hier kannst du auch mit weniger Telebrennweite nette Fotos machen.
- Im Park stehen 1800 gratis Fahrräder und 40 km Radwege zur Verfügung.
- Der Eintritt in das Kröller-Müller Museum ist in der Parkgebühr inkludiert.
Nachteile
- Der Beobachtungspunkt Wildbaan ist extrem überlaufen. Bei uns waren geschätzte 200 (!) Fotografen vor Ort.
- Durch die vielen Leute fühlt es sich mehr wie in einem Safaripark an, als in einem Nationalpark.
- Untertags siehst du fast keine Tiere.
- Der Park öffnet erst um 9 Uhr Früh. Du kannst die Tiere also nicht beim schönen Licht des Sonnenaufgangs fotografieren.
- Der Park-Eintritt kostet pro Person rund 10 € und nochmal 7 €, wenn du mit dem Auto hineinfahren willst.
Amsterdamse Waterleidingduinen
Der Park der Amsterdamse Waterleidingduinen ist ebenfalls nur ungefähr 35 Minuten von der niederländischen Hauptstadt entfernt. Hier kannst du super Damwild beobachten. Auch der Strand mit Meeresvögeln lädt zum Fotografieren ein. Wenn du Glück hast, kannst du auch Füchse sehen. Der Eintritt kostet nur € 1,50 pro Person. Du kannst dein Ticket online kaufen oder bei einem Automaten beim Parkeingang.
Vorteile
- Du kannst den Park von Amsterdam aus leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.
- Günstiger Eintritt.
- Es ist praktisch sicher, dass du hier Damwild siehst.
- Durch den Park führen jede Menge Wanderwege.
- Gegen Mitte Oktober kannst du die Brunft der Damhirsche hier erleben.
Nachteile
- Fahrradfahren ist im Park nicht erlaubt.
- Die Füchse werden – verbotenerweise – von Besuchern gefüttert. Dadurch haben sie die Scheu vor Menschen abgelegt und verhalten sich unnatürlich, aber davon berichten wir ein anderes Mal ausführlicher. Das Damwild dagegen hält immer Respektabstand und wird von den Besuchern in Frieden gelassen.
Die optimale Fotoausrüstung, um Hirsche zu fotografieren
Wir fotografieren mit Teleobjektiven mit 600-900 mm Brennweite. So können wir teilweise auch schöne Nahaufnahmen machen. Das sind allerdings Objektive, die ziemlich teuer sind und die wir uns extra für die Tierfotografie zugelegt haben.
Besonders bei den Amsterdamse Waterleidingduinen kannst du auch Glück haben und die Rehe und Hirsche stehen relativ nahe am Wegesrand. Dann kannst du auch mit einem 200 mm Tele schon sehr schöne Fotos machen. Die Aufstellung unserer Fotoausrüstung im Detail findest du hier.
Um Tiere in Bewegung zu fotografieren ist es auch toll, wenn deine Kamera eine schnelle Serienbildfunktion hat. Ausführliche Tipps zur Tierfotografie und den besten Kameraeinstellungen kannst du hier nachlesen.
8 Tipps für schöne Hirsch- & Reh-Fotos
1. Warum dir ein Stativ hilft
- Da du bei der Tierfotografie oft lange warten mußt, ist ein Stativ praktisch. So brauchst du die Kamera nicht die ganze Zeit halten und verwackelst die Fotos weniger leicht. Wir befestigen unsere Kamera auf dem Kugelkopf unseres Stativs und schrauben aber nicht ganz fest zu. So können wir die Kamera auf dem Stativkopf noch leicht bewegen. Weitere Tipps zum Fotografieren mit Stativ gibt es in diesem Artikel.
- Wenn du mit Stativ und Spiegelreflexkamera fotografierst, schalte den Verwacklungsschutz am Objektiv aus (falls es einen hat). Der Bildstabilisator hat je nach Marke unterschiedliche Abkürzungen: VR zum Beispiel oder OIS. Achtung: Vergiß nicht, den Bildstabilisator wieder anzuschalten, wenn du die Kamera vom Stativ nimmst!
2. Fotografiere in der Dämmerung
- Die Tiere sind in der Morgen- und Abenddämmerung am aktivsten und dann ist auch das Licht am schönsten.
- Zur Dämmerungszeit ist es ziemlich dunkel. Deshalb brauchst du hohe ISO, besonders wenn du Tiere in Bewegung fotografieren willst. Je nach Lichtsituation zwischen 400-1600 ISO. Was ISO eigentlich bedeutet und wie du die ISO richtig einstellst, erfährst du hier.
3. Finde einen ruhigen Hintergrund
- Falls möglich positioniere dich so, dass du einen ruhigen Hintergrund hast, wenn du die Hirsche und Rehe fotografierst. So heben sich die Tiere besser ab. Ideal ist es, wenn auch die Farbe mit dem Fell der Tiere kontrastiert.
4. Laß genug Platz
- Wenn du Tiere in Bewegung fotografierst, ist es gut, wenn du rundherum etwas mehr Platz läßt. Sonst kann es passieren, dass du unabsichtlich einen Teil anschneidest, z.B. ein Stück vom Geweih.
- Wichtig ist auch dort Platz zu lassen, wo du nicht alles siehst. Wenn die Beine eines Rehs im Gras verdeckt sind, denkt sich der Kopf die Beine aber weiter. Falls du das Bild dort zu knapp aufnimmst, wirkt das irritierend.
5. So stellst du die Kamera für Hirsche in Bewegung ein
- Wenn du die Bewegung von einem laufenden Hirsch einfrieren willst, mußt du ganz kurz belichten. Falls du mit Automatik fotografierst, wähle dafür das Sportprogramm aus.
- Du fotografierst manuell? Dann stelle die Belichtung auf 1/500 s für den Start. Mache ein Foto und schaue, ob das Tier scharf ist. Wenn nicht, verkürze die Belichtungszeit z.B. auf 1/1000 s. Nutze die Autofokus-Einstellung „Continous“ anstelle von „Single“. Die Kamera versucht dann immer das Motiv scharf zu stellen, solang du den Auslöserknopf halb gedrückt hältst.
- Hat deine Kamera einen Serienbildmodus? Dann stelle ihn für diese Bilder ein. So machst du gleich mehrere Fotos hintereinander und hast viel bessere Chancen, einen richtig coolen Moment zu erwischen.
- Sei bereit: Stelle die Kamera schon richtig ein, bevor du den Park betrittst.
6. Wie du Hirsche im Regen fotografierst
- Für schlechtes Wetter sind wir immer mit Regenhosen und -jacken ausgerüstet.
- Nimm dir ein Kameraputztuch mit, um die Linse des Objektivs abzuwischen.
- Vergiß nicht, auch für die Kamera einen Regenschutz mitzunehmen. Es gibt zwar spezielle Kamera-Regenhüllen (hier kannst du unseren Hydrophobia Testbericht lesen), aber das ist nicht nötig. Du kannst deinen Fotoapparat auch gut mit einem Plastiksack schützen, in den du ein Loch für das Objektiv schneidest und den du mit einem Gummiband fixierst.
7. Verzichte auch auf Fotos
- Nicht jeder Blickwinkel eignet sich. Die beeindruckendsten Tierfotos entstehen meist dann, wenn du auf Augenhöhe bist oder sogar nach oben fotografierst. Wenn du auf das Tier hinunterschaust, wirkt selbst ein Hirsch nicht imposant.
- Mach lieber mal kein Bild, wenn die Hirsche zu weit weg zum Fotografieren sind. Wenn du zu wenig Brennweite hast, dann wirst du dich nachher sowieso nicht über das Ergebnis freuen.
- Lasse ruhig mal eine Fotogelegenheit aus, wenn der Hintergrund zu unruhig ist oder die Lichtsituation schlecht ist. Bleib dafür länger dran, wenn du eine gute Position gefunden hast und der Hirsch auch brav da bleibt ;-)
8. Wie du richtig scharfstellst
- Sowohl bei Tieren, als auch bei Fotos von Menschen stellt man normalerweise auf die Augen scharf.
- Wenn rund um den Kopf viele andere Sachen sind, kann es sein, dass die Kamera auf das falsche Objekt scharfstellt. Dann kannst du entweder das Fokusfeld etwas verschieben oder händisch scharf stellen.
- Damit du nachher nicht enttäuscht bist, empfehlen wir dir, die Schärfe der Fotos gleich vor Ort zu überprüfen. Zoome unbedingt am Bild bei den Augen hinein, um die Schärfe wirklich beurteilen zu können.
In diesem Paket hast du ein Video zum Thema Tiere in Bewegung fotografieren und ein Video Fotografieren auf Safari. Wichtig ist, dass du deine Kamera allerdings schon selbst einstellen kannst!
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst
- Der Hoge Veluwe Park bietet gute Möglichkeiten für die Hirschfotografie, ist zur Brunftzeit der Rothirsche aber total überlaufen. Im Veluwezoom sind weniger Besucher, aber es ist schwieriger die Tiere zu fotografieren.
- Bei den Amsterdamse Waterleidingduinen kannst du Damwild in Ruhe und auch recht nah fotografieren.
- Nimm dein Objektiv mit der längsten Brennweite und dein Stativ mit (wenn du eines hast).
- Stelle für Bewegungsfotos den Serienbildmodus und eine kurze Belichtungszeit (1/500 – 1/2000 s) ein oder den Sportmodus.
Willst du auch gerne Hirsche und Rehe fotografieren, dafür aber nicht extra in die Niederlande fahren? Kein Problem! Oft gibt es mehr vor der Haustür zu entdecken, als man glaubt. Die Hirschbrunft kannst du in Österreich z.B. auch im Nationalpark Kalkalpen oder im Nationalpark Gesäuse erleben.
Viel Freude und gut Licht für deine Hirschfotografie!