Jeder, der sich ein wenig mehr mit Tierfotografie beschäftigt weiß, dass es doch auf die Länge ankommt. Mit der Länge ist in diesem Zusammenhang die Brennweite gemeint. Da die meisten Tiere doch eher scheue Wesen sind, hat man selten die Möglichkeit sehr nahe an sie heran zu kommen. Ausgenommen sind solche Tiere, die sich auf touristisch beliebten Plätzen aufhalten und dort nach Futter Ausschau halten. (Dieser Beitrag enthält Werbung)
Um Wildtiere nicht nur als kleinen Punkt auf dem Foto darstellen zu können, braucht man also normalerweise jede Menge Brennweite. Was sich meistens exponentiell zur Höhe der Brennweite mit ändert ist der Preis des jeweiligen Objektivs. Hat man z.B. den Wunsch ein gutes 400 oder sogar 500mm Objektiv zu kaufen, muss man mit Preisen über 2.000 EUR rechnen. Eine solche Investition überlegt man sich dann doch mindestens 2x.
Speziell als Besitzer einer Kleinbildkamera, wie z.B. der Nikon D90 hat man aber den Vorteil des Crop-Faktors. Durch den kleineren Bildsensor in diesen Kleinbildkameras wird die jeweilig verwendete Brennweite vereineinhalbfacht (x 1,5). Hat man also auf dem Objektiv eine Brennweite von 300mm eingestellt, entspricht dies in Wirklichkeit 450mm. Als Besitzer eine Vollformatkamera, wie z.B. der Nikon D600 oder D800 hat man diesen Vorteil nicht. Durch den Vollformat-Bildsensor entsprechen 300mm auch wirklich 300mm.
Das Nikkor 70-300mm* mit einer Lichtstärke von 4,5 – 5,6 bietet hier eine preisgünstige Alternative zu teureren lichtstärkeren Objektiven. 4,5 – 5,6 bedeutet, dass die kleinste Blende bei 70mm 4,5 und bei 300mm 5,6 sein kann. Eine Faustregel besagt, dass man oft mit 2 Blendenstufen über der Minimumblende schärfere Fotos erzielt. Dies würde bedeuten, dass man beim Nikkor 70 – 300mm ab Blende 8 bzw. 11 hochwertigere Fotos erzielen kann.
Jeder der gezielt mit einer hohen Blendenzahl fotografiert weiß, dass man dann eine längere Verschlusszeit wählen muss, um das Foto richtig zu belichten. Das Ganze spielt bei guten Lichtverhältnissen nur eine sehr kleine Rolle, wird aber bei Tieren oder Personen, die im Schatten stehen, zum „Problem“.
Will man diese Objekte trotzdem gekonnt ablichten, hat man folgende Lösungsansätze:
• Größere Blende (= kleine Blendenzahl, z.B.: 4,5 oder 5,6) wählen
• ISO Empfindlichkeit der Kamera erhöhen -> Gefahr des Bildrauschens erhöht sich dadurch
• Längere Belichtungszeit wählen -> geht häufig nur, wenn sich das Objekt nicht bewegt bzw. sollte dann auch ein Stativ verwendet werden, um das Bild nicht zu verwackeln.
Wie die meisten wohl auch schon wissen hat das Nikkor 70-300mm* einen Bildstabilisator, der gute Dienste leistet. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist der Autofokus, der im ersten Moment etwas lahm wirkt. Er ist nicht ganz so schnell wie beim Nikkor 18-105mm, aber leistet trotzdem einen guten Dienst.
Mit einem Gewicht von rund 745g und einer Länge von knapp 15cm hat man schon ein ganz mächtiges „Rohr“ an seiner Kamera. Im Vergleich zu den lichtstärkeren und teureren Objektiven fährt man aber trotzdem noch auf einer ressourcenschonenderen Schiene.
Wir haben diese Linse selbst erst einige Monate in unserem Objektiv-Repertoire und haben sie uns extra für die letzte Kanadareise angeschafft. Besichtigt man einige der kanadischen Nationalparks hat man eine gute Chance Wildtiere zu sehen. Es ist in den Parks gesetzlich verboten, sich den Wildtieren zu nähern. Deshalb braucht man eine größere Brennweite, um diese Distanz zu verringern.
Bei dieser Reise haben wir auch sehr viel über das Nikkor 70-300mm* gelernt. Durch die Wahl einer großen Blende (= kleine Blendenzahl, z.B.: 4,5, 5,6, 7,1) und die Distanz zu den Tieren bekommt man einen sehr schön aufgelösten Hintergrund. Hier ein Beispielfoto dafür:
ISO 250, Blende 7,1, Belichtungszeit: 1/640, Brennnweite 300mm, Kamera: D90
Das Foto wurde mit Blende 7,1 bei guten Lichtverhältnissen gemacht.
Wo es dann ein wenig haariger wurde sind Fotos, bei denen Tiere teilweise im Schatten waren. Hier ein Foto von einem Waschbären von Karin im Stanley Park in Vancouver aufgenommen:
ISO 500, Blende 6,3, Belichtungszeit: 1/30, Brennnweite 70mm, Kamera: D90
Das Foto wurde mit einer Blende von 6,3, ISO 500 und einer Belichtungszeit von 1/30 sek. gemacht. 1/30 ist bei Tieraufnahmen schon relativ kritisch, speziell, weil man dann auch Gefahr läuft, das Foto zu verwackeln. Je höher die ISO-Empfindlichkeit, desto größer auch die Gefahr des Bildrauschens. Betrachtet man das Foto in einfacher Vergrößerung sieht man, dass der Waschbär im Gesicht nicht 100%ig scharf ist. Dafür hätte Karin eine viel kürze Belichtungszeit wählen müssen. Diese Verkürzung der Belichtungszeit hätte sie hauptsächlich durch Erhöhung der ISO schaffen können, da sie mit der Blende 6,3 schon fast bei der Untergrenze des Möglichen war.
Wofür sich das Nikkor 70-300mm* natürlich auch super eignet sind Paparazzi Fotos ☺. Man kann Menschen in Momenten, in denen sie sich unbeobachtet fühlen, ablichten und so natürliche Fotos von ihnen bekommen. Sobald Personen wissen, dass sie fotografiert werden wird oft gelächelt oder irgendwelche blöden Grimassen geschnitten. Natürlich ist der bessere Weg, Menschen um ihr Einverständnis zu bitten bevor man sie fotografiert, aber in manchen Fällen muss man einfach ein Ausnahme machen um eine Situation gelungen einfangen zu können.
ISO 400, Blende 5,6, Belichtungszeit: 1/160, Brennnweite 300mm, Kamera: D90
Fazit:
Das Nikkor 70-300mm* ist eine wirklich preiswerte Alternative zu den hochpreisigen lichtstärkeren Objektiven. Bei guten Lichtverhältnissen liefert dieses Objektiv auch respektable Ergebnisse. Bei schlechteren Lichtverhältnissen, wie z.B. bei Tieren im Schatten muss man die ISO-Empfindlichkeit der Kamera doch deutlich anheben. Dies geht zu Lasten der Bildqualität.
Für all jene, die Tier- oder Personen-Aufnahmen am helllichten Tag bei Sonnenschein machen oder eine Fotosafari planen -> Go for it!
All die, die bei schlechteren Lichtverhältnissen fotografieren müssen, sollten sich eher um ein lichtstärkeres Objektiv umsehen. Solltest du einen Vollformat Body a la D600, D700 oder D800 haben, dann kannst du auch mit höheren ISO Werten fotografieren und hast somit auch eine preiswerte Alternative mit dem Nikkor 70-30mm.
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Für den Preis ein sehr tolles Objektiv, dass uns speziell bei unserer letzten Safari schöne Aufnahmen beschert hat. Mit einem 70-200mm f2.8 kann es natürlich nicht mithalten, kostet aber dafür viel weniger und liefert trotzdem ansprechende Qualität.
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Verarbeitung
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Qualität
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Preis/ Leistung