Träumst du von einer Provence Reise und möchtest einmal die wunderschönen Lavendelfelder und die fotogenen Steinhäuschen auf tollen Bildern einfangen? Dann findest du hier in unserem Interview mit dem Fotografen Walter Luttenberger jede Menge hilfreiche Tipps.

Karin: Hallo Walter! Wir freuen uns, dass du dir nach unseren Interviews zur Toskana und Irland wieder Zeit nimmst, um diesmal Tipps für eine gelungene Provence Reise zu verraten. Möchtest du dich kurz vorstellen?
Walter: Gerne! Walter Luttenberger, ich bin Fotograf. In den späten 80er Jahren habe ich angefangen eine Lehre zu machen im zweiten Bildungsweg und habe mich dann 93 im Ausland, in Deutschland, selbstständig gemacht als Fotograf. 1995 dann in Österreich. Meine Haupteinnahmequelle ist Hotel- und Architekturfotografie. Ich habe aber immer schon nebenbei für mich selbst fotografiert und da waren es auf Reisen Landschaften, Personen und klassische Reisefotografie. Aus dem ist dann entstanden, dass ich mein Wissen bezüglich Landschaftsfotografie auch weitergeben wollte. Seit ungefähr 2010, damals noch weniger, seit 2014 mit der eigenen Firma, mache ich auch Workshops für Landschaftsfotografie. Das ist die Fotoreiserei.
Die beste Reisezeit für die Provence
Karin: Wenn man an die Provence denkt, dann fallen einem zuerst mal die Lavendelfelder ein. Wie kann man seine Provence Reise zeitlich so planen, dass man die Lavendelblüte sicher erleben kann?
Walter: Es gibt einerseits die bekannten Lavendelfelder auf der Hochebene von Valensole und andererseits noch schöne, weitere Lavendelfelder auf noch höher gelegenen Feldern in den Bergen rund um Sault oder Banon.
Die Hochebene von Valensole liegt eigentlich nicht sehr hoch und deshalb beginnt die Lavendelblüte dort am Frühesten. Und zwar ab der 3. Juni-Woche. Da die Lavendelblüte rund 1 Monat anhält, bevor der Lavendel geerntet wird, muss man hier schon gegen Mitte/Ende Juli damit rechnen, keine vollständig blühenden Felder mehr anzutreffen.
Höher in den Bergen beginnt die Lavendelblüte fast um 3 Wochen später und hält auch dementsprechend bis ca. Mitte August an.
Die Übertourismus Problematik in der Provence
Karin: Ich habe gelesen, dass die Lavendelbauern zum Teil schon stark mit Overtourism kämpfen. Was sind deine persönlichen Erfahrungen? Kann man den Menschenmengen bei einer Provence Reise zur Lavendelblüte überhaupt noch entgehen? Denn man ist bei der Reisezeit in dem Fall ja festgelegt.
Walter: Das stimmt, man muß um die blühenden Lavendelfelder sehen und fotografieren zu können, genau in dieser relativ kurzen Zeitspanne in die Provence reisen. Dadurch ergibt sich, dass sich alles in diesen paar Wochen zusammenstaut.
Da einige Touristen und leider auch die Fotografen sehr rücksichtslos agieren bis sie Ihr angestrebtes Foto haben, ist es für die Lavendelbauern mittlerweile eine kleine bis mittelgroße Plage. Ich habe schon gesehen, wie einige Bauern, die „Fotomotive“ quasi zerstört haben, indem Sie störende Objekte in Ihre Felder gestellt haben. Auch Absperrungen habe ich gesehen, die dann einfach von der Masse umgangen werden.
Lavendelblüte Fototipps
Karin: Hast du Tipps zum Fotografieren der Lavendelfelder und wie man sich vor Ort richtig verhält?
Walter: Für mich sind große, einheitliche Lavendelfelder, die sich sozusagen bis zum Horizont erstrecken am Schönsten. Wenn dann noch ein einzelnes Objekt, wie ein Haus, ein Baum oder Ähnliches im Feld steht, hat man ein Motiv und eine Relation zur Größe der Felder. Quer gegen die Bahnen zu fotografieren hat sich als schlechte Lösung herausgestellt, da man keine Linien hat. Also sind Aufnahmen, in die man die Linien der einzelnen Bahnen einbaut, am Schönsten. Gewisse Motive (diejenigen, die man eh schon am öftesten auf Instagram gesehen hat) bedingen sehr oft, dass man in das Feld hineingehen muss. Das sollte, wenn unbedingt notwendig, sehr vorsichtig vonstatten gehen, da sonst der Lavendel, die Lebensgrundlage der Bauern, zerstört wird.
Die schönsten Sehenswürdigkeiten in der Provence
Karin: Welche Sehenswürdigkeiten, bzw. Fotospots erwarten einen auf einer Provence Reise sonst noch?
Walter: Die Provence ist insgesamt landschaftlich sehr schön und es gibt sehr viele schöne Städte, die man sehr gut fotografieren kann. Auch wenn sie, meiner Meinung nach, nicht mit der Toskana mithalten kann, ergeben sich auch hier schon beim aufmerksamen Durchfahren der Landschaft, sehr viele schöne Fotomotive. Die atemberaubende Gorges du Verdon, das schöne Sault, die Felsen von Roussillon oder das mittelalterliche Gordes mit der nahe gelegenen Abtei Notre Dame de Senanque sollten auf jeder Provence Reise besucht werden.
Empfohlene Kameraausrüstung für deine Provence Reise
Karin: Welche Kameraausrüstung würdest du für eine Provence Reise mit dem Schwerpunkt auf Fotografie empfehlen?
Walter: Das ist immer schwer zu sagen, denn es kann Einen viel erwarten in der Provence. Ich habe z. B. bei meinem ersten Besuch in der Provence in der Nähe von Banon die Milchstraße fotografieren können. Dafür sollte man ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv mithaben. Die Lavendelfelder selbst fotografiert man wahrscheinlich eher mit mittleren Brennweiten zwischen 35 und 100 mm. Am wenigsten würde ich wahrscheinlich ein sehr langes Teleobjektiv brauchen. Aber vieles davon ist auch persönlicher Stil und Geschmack. Deshalb ist es immer gut, wenn man so viel als möglich dabei hat. Das Stativ sollte zum ruhigen Komponieren der Aufnahmen auch nicht fehlen.
Digitale Karte mit den schönsten Provence Fotospots
Karin: Du hast für die Provence und einige andere Locations digitale Google MyMaps Karten mit Fotospots erstellt. Kannst du bitte kurz erklären, wie diese Karte funktioniert und welche Infos man dort findet?

Walter: Die Provence Reisekarte basiert auf Google Maps und enthält alle wichtigen Fotospots, sowohl auf der Hochebene von Valensole, als auch in der westlichen Provence bis nach Gordes. Man kann sich die Fotospots zu Hause in aller Ruhe ansehen und seine Auswahl treffen. Es wird genau beschrieben wann die beste Zeit für Aufnahmen ist, auf was Acht zu geben ist und man kann sich Beispielaufnahmen ansehen. Vor Ort wählt man einfach den nächsten Fotospot aus und navigiert mittels Google Maps direkt zum angegebenen Standort.
Tipps für Unterkünfte & Restaurants für deine Provence Reise
Karin: Neben dem Fotografieren ist es dir auch immer wichtig, sich Zeit zum Genießen zu nehmen und ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen. Hast du diesbezüglich Tipps für besondere Unterkünfte oder tolle Lokale?
Walter: Das ist in der Provence leider etwas schwierig. Bei den Workshops, die ich dort vor ein paar Jahren veranstaltet habe, hatten wir das Frühstück in der Unterkunft und zu Abend gab es meistens nur eine Jause. Die Lokale sperren nämlich meist sehr spät auf und im Juni und im Juli ist das so ungünstig, dass man zu Sonnenuntergang noch im Lokal sitzen würde. Andererseits ist es nach dem Fotografieren schon so spät, dass wir nicht auch noch in ein Restaurant gehen wollten. Dadurch habe ich in dieser Gegend nur Empfehlungen aus meinem Urlaub (fast ohne Fotografieren) und da waren wir in Banon. Das Restaurant Le Chapeau Rouge in Simiane-la-Rotonde z.B. oder das Le Lupin Blanc in Revest-des-Brousses kann ich empfehlen.
Tipps für die Mobilität vor Ort
Karin: Wenn man bei einer Provence Reise im Sommer bei schönem Licht (rund um Sonnenauf- und -untergang) fotografieren möchte, muss man sehr früh, bzw. ziemlich spät unterwegs sein. Ich nehme an, dass das nur mit dem eigenen Auto oder einem Mietauto möglich ist, oder?
Walter: Das ist sicherlich die beste Lösung. Wir hatten immer gleich ab dem Flughafen Marseille einen Mietbus. Man muss schon sehr früh raus, um im Juni und Juli rechtzeitig (spätestens 30-45 Minuten vor Sonnenaufgang) vor Ort zu sein. Deshalb ist es wichtig, nahe der Fotospots ein Hotel zu finden und flexibel zu sein.
Weitere Tipps zur Planung einer Provence Reise
Karin: Hast du sonst noch irgendwelche Tipps für unsere LeserInnen, die ihre Provence Reise selbst planen wollen?
Walter: Ich bitte alle Fotografen sich an allgemeine Regeln zu halten und keine verbotenen Zonen zu betreten, oder Drohnenverbotszonen zu ignorieren. Außerdem sollte man beim Überqueren der Bundesstraßen vorsichtig sein. Es wird dort teilweise sogar mit Warnschildern darauf hingewiesen. Die Lavendelfelder liegen teilweise an stark befahrenen Straßen mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h.
Frühmorgens sind eigentlich nur die Hardcore-Fotografen am Werk, ab 09.00 Uhr wird es dann überall ziemlich voll. Da wird es dann vielleicht eher Zeit, um unbekanntere Orte zu besuchen, denn die Provence hat so viele wunderschöne kleine Orte, wie z.B. Saint-Saturnin-les-Apt, Banon, Simiane-la-Rotonde oder eben Sault oder Gordes.
Karin: Vielen Dank für deine hilfreichen Tipps und die schönen Fotos, die du mitgebracht hast. Da bekommt man sofort Lust auf die Provence!
P.S: Weitere hilfreiche Infos findest du auf der Seite des Provence Tourismus.
Noch mehr Fotonomaden Tipps für Frankreich
Je nachdem wieviel Zeit du hast und wie du anreist, kannst du deine Provence Reise z. B. auch mit einem Städtetrip nach Paris verbinden. Wenn du lieber das französische Landleben genießen möchtest, dann können wir dir die Camargue oder die weniger bekannte Gegend der Ardèche und Cevennen empfehlen. Hier haben wir dir all unsere anderen Frankreichbeiträge verlinkt, sodaß du sofort mit deiner Reiseplanung los starten kannst.
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Fotogene Camargue – Wie dir tolle Bilder von Flamingos & Co. gelingen
Die Cevennen und Ardèche sind eine ideale Destination, wenn man es gerne ruhiger mag. Wenige Touristen, frische Kastanien, lokale Feste und jede Menge hübsche Steindörfer und großartige Landschaften.
Egal, für welche Destination du dich im Endeffekt entscheidest, wir wünschen dir schon bei der Planung viel Spaß und eine tolle Reise mit wunderschönen Erinnerungsfotos!