Laß dich in eine besonders fotogene Ecke Frankreichs entführen! Die Fotografin und Bretagne Expertin Gabi Reichert verrät uns im Interview viele hilfreiche Reisetipps und stellt ihren wunderschönen Fotospots in der Bretagne Führer vor.
Karin: Hallo Gabi! Ich freue mich, dass du dich nach unserem Interview mit Nordlicht Fotografietipps erneut bereit erklärt hast, unseren LeserInnen Expertentipps zu verraten. Diesmal für die französische Bretagne! Kannst du dich zuerst kurz vorstellen und erzählen, wie sich eure Leidenschaft für diesen Teil von Nordfrankreich ergeben hat?

Gabi Reichert: Das Meer mit seinen Felsformationen begeistert mich bereits seit sehr vielen Jahren. Wir planten unsere Reisen früher immer mit einer Landkarte. In welcher Region gibt es viel Küstenregionen und relativ wenige große Städte, aber viele kleine Dörfchen. Da kamen wir auf die Bretagne. Unsere erste Wohnmobiltour mit unserem eigenen Mobil führte uns in diese Region Frankreichs. Das war 2002. Wir sind weiterhin mit dem selben Mobil unterwegs. Ich schreibe diese Zeilen mit Blick auf die Wellen.
Für was ist die Bretagne berühmt?
Gabi Reichert:
- Für die abwechslungsreiche Küstenregion. In der Bretagne findest du wunderschöne Strände , Buchten und Steilküsten. Hervor zu heben sind hier die Cote de Granit Rose und die Strände an der Aber Küste, wo das Wasser karibisch türkis leuchtet. Ein wahrer Traum für Landschaftsfotografen.
- Der Küstenwanderweg GR34 zieht sich in circa 2000 km um die gesamte Küste.
- Außerdem findest du hier natürlich Hafenstädtchen und Badeorte, wie zum Beispiel Morlaix, Roscoff, Le Conquet, Vannes.
• Jeder kennt Asterix & Obelix – hier gibt es jede Menge Hinkelsteine, sogenannte Menhire und Dolmen. Wir müssen die Blütenpracht in der Bretagne im Frühling und Sommer erwähnen. So viele verschiedene blühende Pflanzen haben wir noch nie gesehen. Im Sommer sind die Hortensien besonders üppig.
• Im Frühling und Herbst kann das Meer sehr wild sein – ich liebe es, dann Wellen zu fotografieren.
• Die absolut fotogenen Leuchttürme darf ich nicht vergessen, das sind unsere persönlichen Favoriten und immer einen Besuch wert.
• Uns gefallen die Inseln der Bretagne ganz besonders. Jede der größeren Inseln ist eine eigene Reise wert. Tagestouren lohnen sich für einen ersten Eindruck, Fotografen sollten unbedingt länger bleiben. Wegen des fantastischen Lichts am Morgen und in den Abendstunden. Die größeren Inseln Belle Ile und Ouessant werden selbst nach mehreren Wochen nicht langweilig!
• Außerdem ist die Bretagne für gutes Essen und für wechselhaftes Wetter bekannt. Du siehst, es gibt sehr viel zu entdecken.
Karin: Das klingt wirklich sehr abwechslungsreich!
Wo ist es am schönsten in der Bretagne?
Gabi Reichert: Eigentlich überall! Wir haben den Nordwesten der Bretagne in unser Herz geschlossen. Die Region um die berühmte Straße der Leuchttürme. Hier gibt es die weltweit höchte Dichte an Leuchttürmen, weite Strände und es ist relativ ruhig.
Wann ist die beste Zeit für die Bretagne?
Gabi Reichert: Das kommt ganz drauf an, was man gerne hat. Wer es einsam und wild liebt, sollte im Herbst und Frühjahr kommen. Wir kannten die Bretagne jahrelang nur zu diesen Zeiten und lernten den Sommer erst recht spät kennen.
Der Sommer ist wärmer, die Landschaft blüht wie wild und es zeigen sich wieder ganz andere Fotomotive. Allerdings ist im Sommer touristisch viel mehr los. Der Winter war in den letzten Jahren sehr stürmisch und nass. Ich als Fotografin würde den gerne einmal erleben, kann ihn aber für Urlauber eher nicht empfehlen.
Wie ist das Klima in diesem Teil von Frankreich?
Gabi Reichert: Die Bretagne, die unterhalb der Normandie liegt, ist für wechselhaftes Wetter bekannt. Die Sommer werden in der Regel nicht sehr heiß, regnen kann es immer wieder mal. Die Temperaturen sind das ganze Jahr über moderat. Die Bretonen frotzeln gerne: Im Sommer 15°, im Winter 15°.
Eignet sich die Bretagne für eine Reise mit dem Camper?
Karin: Ihr seid ja – genau wie wir – mit dem Wohnmobil unterwegs. Habt ihr Tipps zum Reisen mit dem Van in der Bretagne?
Gabi Reichert: Die Bretagne eignet sich ideal für Wohnmobiltouren. Du findest überall Entleerungsstationen und Stell- und Campingplätze. Die Entfernungen innerhalb der Bretagne sind überschaubar und so viele wunderschöne Orte sind nahe zusammen. Wenn sich regnerisches Wetter im Norden hält, kannst du innerhalb ein oder zwei Stunden in den wärmeren Süden fahren. Wir listen im Blog für fotografisch Interessierte die schönsten Campingplätze in der Bretagne im Norden, Westen und Süden auf.
Welche Motive erwarten einen bei den Bretagne Fotospots?
Gabi Reichert: Wie oben schon ein wenig beschrieben. Die Küste ist unglaublich fotogen und farbenfroh. Strände wie die Plage des Amiets werden selbst von Anwohnern als der schönste Sandstrand der Welt betitelt.
An den felsigen Küsten und Steilküsten kannst du bei etwas Wellengang ganz wunderbar Langzeitbelichtungen machen. Leuchtturmfans kommen in der Bretagne voll auf ihre Kosten. Viele der Leuchttürme stehen landschaftlich einmalig. Selbst kleine Hafenleuchttürme bieten sich als Fotomotiv an.
Schiffsfriedhöfe zählen zu den schönsten Orten. Einfach traumhafte Plätze für die Landschaftsfotografie.
Ich liebe es, die Lebewesen in den Gezeitentümpeln zu fotografieren und nutze dazu eine kompakte Unterwasserkamera.
Außerdem fotografiere ich seit letztem Jahre auch Split-Fotos, halb über, halb unter Wasser. Dafür findest du in der Bretagne zahlreiche Motive, wie zum Beispiel die Leuchttürme oder Gezeitentümpel.
In den stürmischen Zeiten kannst du in einigen Häfen und Stränden außergewöhnlich hohe Wellen fotografieren.
Sind der eine oder andere Fotospot bereits überlaufen?
Gabi Reichert: In der Hauptsaison kann es auf der größten Halbinsel Frankreichs schon recht voll werden. Das ist etwa von Mitte Juli und der ganze August. Wir waren im August noch nicht in der Bretagne und können es für diese Zeit nicht sagen.
Die Zeiten der Fotografen liegen außerhalb der Zeiten für Touristen. Du kannst in der Regel morgens und abends in aller Ruhe fotografieren. Wir hatten noch nie das Problem, dass es zu voll gewesen wäre.
Was findet man im eurem Führer?
Karin: Ihr habt gerade einen super ausführlichen Fotospot Führer mit 350 Seiten (!) herausgebracht. Wie ist er aufgebaut und was findet man darin?
Wir gehen im Buch auf diese Fotothemen ein und erklären, wo und wie du sie findest. Also kreative Wellenfotografie, Makros am Strand und in den Gezeitentümpeln oder Häfen, Blütenpracht im Sommer, aber auch die sakralen Gebäude wie Kirche und Calvarien.
Welche Fotoausrüstung eignet sich für eine Bretagne Reise?
Gabi Reichert: Das kommt auf die Themen an, die du als Fotograf/in umsetzen willst. Für die meisten wird eine Spiegelreflex oder Systemkamera mit einem 24-105mm und ein 100-400mm ausreichen. Wir empfehlen unbedingt Pol- und ND Filter und natürlich ein Stativ mit zu nehmen.
Für Wellen reicht ein 100-400mm Tele voll aus.
Makroliebhaber nehmen noch ein Makroobjektiv mit. Für mich ist eine kleine, kompakte Unterwasserkamera wie die Olympus TG6 (jetzt gibt es die TG7) sehr empfehlenswert. Allerdings muss man sich in dieses Thema einarbeiten und es braucht ziemlich viel Zeit.
Welche Rundreise Routen empfiehlst du für die Bretagne?
Karin: Welche Bretagne Rundreise Routen würdest du empfehlen, wenn man entweder 10-14 Tage oder 3 Wochen Zeit hat?
Gabi Reichert: Ich würde empfehlen nicht jeden Tag zu fahren. Sondern sich für jede Woche eine Region vorzunehmen.
Da die Bretagne so divers daherkommt und jeder sowieso andere Vorlieben hat, ist es für mich schwierig, allgemeine Routenvorschläge zu geben. Wir werden aber daran arbeiten und in Kürze ausführliche Blogbeiträge dazu schreiben. Im Buch kann man sich alles anschauen und entscheiden, was man am liebsten hin will.
Weitere Bretagne Fotospots- & Reisetipps
Karin: Gibt es sonst noch etwas, was du unseren LeserInnen zur Planung ihrer Bretagne Fotoreise mitgeben möchtest?
Gabi Reichert: Plane keine schnelle Rundreise. Richte deine Reise so ein, dass du viel Zeit für fotografische Themen hast. Es lohnt sich die Fotolocations mehrmals zu besuchen. Bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, Mittags, bei Ebbe und bei Flut. Die Sonne geht im Sommer sehr spät unter, es wird also lange Tage geben.
Du wirst sowieso mehr als einmal in die Bretagne reisen. Genieße nach Möglichkeit lieber eine Region intensiver.
Karin: Herzlichen Dank für deine Zeit und die spannenden Tipps, Gabi!
Gabi Reichert: Vielen Dank für das interessante Interview.
Wir wünschen dir schon jetzt eine wunderschöne Zeit in Frankreich, gut Licht und tolles Wetter für die faszinierenden und vielfältigen Bretagne Fotospots!
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