Seit einigen Jahren kippen wir immer mehr in das Thema Tierfotografie. Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können ist ein Privileg. In der Natur haben die Tiere noch ihre Würde und man begegnet ihnen auf Augenhöhe. Dafür muß man aber nicht immer weit wegfahren. Auch bei uns in der Gegend gibt es viele Möglichkeiten. Neben den Nationalparks bieten sich auch Motive vor der eigenen Haustür an, wie ein nahe gelegener Teich oder Wald.
Um richtig gute Wildtier-Fotos zu machen, braucht es einiges an Spezialwissen. Deshalb haben wir uns Hilfe in Form des Buchs Wildlife Fotografie – Frei lebende Tiere in Deutschland und Europa fotografieren* von Christoph Franz Robiller geholt. Der Autor kann auf einen 20-jährigen Erfahrungsschatz in der Naturfotografie zurückgreifen und hat sich bei den Tieren auf Vögel, Lurche und Säugetiere spezialisiert. In seinem Buch deckt er die Bereiche Ausrüstung, die Umsetzung von Projekten und die Vorstellung konkreter Locations ab.
Nach eine kurzen Einleitung geht Robiller im Kapitel Kameratechnik und Ausrüstung geht Robiller zuerst auf die Vor- und Nachteile verschiedener Kameratypen (von Spiegelreflex, Bridge-Kamera bis zur System-Kameras) ein. Als nächstes stellt der Autor ein geeignetes Objektiv-Sortiment für die verschiedenen Motive inklusive Telekonvertern vor. Den Anschluß macht weiteres Zubehör wie unterschiedliche Stative und ihre Einsatzbereiche, Blitzgeräte, Fernauslöser, Fototaschen, Regen- und Lärmschutz und der legendäre Bohnensack.
Das dritte Kapitel ist den Methoden und Vorgehensweisen bei einem Wildlife-Fotoprojekt gewidmet. Zuerst erklärt der Autor verschiedene Möglichkeiten der Ansitz- oder Versteckfotografie. Die Bandbreite reicht hier vom einfachen Tarnzelt bis zur Bauanleitung für ein Schwimmversteck. Spätestens hier merkt man, dass für seriöse Wildtierfotografie einiges an Ausrüstung, Planung und Zeit notwendig ist.
Die Makro-Fotografie hat wieder ihre eigenen Herausforderungen. Robiller geht kurz auf das Thema Schärfentiefe durch Focus Stacking ein und zeigt anhand von Bildbeispielen den Einsatz von Reflektoren und Diffusoren.
Da sich der Autor der Kurzzeitfotografie (Highspeed-Fotografie) verschrieben hat, geht er auf dieses Thema besonders ausführlich und mit vielen Fotobeispielen vom Aufbau und den Motiven ein. Hier geht es darum, Tiere in der Bewegung einzufrieren. Auch diese Art der Fotografie ist Ausrüstungs- und zeitintensiv. Die Ergebnisse sind dafür wirklich beeindruckend: Hornissen, Vögel oder Fledermäuse im Flug, genauso wie verschiedene Mäusearten im Sprung! Für alle, die für Fotoprojekte nicht so viel Zeit haben, geht Robiller auch auf die Möglichkeit der Anmietung eines Ansitzes ein.
Das vierte Kapitel widmet sich den Besonderheiten bei der Säugetierfotografie und wurde von Klaus Borrmann verfasst. Zuallererst wird auf das deutsche Bundeswaldgesetz eingegangen und die Wichtigkeit der Absprache mit Reviereigentümern und Jägern hervorgehoben. Danach geht Borrmann ausführlich auf das Thema Tarn- und Schutzkleidung, inklusive Schuhen und dem Schutz vor Insekten ein, die für eine erfolgreiche Pirsch wichtig sind. Als Nächstes erläutert der Gastautor wie man sich erfolgreich anpirscht, selbst Pirschsteige anlegt, Kanzeln und Hochsitze nutzt und, welche Lockmittel man einsetzen kann. Grundlegend für den Erfolg ist auch die nachfolgende Info zur Biologie und Lebensweise der verschiedenen Säugetiergruppen.
In den Kapiteln 5-13 werden verschiedene Orte für in Europa für die Wildlife-Fotografie. Die Bandbreite der Tiere ist groß, die man an diesen Locations vor die Linse bekommen kann reicht von Adlern bis zu Amphibien:
- Deutschland: Kraniche, Adler, Otter, Unken, Feldhasen, Biber, Haubentaucher, Rotwild, Kröten…
- Finnland: Enten, Steinadler, Birkhähne, Kauze, Rentiere, Bären, Wölfe…
- Island: Odinshühnchen, Schneehühner, Papageitaucher, Baßtölpel, Polarfüchse, Robben…
- Spanien: Geier, Pyrenäenfrosch,Trappen, Bienenfresser, Wiedhopf, Störche….
- Sardinien: Eidechsen, Frösche, Höhlensalamander, Eulen, Fledermäuse, Flamingos, Wildpferde…
- Osteuropa: Stelzenläufer, Pelikane, Kröten, Möwen, Strandläufer, Schildkröten, Ziesel, Eidechse
Den Abschluss des Buchs bildet ein hilfreicher Index, wo man auch konkret nach spezifischen Arten suchen kann. Das Buch selbst wirkt mit seinem festen Einband, dem Lesebändchen und der Fadenbindung hochwertig. Gut finden wir, dass das Werk in Deutschland gedruckt wurde, einen Hinweis auf nachhaltiges Papier oder sonstige Umweltmaßnahmen konnten wir leider nicht finden.
Das Buch gibt es beim Buchhändler Deines Vertrauens oder direkt hier bei Amazon.*
Videokurs-Alternative zum Buch
Das Buch mit seinen 400 Seiten und jeder Menge Kameratechnik kann einen als Anfänger in der Tierfotografie schnell überfordern. Da ist es besser, wenn du dich mal kompakt auf die Grundlagen konzentrierst.
Dafür können wir dir die Masterclass Tiere fotografieren von Nicola Lederer empfehlen. In diesem Selbstlernkurs-Paket hast du ein Video zum Thema Tiere in Bewegung fotografieren und ein Video Fotografieren auf Safari. In der Masterclass erfährst du
- welche Fotoausrüstung für Tierfotografie empfehlenswert ist
- mit welchen Kameraeinstellungen sich Tiere am besten einfangen lassen
- wie du dich auf eine Safari vorbereitest und was für Bedingungen dich vor Ort erwarten
Wichtig ist für den Kurs, dass du deine Kamera schon selber einstellen kannst.
Auf knapp 400 Seiten hat der Autor hier eine sehr fundierte Einführung in das Thema Wildlife-Fotografie geliefert, die sowohl Theorie und Praxis abdeckt und gleich auch zahlreiche Orte für die Durchführung eigener Fotoprojekte vorstellt. Die vielen Fotos von umgesetzten Motiven und dem fotografischen Aufbau machen Lust darauf, selbst auf die Pirsch zu gehen.
Wir empfehlen das Buch für ambitionierte und fortgeschrittenere Hobbyfotografen und Profis, die Ihre Kameras bereits gut beherrschen. Diese können aus dem Buch sicher viele hilfreiche Tipps und Ideen mitnehmen.