Sobald Freunde und Bekannte wissen, dass man fotografieren kann, dauert es nicht lange, bevor erste Anfragen kommen: Könntest du nicht bei dem einen oder anderen Event fotografieren und schöne Porträtfotos von den einzelnen Teilnehmer manchen? Deshalb haben wir hier mal Porträtfotografie Tipps für Einsteiger gesammelt, die es dir erleichtern sollen, Menschen fotografisch in Szene zu setzen. Egal ob es sich um ein Familienfoto, ein Bewerbungsfoto oder ein künstlerisches Portrait handelt, mit ein paar einfachen Tipps können auch Anfänger tolle Ergebnisse erzielen.
Inhaltsverzeichnis
Toggle1. Das richtige Licht ist entscheidend
Licht ist das wichtigste Element in der Porträtfotografie. Das richtige Licht kann ein Portrait zum Strahlen bringen, während das falsche Licht die Aufnahme ruinieren kann.
Am besten ist weiches, diffuses Licht. Das kann man an einem bewölkten Tag draußen oder bei Sonnenschein durch ein Fenster erzielen. Hartes Licht, wie es bei direkter Sonneneinstrahlung entsteht, kann zu harten Schatten und unschönen Reflexionen führen.
Wenn es draußen sonnig ist, kann man das Licht durch einen Schirm oder eine Reflexionsplatte abschwächen. Eine andere Möglichkeit ist es, die Personen in den Schatten zu stellen. Auch das Fotografieren drinnen mit Blitzlicht ist eine Option, um das Licht zu kontrollieren. Einsteigern in die Porträtfotografie würden wir aber empfehlen mit natürlichem Licht zu arbeiten, weil das einfacher ist und keine zusätzlichen Investitionen in die Miete eines Studios oder in Blitz-Equipment bedeutet.
2. Achte auf die Komposition
Die Komposition ist ein wichtiger Bestandteil jedes Fotos. In der Porträtfotografie geht es darum, den Blick des Betrachters auf das Gesicht des Porträtierten zu lenken.
Eine einfache Möglichkeit dies zu erreichen ist die Verwendung der Drittelregel. Bei der Drittelregel teilt man das Bild in neun gleich große Teile. Das Hauptmotiv sollte sich dann auf einem der Schnittpunkte befinden.
Man kann auch mit anderen Kompositionselementen spielen, wie z. B. Symmetrie, Asymmetrie oder der Verwendung von Diagonalen.
Schaut der/die Porträtierte nicht direkt in die Kamera, sondern eher zur Seite, dann lasst ihm/ihr genug Platz in die Blickrichtung.
3. Wähle den richtigen Hintergrund
Der Hintergrund kann einen großen Einfluss auf die Wirkung eines Portraits haben. Ein schlichter Hintergrund lässt das Gesicht des Porträtierten besser zur Geltung kommen. Ein auffälliger Hintergrund kann hingegen eine interessante Atmosphäre schaffen, aber auch ablenken.
Wenn man einen natürlichen Hintergrund verwendet, sollte man darauf achten, dass er nicht zu unruhig ist. Man kann den Hintergrund auch mit einem Vorhang oder einem Tuch abschirmen, um ihn zu entschärfen. Je mehr Abstand zwischen Porträtiertem und Hintergrund ist und je offener die Blende ist, mit der du fotografierst, desto unschärfer wird der Hintergrund und der Blick bleibt am Porträtierten.
4. Setze deine Modelle in Szene
Ein gutes Portrait ist mehr als nur ein Schnappschuss. Es ist wichtig, dass man seine Modelle in Szene setzt und ihnen eine natürliche und ansprechende Haltung gibt.
Man kann der Person dabei helfen, indem man Anweisungen gibt, wie sie stehen oder sitzen sollen. Du kannst auch mit Licht und Schatten spielen, um das Gesicht des Porträtierten zu betonen.
Speziell am Anfang tut man sich mit Anweisungen schwer, speziell wenn man die Person, die man fotografieren soll vielleicht nicht so gut kennt. Deshalb ist es gut, wenn man einige Posen schon kennt und weiß, dass diese immer gut ausschauen. Dafür können wir folgendes Buch empfehlen, das dir – speziell am Anfang – helfen wird, gute Ergebnisse zu erzielen:
Buchtipp
Das Posing-Handuch ist im dpunkt Verlag erschienen.
Du findest darin Tipps für einfache und fortgeschrittene Posen, inklusive Erklärungen, was beim Posieren nicht gut ankommt. Egal, ob dein Model etwas fülliger oder schlank ist, damit bist du sehr gut vorbereitet. Die vielen Beispielfotos helfen, die schriftlichen Posing Erklärungen einfach zu verstehen. Auch ich schaue immer wieder gerne rein.
5. Experimentiere mit verschiedenen Brennweiten
Die Brennweite der Kamera hat einen großen Einfluss auf die Wirkung eines Portraits. Eine kurze Brennweite (Weitwinkel) lässt das Gesicht des Porträtierten größer und runder erscheinen. Eine lange Brennweite (Teleobjektiv) lässt das Gesicht schmaler und länger erscheinen.
Für Ganzkörperporträts ist eine kurze Brennweite von 50 mm ideal. Für Detailaufnahmen des Gesichts ist eine lange Brennweite ab 70 mm besser geeignet. Aber keine Angst, wenn du keine Objektive in diesem Brennweitenbereich hast, dann verwende einfach was du hast und investiere erst danach in andere, lichtstarke Brennweiten. Speziell Objektive mit Blende 1.4 oder 1.8 eigenen sich dafür den Hintergrund schön unscharf zu machen.
Sehr weitwinkelige Objektive, die oft in der Landschafts- oder Architekturfotografie zum Einsatz kommen, solltest du bei der Porträtfotografie eher meiden. Brennweiten von 10 – 24 mm führen hier meist zu Verzerrungen und die Proportionen des Modells passen dann nicht mehr. Das kann natürlich auch ein Stilmittel sein, aber wirkt eher ungewöhnlich.
6. Achte auf die Schärfe
Einer der wohl wichtigsten Porträtfotografietipps kommt jetzt. Du solltest darauf achten, dass die Augen des Porträtierten scharf sind. Hört sich leicht an, aber ist speziell, wenn du mit sehr geöffneter Blende fotografierst, nicht immer zu 100% garantiert.
Die Schärfe kannst du mit der Blende und der Belichtungszeit beeinflussen. Eine offene Blende (kleine Blendenzahl) führt zu einer geringen Schärfentiefe, bei der nur ein kleiner Bereich des Bildes scharf ist. Hier kann es sich je nach Linse und Abstand zu Motiv auch um nur wenige Millimeter handeln. Liegt der Fokus dann zum Beispiel auf der Nase, sind die Augen schon unscharf. Eine geschlossene Blende (große Blendenzahl) führt zu einer großen Schärfentiefe, bei der das gesamte Bild scharf ist. Speziell bei Gruppenporträts solltest du die Blende etwas schließen, damit die Personen in der zweiten oder dritten Reihe auch scharf sind.
Die Belichtungszeit sollte kurz genug sein, um Verwacklungen zu vermeiden. Mit 1/100 Sek. solltest du bei stillstehenden Personen gut bedient sein, wenn sich deine Porträtierten bewegen, dann solltest du die Verschlusszeit deutlich verkürzen.
7. Verwende den Weißabgleich
Der Weißabgleich sorgt dafür, dass die Farben in einem Foto richtig dargestellt werden. Bei Porträts ist es wichtig, dass der Weißabgleich korrekt ist, damit die Hautfarbe des Porträtierten natürlich aussieht.
Den Weißabgleich kann man manuell oder automatisch einstellen. In den meisten Situationen liefert der automatische Weißabgleich schon sehr gute Ergebnisse. Sollten deine Porträtfotos aber blau oder gelb wirken, dann kontrolliere, was du beim Weißabgleich eingestellt hast. Keine Angst, wenn du mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie Lightroom arbeitest und in RAW fotografierst, kannst du den Weißabgleich auch ganz entspannt jederzeit im Nachhinein ändern.
8. Bearbeite deine Fotos
Die Bildbearbeitung kann dazu beitragen, dass deine Portraits noch besser aussehen. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm kannst du die Belichtung, den Kontrast, die Farben und die Schärfe deiner Fotos anpassen.
Bei Porträts ist es wichtig, dass die Hautfarbe natürlich aussieht. Du kannst die Haut, z. B. in Lightroom Classic, sehr einfach retuschieren, um Unreinheiten und Hautunregelmäßigkeiten zu entfernen. Wichtig dabei: übertreibe es nicht, sondern versuche die natürliche Schönheit deiner Modells herauszuarbeiten.
9. Baue eine Beziehung zu deinen Modellen auf
Ein gutes Porträt ist mehr als nur ein schönes Bild. Es ist auch ein Ausdruck der Persönlichkeit des Porträtierten. Um ein solches Porträt zu schaffen, ist es wichtig, eine Beziehung zu deinem Modell aufzubauen.
Sprich mit deinem Model, erzähle ihm, was du mit dem Foto erreichen möchtest und achte darauf, dass es entspannt ist. Wenn sich dein Modell wohlfühlt, wird es sich auch natürlicher vor der Kamera bewegen und verhalten.
10. Übe, übe, übe
Wichtig ist, dass du übst und experimentierst. Je mehr du fotografierst, desto schneller wirst du Fortschritte bemerken. Laß deiner Kreativität bei der Portraitfotografie freien Lauf. Wie wäre es z. B. mit einem Shooting im Retro-Look oder an einer besonderen Location? Jetzt wünschen wir dir ganz viel Spaß beim Ausprobieren!