Du willst wissen, was dich bei einem Madeira Urlaub erwartet und wie du ihn am besten auf eigene Faust planst? Wir haben uns einen Insider geschnappt und ihn bezüglich der wichtigsten Reisetipps befragt. Der deutsche Fotograf Sven Herdt kennt die Blumeninsel wie seine Westentasche, denn er leitet Fotoreisen auf der portugiesischen Insel.
Eckdaten von Madeira
Madeira liegt westlich der Küste von Marokko und oberhalb der kanarischen Inseln im Atlantischen Ozean. Madeira ist die Hauptinsel der gleichnamigen Inselgruppe, zu der außerdem die bewohnte Insel Porto Santo und einige unbewohnte Inseln gehören. Im Sommer gibt es hier keine Zeitverschiebung zu den deutschsprachigen Ländern, im Winter ist es eine Stunde. Die Insel ist mit Direktflügen in 4-5 Stunden zu erreichen. Doch jetzt starten wir mal mit dem Interview.
Fotonomaden: Hallo Sven, vielen Dank, dass du dir für ein Interview mit Reisetipps für Madeira Zeit genommen hast!
Sven Herdt: Sehr gerne!
Die beste Reisezeit für einen Madeira Urlaub
Fotonomaden: Was würdest du sagen, was die beste Reisezeit für Madeira ist, wenn der Schwerpunkt auf Landschaftsfotografie liegt?
Sven Herdt: Die beste Reisezeit ist schwer zu nennen. Es kommt wohl darauf an, was man erleben möchte. Ich persönlich mag Ende März. Dann ist der Sonnenaufgang an vielen Stellen optimal und es blühen die ersten Blumen. Ebenfalls befinden wir uns dann noch nicht in der Hochsaison. Denn Madeira wird seit wenigen Jahren immer beliebter. Die Entwicklung der vergangenen 5 Jahre war extrem zu beobachten. Daher reisen auch viele Fotografen im November. Das ist auch total in der Nebensaison und man hat viele Wolken. Dies hat zur Folge, dass man im Wald Fanal auch häufiger Nebelstimmungen bekommt. Doch einige Fotolocations für Sonnenaufgänge sind dann nicht ideal gelegen. Im Sommer ist es natürlich am besten, wenn man auch Astrofotografie betreiben möchte. Man sieht schon, jede Jahreszeit hat seine eigenen Vorteile.
Das Klima auf Madeira
Fotonomaden: Welche Jahreszeit würdest du vom Klima her für einen Madeira Urlaub empfehlen?
Sven Herdt: Das Klima auf Madeira ist ähnlich wie auf den Kanaren. Es ist somit auch im Winter frühlingshaft um die 20 Grad und im August gehen die Temperaturen bis 26 Grad hoch. Da man jedoch auch immer wieder in höhere Lagen kommt, sollte man auch mit kühlen Temperaturen rechnen. Bei meiner letzten Reise im März hatten wir im Gebirge durchaus Tiefsttemperaturen um die 0 Grad während der Nacht. Die meisten Regentage gibt es von November bis März. Was aber nicht unbedingt schlecht ist aus fotografischer Sicht. Für Wasserfälle wünscht man sich Regen. Ebenso sind die Wolken für die Fotografie in den Wäldern sehr hilfreich.
Anreise und Mobilität vor Ort
Fotonomaden: Bei der Anreise bietet sich bei Madeira eigentlich nur das Fliegen an, oder?
Sven Herdt: Ja, da Madeira weit vor der europäischen Küste liegt, macht die Anreise mit dem Flugzeug vermutlich am meisten Sinn. Vor Ort sollte man sich unbedingt ein Mietauto besorgen. Hier rate ich zu einem kleinen Auto. So kommt man einfach durch die schmalen Strassen der Orte und findet leichter einen Parkplatz.
Anmerkung von Fotonomaden: Am Schnellsten sind natürlich Direktflüge in die Hauptstadt Funchal, die von verschiedenen Fluglinien aus Österreich, Deutschland und der Schweiz durchgeführt werden. Direktflüge sind auch für die Umwelt am besten. Denn bei Start und Landung entstehen die meisten Emissionen. Bei Wilderness International kannst du den CO2 Verbrauch für deine Reise berechnen und gleich kompensieren. Mit einem Euro kannst du damit etwas mehr als einen Quadratmeter Regenwald dauerhaft schützen. Weitere Tipps, wie du deine Flugreise umweltfreundlicher gestalten kannst, kannst du im verlinkten Beitrag nachlesen.
Tipps zur Wahl der Unterkünfte für deinen Madeira Urlaub
Fotonomaden: Welche Arten von Unterkünften kannst du auf Madeira empfehlen? Bei deiner Madeira Fotoreise habt ihr Übernachtungen an der Ost- und der Westküste. Würdest du das so auch Individualtouristen raten?
Sven Herdt: Die Unterkunft ist vermutlich davon abhängig, was man gerne hätte. Mit meiner Freundin hatte ich eine Wohnung über AirBnB. Somit waren wir sehr flexibel mit dem Frühstück, falls wir am Morgen mal länger unterwegs waren. Aber es gibt auch ein paar Hotels, die sich anbieten. Ich kann nur empfehlen, sich zwei Unterkünfte zu suchen und sich einmal auf den Westen und einmal auf den Osten zu konzentrieren. So spart man sich lange Fahrten am Morgen und auch während des ganzen Tages. Ich empfinde es einfach als Luxus ,wenn man im Umkreis von 15 Minuten für jeden Tag einen anderen Fotospot hat und nicht erst einmal eine Stunde im Auto sitzen muss, um schöne Orte zu erreichen.
Empfohlene Reisedauer für einen Madeira Urlaub
Fotonomaden: Wieviel Zeit würdest du für eine Madeira Fotoreise vorschlagen?
Sven Herdt: Das ist eine schwierige Frage. Als Fotograf möchte man ja teilweise Orte ein weiteres Mal besuchen, um möglicherweise die gewünschte Stimmung zu erhalten. Aber ich denke, dass man einiges in einer Woche sehen kann. Wer jedoch auch gerne wandert und zu Fuss unterwegs ist, dem empfehle ich 10 Tage. Es geht natürlich immer länger, um noch mehr kennen zu lernen. Aber in dieser Zeit erhält man einen guten Eindruck der Insel.
Tipps für Unternehmungen auf Madeira
Fotonomaden: Was kann man außer Landschaftsfotografie noch unternehmen auf Madeira?
Sven Herdt: Wie bereits erwähnt, ist die Insel bekannt für ihre Wanderungen. Man kann Tage damit verbringen, jeden Tag eine neue Tour zu unternehmen und neue Orte zu entdecken. Ebenfalls ist die Insel ja auch als Blumeninsel bekannt. Also wer sich für exotische Blumen interessiert, ist hier sicherlich auch gut aufgehoben. Besonders im April und Mai blüht die ganze Insel. Ebenfalls war ich vom Whalewatching begeistert. Hier hat man gute Chancen Delfine und Wale aus nächster Nähe zu sichten.
Fotomotive auf Madeira
Fotonomaden: Dein Fokus liegt ja auf der Landschaftsfotografie. Welche Fotomotive kann man sich diesbezüglich auf Madeira erwarten?
Sven Herdt: Die Motive auf Madeira kann man wohl in drei große Kategorien teilen. Da wäre zum einen mal die Küste. Hier gibt es von höher gelegenen Plätzen geniale Ausblicke. Ebenfalls kann man direkt an das Meer heran gehen und klassische Seascape-Aufnahmen machen.
Dann gibt es natürlich auch die Wälder. Vor allem Fanal ist bekannt für seine uralten Lorbeerwälder. Aber es gibt deutlich mehr Wälder, die fotografisch interessant sind. Manchmal kommt man sich vor wie in Jurrassic World mit all den Riesenfarnen und der Vegetation. Auf den Wanderungen in den Wäldern entdeckt man dann auch häufig schöne Bäche oder eben auch Wasserfälle.
Die letzten Motive befinden sich im Gebirge. Hier hat man tolle Berglandschaften. Der Pico do Arieiro ist davon wohl der bekannteste, da man mit dem Auto bis an den Gipfel heran kommt und man wunderschöne Motive vorfindet. Teilweise ist man dabei über einer Decke aus Wolken was natürlich für besondere Stimmungen sorgt.
Empfohlene Fotoausrüstung für einen Madeira Urlaub
Fotonomaden: Welche Fotoausrüstung sollte man für die Reise einpacken?
Sven Herdt: Ich habe auf meinen meisten Touren eine große Palette an Brennweiten dabei. Von 15mm – 500mm ist alles in meinem Rucksack. Wenn man gerne Blumen fotografiert, macht ein zusätzliches Makroobjektiv vermutlich Sinn. Ebenfalls nehme ich natürlich Filter mit. Dabei habe ich einen Polfilter, sowie unterschiedliche Graufilter und Grauverlaufsfilter dabei. Ein Stativ sollte bei der Landschaftsfotografie natürlich immer dabei sein. All das gebe ich in einen Rucksack mit dem man auch gut wandern kann. Wer gerne mit einer Drohne fotografieren möchte, muss sich bei der Luftfahrtbehörde in Portugal registrieren. Für Flüge über das Meer sind zudem weitere Auflagen nötig.
Madeira Fotospotskarte
Fotonomaden: Für alle, die nicht auf deine Gruppenreise mitfahren können, aber trotzdem die schönsten Madeira Fotospots ohne großen Recherche- und Zeitaufwand aufnehmen wollen, hast du wieder eine digitale Fotospots Karte zusammengestellt. Kannst du kurz erklären, was einen bei dieser Karte erwartet?
Sven Herdt: Mit meiner Madeira Reisekarte* erhält man etwa 30 Fotolocations zur Landschaftsfotografie auf Madeira. Für jede Location gibt es zudem nützliche Informationen, wie z.B. Tageszeit und weitere Fototipps, sowie Beispielbilder. Die Karte enthält auch weitere Orte, jedoch im Moment ohne Beispielbilder und Informationen zum Scouten. Ebenfalls enthält die Karte Wanderungen, nützliche Infrastruktur, sowie geeignete Parkplätze an den Fotolocations. Da die Karte über Google Maps läuft kann man sich so ganz einfach an die Parkplätze navigieren lassen.
In Zukunft werden wir noch weitere Informationen und Bilder hinzu fügen. Diese Updates geschehen ganz automatisch und man muss sich um nichts weiter kümmern. Auch wenn man die meisten Orte sicherlich durch lange Internetrecherche finden würde, spart man sich Tage der Planung am Computer. Ich denke einfacher kann man es kaum haben für eine selbst organisierte Fotoreise nach Madeira.
Fotonomaden: Herzlichen Dank für die hilfreichen Tipps, Sven!
Sven Herdt: Ich freue mich über das Interview und wünsche euch eine gute Zeit. Allen Lesern, die nun auf dem Geschmack gekommen sind, wünsche ich eine wunderbare Reise mit tollen Erlebnissen und spektakulären Licht.
Weitere Tipps für die Planung deines Madeira Urlaubs
Auf der Webseite des Madeira Fremdenverkehrsamts findest du viele weitere Infos zu Sehenswürdigkeiten, Ausflügen, Unterkünften und mehr. Auf der englischsprachigen Webseite Events Madeira findest du eine Übersicht der aktuellen Veranstaltungen. Neben dem Karneval bieten, unter anderem, auch Folklore Veranstaltungen mit den bunten Trachten interessante Fotomotive.
Wie auch auf den kanarischen Inseln findet man hier wunderschöne Naturpools. Wenn du, so wie ich, gerne Blumen fotografierst, dann solltest du dir auch Zeit für den Besuch einiger der tollen Gärten nehmen. Viele einfache Fototipps und -ideen dafür findest du übrigens in meinem E-Book Bezaubernde Blumenfotografie.
Neben den schönen Gartenanlagen findest du auch interessante Architekturmotive, wie die bunten, dreieckigen, strohgedeckten Casas de Santana. Auch die Häfen bieten abwechslungsreiche Fotomotive.
Zum Abschluß noch zwei Buchtipps für deine Reiseplanung: Der kompakte Marco Polo Reiseführer Madeira und Porto Santo* enthält die wichtigsten Infos und eine kostenlose Touren-App mit On- und Offline Karten. Wenn du gerne wanderst, findest du im Rother Wanderführer* 70 Touren mit den dazugehörigen GPS Tracks.